Achtung Trickbetrug!
Es war heute um 10.15 Uhr. Ich war auf einem wenig begangenen Strässchen* in Luzern unterwegs. Ein Mann kam mir entgegen. Genau vor mir bückte er sich - da lag ein Ring im frisch gefallenen Schnee. Er hob ihn auf. Ich dachte: "Hübsch! Hoffentlich bringt er ihn aufs Fundbüro!" Ich hielt gar nicht an.
Der Mann rief mir nach: "Goldring gefunden! Sehen Sie!" Er eilte mir nach und hielt mir aufgeregt den Klunker unter die Nase. Er hatte eine kleine Alkoholfahne und sprach gebrochen Deutsch. "Ist Gold, sehen Sie! Stempel!" Er zeigte mir die zwei kleinen Gravuren auf der Innenseite des Schmuckstücks.
(Quelle: www.ksta.de)
Erst jetzt leuchtete irgendwo in meinem Hirn ein Alarmlämpchen auf. Da war doch etwas mit Trickbetrügern und gefälschten Goldringen und Stempeln... "Vous parlez français?" fragte der Mann. Ich sagte: "Un peu." Ich höre heute gut. Ich traute mir Französisch zu. Gleichzeitig arbeitete mein Hirn fieberhaft, aber langsam wie ein überlasteter Arbeitsspeicher.
Ich solle den Ring nehmen, sagte er. Er könne ihn nicht tragen - er zeigte mir seine Finger, die zu dick für den Ring waren. "Non, non, gardez-le!" sagte ich. Ich wollte nichts mit der Sache zu tun haben. Aber er war unnachgiebig. "La police..." sagte er und zeigte mit Gesten, dass er öfter gefilzt werde. Da nahm ich den Ring, bedankte mich und ging weiter. Immer noch drehte es in meinem Kopf leer.
Wieder eilte der Mann mir nach. Ob ich ihm nicht etwas Geld geben könne, er habe Hunger, sagte er. Inzwischen hatte mein Hirn das richtige File zu diesem Vorfall heruntergeladen. Jetzt musste ich es nur noch öffnen. Ich kramte in meinem Portmonee und gab dem Mann einen Fünfliber**.
Das sei nicht genug, bedeutete er mir. Er wolle mehr, schliesslich... Er wollte gerade ziemlich laut werden, als mein Erinnerungsvermögen endlich glasklare Daten lieferte: Natürlich! Genau eine solche Story hatte ich kürzlich in der Lokalzeitung gelesen. Die Goldringe seien gefälscht - man erkenne es am Doppelstempel. Mehrere ältere Leute seien auf den Trick hereingefallen und hätten den Klunker beim Goldschmied gegen Bares eintauschen wollen.
"ça suffit, Monsieur!" sagte ich bestimmt, legte den Ring wieder in den Schnee und ging weiter.
Seid gewarnt, Leser! Ähnliche Geschichten sollen sich auch anderswo zugetragen haben, etwa in Köln, Paris, Bochum und Mönchengladbach.
* Für Ortskundige: an der Ahornstrasse im Neustadtquartier
** Ein Fünffrankenstück
Der Mann rief mir nach: "Goldring gefunden! Sehen Sie!" Er eilte mir nach und hielt mir aufgeregt den Klunker unter die Nase. Er hatte eine kleine Alkoholfahne und sprach gebrochen Deutsch. "Ist Gold, sehen Sie! Stempel!" Er zeigte mir die zwei kleinen Gravuren auf der Innenseite des Schmuckstücks.
(Quelle: www.ksta.de)
Erst jetzt leuchtete irgendwo in meinem Hirn ein Alarmlämpchen auf. Da war doch etwas mit Trickbetrügern und gefälschten Goldringen und Stempeln... "Vous parlez français?" fragte der Mann. Ich sagte: "Un peu." Ich höre heute gut. Ich traute mir Französisch zu. Gleichzeitig arbeitete mein Hirn fieberhaft, aber langsam wie ein überlasteter Arbeitsspeicher.
Ich solle den Ring nehmen, sagte er. Er könne ihn nicht tragen - er zeigte mir seine Finger, die zu dick für den Ring waren. "Non, non, gardez-le!" sagte ich. Ich wollte nichts mit der Sache zu tun haben. Aber er war unnachgiebig. "La police..." sagte er und zeigte mit Gesten, dass er öfter gefilzt werde. Da nahm ich den Ring, bedankte mich und ging weiter. Immer noch drehte es in meinem Kopf leer.
