Er sagte laut: "Grüezi!"
Neulich begegnete ich in einem Schweizer Zug einem merkwürdigen Kondukteur*. Er sagt zu jedem Fahrgast ausserordentlich laut: "Grüezi!" oder "Billette bitte!" oder "Danke!"
Die Passagiere drehten sich nach ihm um. Sie hofften wohl, eine Spasskanone vor sich zu haben. Solche Menschen trifft man hierzulande gelegentlich im öffentlichen Dienst: Sie betrachten ihren Arbeitsplatz als Bühne für ihr mehr oder weniger sympathisches komödiantisches Talent und begegnen jedem Kunden mit einem blöden Spruch. Sie erfreuen sich erstaunlicher Beliebtheit. Es scheint einen stillen Konsens darüber zu geben: Man sollte jeden belohnen, der wenigstens versucht, unseren angeblich so stieren Alltag mit Humor zu beleben.
Aber dieser Schaffner war keine Spasskanone. Er sagte einfach nur sehr vernehmlich das Übliche. Er war seltsam. Er zog Aufmerksamkeit auf sich und belohnte sie nicht. Er war laut und blieb doch verschlossen.
Erst bei seinem zweiten Durchgang sah ich, dass er Hörgeräte trug.
Da wuchs meine Hochachtung für den Mann. Erst recht, als er einem englischsprachen Fahrgast eine Frage in gutem Englisch beantwortete. Und auch mein Respekt vor seinem Arbeitgeber wuchs. Ich habe selber lernen müssen: Zunehmende Schwerhörigkeit ist ein Hürdenlauf mit höchst sturzgefährlichen Hindernissen - gerade in einer Branche mit viel Kundenkontakt.
* auf Hochdeutsch: Schaffner.
Die Passagiere drehten sich nach ihm um. Sie hofften wohl, eine Spasskanone vor sich zu haben. Solche Menschen trifft man hierzulande gelegentlich im öffentlichen Dienst: Sie betrachten ihren Arbeitsplatz als Bühne für ihr mehr oder weniger sympathisches komödiantisches Talent und begegnen jedem Kunden mit einem blöden Spruch. Sie erfreuen sich erstaunlicher Beliebtheit. Es scheint einen stillen Konsens darüber zu geben: Man sollte jeden belohnen, der wenigstens versucht, unseren angeblich so stieren Alltag mit Humor zu beleben.
Aber dieser Schaffner war keine Spasskanone. Er sagte einfach nur sehr vernehmlich das Übliche. Er war seltsam. Er zog Aufmerksamkeit auf sich und belohnte sie nicht. Er war laut und blieb doch verschlossen.
Erst bei seinem zweiten Durchgang sah ich, dass er Hörgeräte trug.
Da wuchs meine Hochachtung für den Mann. Erst recht, als er einem englischsprachen Fahrgast eine Frage in gutem Englisch beantwortete. Und auch mein Respekt vor seinem Arbeitgeber wuchs. Ich habe selber lernen müssen: Zunehmende Schwerhörigkeit ist ein Hürdenlauf mit höchst sturzgefährlichen Hindernissen - gerade in einer Branche mit viel Kundenkontakt.
* auf Hochdeutsch: Schaffner.
diefrogg - 20. Mai, 17:54
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
steppenhund - 20. Mai, 20:59
Schaffner gibt es keine mehr. Nur mehr Zugbegleiter.
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Aus irgendeinem Grund hat jemand entschieden, dass Schaffner despektierlich ist. Sehr merkwürdig:)
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Aus irgendeinem Grund hat jemand entschieden, dass Schaffner despektierlich ist. Sehr merkwürdig:)
diefrogg - 21. Mai, 16:16
Danke für den Hinweis!
Das wäre einfach gewesen! Bei uns heissen die offiziell auch Zugbegleiter. Das hat sich aber im Volksmund noch nicht durchgesetzt, soweit ich weiss.
nömix - 21. Mai, 18:32
Obwohl der willkürliche Terminus "Zugbegleiter" statt Schaffner freilich unsinnig ist. Der begleitet den Zug ja nicht, er fährt ja darin mit.
(Aber das ist halt des Schaffners Los, das Schaffnerlos.)
(Aber das ist halt des Schaffners Los, das Schaffnerlos.)
diefrogg - 21. Mai, 21:30
Köstlich!
Wer hätte gedacht, dass einmal die Fanpage der Wiener Linien bei mir verlinkt würden! Und das nich mit einer so vieldeutigen Grafik.
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