10
Dez
2011

Paranoia bei der Autobahnraststätte

Wie ich auf meiner grossen Wanderung von Luzern nach Norden erst einmal Rothenburg erreichte, habe ich hier erzählt. Von hier hielt ich weiter Richtung Norden. Bald stiess ich auf die letzten Vorposten von Suburbanien.

eigental_sempach 021

Nach dieser Wandmalerei an einem Gewerbe-Gebäude waren ringsum nur noch Weiden und Wäldchen zu sehen. Aber die Ländlichkeit täuscht. Durch diese Gegend führt seit dem 13. Jahrhundert die Route von Hamburg nach Palermo. Ich wusste, dass die Falten dieser Landschaft eine mächtige Autobahn verbergen, eine Bahnlinie und eine Anlage mit nicht weniger als 26 riesigen Gastanks und einem Dutzend kleinen. Und die Autobahnraststätte Neuenkirch.

Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl ist, sich dieser Anlage zu Fuss anzunähern. So folgte ich dem Strässchen zur Anlage auf Schusters Rappen und ich weiss jetzt: Es fühlt sich verboten an. Das ganze Gelände ist dick mit Maschendraht eingefasst. Zugang gibts nur über eine Autospur. Ich wollte durch den Maschenzaun wenigstens ein Bild vom Motel machen. Aber der Anblick war zu unfotogen. Ich ging schnell weiter.

Doch noch 100 Meter weiter, am nächsten Waldrand, schien ich mich im trostlosen Niemandsland der Autobahnraststätte zu befinden. Als ich dort ein parkiertes Auto sah, dachte die Landstreicherin: "Wer geht denn an so einem gottvergessenen Ort im Wald spazieren? Ein Kinderschänder? Ein Serienmörder?"

Nochmals 200 Meter weiter, wieder zwischen Kuhweiden, bekam ich sogar einen Anfall von Paranoia. Ein feldgrüner Helikopter blieb genau über meinem Kopf blieb er sicher einer Minute in der Luft stehen. Hatte ich mit meiner Fotografiererei hinter dem Motel an der Autobahn gar den Staatsschutz aufgeschreckt? Bin ich jetzt terrorverdächtig? Bestimmt hat man mich inzwischen identifiziert und sogar meinen Blog gefunden. Ich erkläre hier deshalb noch einmal ausdrücklich: Ich bin eine harmlose Spaziergängerin. Ich tue keiner Fliege etwas zuleide. Das Bild von der Raststätte war fundemental hässlich und nutzlos. Ich habe es nie verwendet und längst gelöscht.

Der Helikopter machte schliesslich eine Schleife im Feld nebenan. Dann verschwand er in die Richtung, aus der er gekommen war. Ich ging mit klopfendem Herzen weiter und erreichte kurz vor 15 Uhr Sempach Station. Bis ins Städtchen Sempach geht man von hier noch 20 oder 30 Minuten zu Fuss. Aber dort gibt es kaum öffentlichen Verkehr.

Ich verschob eine Tour im Städtchen aufs nächste Mal und stieg zufrieden in die S-Bahn nach Luzern. Ich stellte fest: Im Mittelalter dauerten selbst Tagesmärsche länger als heute.

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