Hütet Euch vor Haacker
Er sieht ganz unscheinbar aus, dieser Christoph Haacker. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Er sitzt hinter dem Stand seines Kleinverlags Arco und bewacht seine Bücher. Denkt man, wenn man so an der Messe Luzern bucht unterwegs ist wie ich das letztes Jahr war. Was sollte er auch sonst tun? Alle machen das hier so.
Aber wehe man (oder frau) nähert sich Haackers Büchern und lässt seinen Blick aus Hördistanz über die Bände auf seinem Stand schweifen. Dann enthüllt Haacker seine wahre Natur: Er löst sich von seinem Stuhl. Er spricht. Er wird zum Verkäufer. Zu einem hervorragenden Verkäufer. Zum Verführer. Er lässt die Kundin sofort durchschauen, dass er nichts anderes will als ihr etwas verkaufen. Unbedingt. Das ist sein Job. So ist das Leben, machen wir uns einen gepflegten, feinen Spass draus, sagen seine Mundwinkel, derweil er spricht! Und so wird die Kundin nicht gehen, bevor sie ein Buch erstanden hat, einfach weil sie sein Spiel mag. Er muss seine Verkäuferlehre bei einem Türken gemacht haben!
Mir hat er letztes Jahr Ludwig Winders "Die Pflicht" aufgeschwatzt. Er machte mich glauben, es sei ein Krimi. Ist es nicht. Es ist die Geschichte eines Widerstandskämpfers im Prag des Zweiten Weltkriegs. Präzis in der Sprache, karg, parabelhaft beinah. Es war nicht das begeisterndste Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe. Aber es vermittelte mir ein paar höchst bedenkenswerte Einsichten über den Geist des tschechischen Widerstands. Über die Situation eines kleinen Landes in der Nähe des Tausenjährigen Reiches.
"Nehmen Sie es nach Hause und lesen Sie es! Wenn es Ihnen nicht gefällt, nehme ich es wieder zurück!" hatte er mir nachgerufen
Nun ja, ich bin ja nicht der Typ, der bei so etwas die Probe aufs Exempel macht!
"Und sonst kommen Sie nächstes Jahr und sagen Sie mir, wie es Ihnen gefallen hat" hatte er auch gesagt.
Das tat ich am Wochenende, als wieder "Luzern bucht" war. Dann kaufte ich ihm ohne lange zu verhandeln Vladimir Körners "Adelheid"ab.
"Aber seien Sie gewarnt! Es ist todtraurig!" rief er mir noch nach.
Erst draussen wurde mir klar: Ich hatte es ihm diesmal viel zu leicht gemacht.
Aber wehe man (oder frau) nähert sich Haackers Büchern und lässt seinen Blick aus Hördistanz über die Bände auf seinem Stand schweifen. Dann enthüllt Haacker seine wahre Natur: Er löst sich von seinem Stuhl. Er spricht. Er wird zum Verkäufer. Zu einem hervorragenden Verkäufer. Zum Verführer. Er lässt die Kundin sofort durchschauen, dass er nichts anderes will als ihr etwas verkaufen. Unbedingt. Das ist sein Job. So ist das Leben, machen wir uns einen gepflegten, feinen Spass draus, sagen seine Mundwinkel, derweil er spricht! Und so wird die Kundin nicht gehen, bevor sie ein Buch erstanden hat, einfach weil sie sein Spiel mag. Er muss seine Verkäuferlehre bei einem Türken gemacht haben!
Mir hat er letztes Jahr Ludwig Winders "Die Pflicht" aufgeschwatzt. Er machte mich glauben, es sei ein Krimi. Ist es nicht. Es ist die Geschichte eines Widerstandskämpfers im Prag des Zweiten Weltkriegs. Präzis in der Sprache, karg, parabelhaft beinah. Es war nicht das begeisterndste Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe. Aber es vermittelte mir ein paar höchst bedenkenswerte Einsichten über den Geist des tschechischen Widerstands. Über die Situation eines kleinen Landes in der Nähe des Tausenjährigen Reiches.
"Nehmen Sie es nach Hause und lesen Sie es! Wenn es Ihnen nicht gefällt, nehme ich es wieder zurück!" hatte er mir nachgerufen
Nun ja, ich bin ja nicht der Typ, der bei so etwas die Probe aufs Exempel macht!
"Und sonst kommen Sie nächstes Jahr und sagen Sie mir, wie es Ihnen gefallen hat" hatte er auch gesagt.
Das tat ich am Wochenende, als wieder "Luzern bucht" war. Dann kaufte ich ihm ohne lange zu verhandeln Vladimir Körners "Adelheid"ab.
"Aber seien Sie gewarnt! Es ist todtraurig!" rief er mir noch nach.
Erst draussen wurde mir klar: Ich hatte es ihm diesmal viel zu leicht gemacht.
diefrogg - 9. Mär, 21:33
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rainer.kuehn - 9. Mär, 23:09
das ist eine schöne geschichte. ich erinnere mich an die minipressenmesse in mainz, vor ca. 87 jahren, wo auch so ein verleger eins seiner drei bücher an den mann bringen wollte. ich sagte ihm zwar immer, es sei meine frau, aber in der verlagsbranche hilft widerrede grad gar nicht.
diefrogg - 10. Mär, 11:22
Oh, vor ungefähr...
87 Jahren! Das war vielleicht Haackels Grossonkel. Dann muss das Verkäufertalent in der Familie liegen!
steppenhund - 10. Mär, 11:42
Wirklich eine sehr schöne Geschichte. Warum soll man es den Leuten aber auch immer schwer machen?
Adelheid - hm, das isst wohl die moderne Fassung von Heidi. Das ist ja auch sehr traurig. Da habe ich viel dabei geweint.
Adelheid - hm, das isst wohl die moderne Fassung von Heidi. Das ist ja auch sehr traurig. Da habe ich viel dabei geweint.
diefrogg - 10. Mär, 12:13
*lach*..."Heidi" in der...
tschechischen Variante! Das ist ja ein richtiger Leseanreiz! Das reizt zum Vergleichen. Das könnte tatsächlich traurig werden. Immerhin hatte ja unser Heidi aus Bad Ragaz die Berge als Trost und die gesunde Ziegenmilch und den Geissenpeter. Wer weiss, ob Tschechien derlei Trost zu bieten hat... naja, das Pils vielleicht.
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