28
Mrz
2009

Joggen mit Hindernissen

Mein neuer Job hält mich ganz schön auf Trab. So hatte ich gestern zwar morgens frei und mir fest vorgenommen, an meinem Krimi zu arbeiten. Aber irgendein dummes Jobproblem surrte der Frogg im Kopf herum. Sie sah sich ausser Stande, sich auf die Feinheiten ihres dramaturgisch anspruchsvollen Plots zu konzentrieren. Sie musste grübeln.

Draussen schien ausnahmsweise die Sonne.

"Joggen wäre jetzt genau das Richtige!", sagte sich die Frogg. "Das beruhigt den Geist und sorgt für Ausgleich!" Und siehe da: Ich ging joggen. Obwohl ich selber staunte über diesen ungewohnten Drang hinaus an die frische Luft. Naja, vielleicht war er nur eine seltsame Blüte der Prokrastination. Vielleicht lief ich einfach vor meinem Krimi davon.

Ich war auf das Schlimmste gefasst. Im letzten halben Jahr beschränkten sich meine Fitness-Programme auf eine halbe Stunde Gummizellen-Joggen pro Woche und ein paar Turnübungen vor dem Fernseher. Mit dem Schwindel würde ich umgehen können. Aber ich fragte mich dennoch, ob ich fit genug für die einstündige Runde um den Göttersee war.

Der Start war tatsächlich ein Desaster. Ich bin immer unsportlich gewesen, und als Joggerin war ich auch zu meinen besten Zeiten eine Lachnummer: Immer etwas schwerfällig, immer viel zu langsam. "Du läufst ja vor Ort!" pflegte Herr T. zu feixen. Aber diesmal war es wirklich schlimm: Meine eigenes Gewicht schien mich magnetisch an den Boden zu heften. Und wie das Bäuchlein schwabbelte! Wie die Speckröllchen an den Schenkeln bremsten! Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin nicht dick. Höchstens etwas üppig. Ich habe einen BMI von 23,6. Aber ich fühlte mich, als sei ich 200 Kilo schwer. Wenn das so weiter geht, werde ich bald zu gravitätischeren Sportarten übergehen müssen: Nordic Walking oder so. Schlimm.

Dennoch wollte ich gerade erfreut feststellen, dass ich das Ende des Sees wohl erreichen würde. Da stoppte ein rotweisses, über den Waldweg gespanntes Band mein Getrampel. "Holzschlag", hiess es auf einer Tafel, und im Gehölz, weit weg sah die Frogg Männer in orangen Gwändli. Ein furchtbares Dilemma. Sollte ich klein beigeben und umkehren? Oder durchs Unterholz zum nahen Strässchen hoppeln, von dem aus es einen Umweg um das beholzte Gebiet gab? Einen weiten Umweg.

In einem früheren Leben hätte ich auf die Zähne gebissen und hätte den Umweg gewählt. Diesmal kehrte ich um. "Du wirst in Deinem Leben noch viel Zeit zum Joggen haben!" sagte ich zu Frau Frogg.

Die Strafe für meine Faulheit ereilte mich schon nach wenigen Hundert Metern: Ich sah den schönen Pascal auf mich zukommen. Wenn es jemanden gibt, von dem ich beim Joggen nicht gesehen werden will, dann ist es der schönste Mann, den ich kenne. Nicht, dass der eine Sportskanone wäre. Ich stehe nicht auf Sportskanonen. Aber keine Frau will dem schönsten Mann, den sie kennt, in der uncoolsten Lebenslage begegnen, in der sie sich sich selber vorstellen kann.

Ich versuchte, wenigstens einigermassen normal auszusehen. Es gelang mir so halbwegs, glaube ich. Jedenfalls rollte er sich nicht auf dem Boden vor Lachen. Im Gegenteil: Er beachtete mich kaum.

Was auch gut war. Sonst müsste ich mir noch überlegen, künftig in einer Burkha joggen zu gehen. Und das würde alles noch viel schwieriger machen.

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steppenhund - 28. Mär, 18:28

Da muss ich sehr schmunzeln:)

diefrogg - 28. Mär, 18:30

Danke :))

la-mamma - 28. Mär, 19:09

ach was haben sie denn?

dass man nur seinem eigenen gewicht folgen muss (allerdings schräg nach vorne) ist doch das geheimnis des joggens. richten sie das doch dem schönen herrn das nächste mal aus;-)

diefrogg - 28. Mär, 21:25

Aber dafür...

muss man ja erst seine Beine vom Boden bekommen! Da liegt das Problem!
brigitte - 28. Mär, 20:47

mich würde interessieren, wie der schöne pascal zum nachnamen heisst. anfangsbuchstabe genügt. ich kenne nämlich auch einen sehr schönen pascal. und die schweiz ist ja bekanntlich klein.

diefrogg - 28. Mär, 21:27

Er heisst natürlich...

nicht Pascal ;) Der Name ist frei erfunden, auch wenn der Mann existiert. Ich war immer der Auffassung, ein schöner Mann sollte Pascal heissen... oder vielleicht... hm... ich muss noch ein bisschen drüber nachdenken.
brigitte - 29. Mär, 17:05

pascal passt, finde ich (kenne nur den einen ;-)).
veronikaha - 28. Mär, 23:57

Könntest du nicht angeben, zu welcher Stunde du denn dem hübschen Herrn begegnet bist? Da würde ich mich sogar bequemen mitzuhecheln, und das würde dich im Vergleich ins beste Licht rücken! Stell dir vor, wieviele Mitjoggerinnen du plötzlich hättest, und wie elegant du mitten im Grüppchen verschwinden und vielleicht sogar ein teeniemässiges Kichern riskieren könntest...

jonash - 30. Mär, 20:00

dachte, der krimi sei schon fertig :)
aber ist sie wohl nie, hm, die geschichte.. geht mir auch so

diefrogg - 31. Mär, 19:24

Nein, nein, Jonas!

Das war der zweite Entwurf. Im Moment feile ich an einem dramaturgischen Problem, das sich bei der Überarbeitung stellte. Ein Gebastel ist das, sage ich Dir! Manchmal frage ich mich, ob ich nicht besser das Leben geniessen würde...

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