Wieder eilte der Mann mir nach. Ob ich ihm nicht etwas Geld geben könne, er habe Hunger, sagte er. Inzwischen hatte mein Hirn das richtige File zu diesem Vorfall heruntergeladen. Jetzt musste ich es nur noch öffnen. Ich kramte in meinem Portmonee und gab dem Mann einen Fünfliber**.
Das sei nicht genug, bedeutete er mir. Er wolle mehr, schliesslich... Er wollte gerade ziemlich laut werden, als mein Erinnerungsvermögen endlich glasklare Daten lieferte: Natürlich! Genau eine solche Story hatte ich kürzlich in der Lokalzeitung gelesen. Die Goldringe seien gefälscht - man erkenne es am Doppelstempel. Mehrere ältere Leute seien auf den Trick hereingefallen und hätten den Klunker beim Goldschmied gegen Bares eintauschen wollen.
"ça suffit, Monsieur!" sagte ich bestimmt, legte den Ring wieder in den Schnee und ging weiter.
Seid gewarnt, Leser! Ähnliche Geschichten sollen sich auch anderswo zugetragen haben, etwa in Köln, Paris, Bochum und Mönchengladbach.
* Für Ortskundige: an der Ahornstrasse im Neustadtquartier
** Ein Fünffrankenstück
diefrogg - 16. Jan, 17:05
7 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
acqua - 16. Jan, 22:31
Ein Hoch auf die Lokalzeitung!
Aber was hat es mit dem Doppelstempel auf sich?
Aber was hat es mit dem Doppelstempel auf sich?
diefrogg - 17. Jan, 16:36
Keine Ahnung!
Auch meine Quellen in Bochum, Köln, Paris und Mönchengladbach gaben darüber keine Auskunft. Ich kann nur vermuten, dass der Goldschmied mit der kriminellen Energie sich dachte: "Doppelt goldig wirkt doppelt echt."
iGing - 17. Jan, 16:44
Vielleicht ein Zeichen für die Gaunerclique, damit sie ihre eigenen Ringe im Zweifelsfall auch erkennen?
diefrogg - 18. Jan, 17:39
:))
Besonders viel Know-how scheinen diese Leute ja zum Glück nicht zu haben. Ich glaube ohnehin, der Trick funktioniert vor allem, weil er die Leute verwirrt. Wann passiert es schon, dass Dir jemand einen Goldring schenkten will?
Was mich an der Story in der Zeitung erschüttert hat: Offenbar gibt es viele Leute, die den Ring dann nicht aufs Fundbüro bringen, sondern die ihn zu Barem machen wollen. Man stelle sich vor, das wäre ein echter Ring gewesen, ein Ehering! Welch ein Drama im Haus der Person, die das gute Stück verloren hat.
Was mich an der Story in der Zeitung erschüttert hat: Offenbar gibt es viele Leute, die den Ring dann nicht aufs Fundbüro bringen, sondern die ihn zu Barem machen wollen. Man stelle sich vor, das wäre ein echter Ring gewesen, ein Ehering! Welch ein Drama im Haus der Person, die das gute Stück verloren hat.
nömix - 17. Jan, 17:39
Da lobt man sich dagegen die ehrliche Direktheit des Schnorrer-Kollegen, den Kollegin Lisa Neun aufgetan hat, unteres Foto ;)
diefrogg - 18. Jan, 17:50
Ja, da würd' ich...
auch was geben! Ganz bestimmt. Auch dem Mann mit dem Goldring aus Plastik habe ich keine Szene um den Fünfliber gemacht. Wahrscheinlich hat er sich ein weiteres Kafi Zwätschge davon gekauft. Was solls? Es war ja so kalt, der Mensch brauchte etwas Trost und Wärme.
chamäleon123 - 31. Jan, 17:16
Einem sehr muskulösen und eindrucksvollen Herrn aus derselben Branche sind der Liebste und ich mal in Nizza begegnet. Es endete damit, dass wir trotz geduldigem Zuhören und Pastis-Spende auf der Promenade lauthals als üble und fiese Rassisten beschimpft wurden. Désagréable! Auf den Stempel haben wir, etwas echauffiert von der Flucht, nicht geachtet..
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