17
Dez
2012

Verloren im Wald

Vor einem Monat habe ich meine Leser an einem äusserst unwirtlichen Ort hängen lassen. Ihr erinnert Euch: Meine Spazier-Exkursion nach Norden brach Mitte November an einem wohl mit ironischer Absicht "im Venedig" genannten Weg am Rand von Sursee abrupt ab. Mitten im Autobahnlärm.

So etwas ist schäbig und sonst nicht meiner Art. Aber ich habe eine halbwegs plausible Entschuldigung: Ich wusste schlicht nicht, wie ich die Geschichte meines Weitermarsches erzählen sollte. Real sah die Lage so aus: Vor mir lag der Surseer Wald. Ich hatte die Wahl zwischen drei Routen nach Norden, und am Wegrand standen auch zwei gelbe Wegweiser. Aber keiner zeigte exakt nach einem der möglichen Ziele. Es war wie verhext. Ich sah vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.



Narrativ spielte ich an dieser stelle auf Zeit. Ich schrieb die viel beachtete Kolumne Geheimnisse aus der Luzerner Provinz über Kuriositäten unter den Luzerner Flurnamen. Das machte Sinn, denn vor mir lagen zwei mögliche Ziele, deren Namen unbedingt zu den Kuriositäten zählen: "Chnutu" (Knutwil) und, preisverdächtig, "Teret" (St. Erhard) - soll mich keiner fragen, welches Lautgesetz so etwas hervorgebracht hat!

Aber dann brachte ich Teret und Chnutu in meiner Kolumne nicht einmal unter. So schwierig ist es manchmal, in einer Geschichte von A nach B zu kommen!

In der Realität folgte ich nach einigem Zögern zunächst der Sure. In meinem letzten Beitrag habe ich sie noch Suhre genannt. Unterdessen hat mich aber ein Bewohner der Gegend unwirsch darauf aufmerksam gemacht, dass sich das Fliessgewässer erst im Kanton Aargau ein "h" aneignet. So viel zu den hauchfeinen Unterschieden, die der Kantönligeist bei uns erzwingt.

Überhaupt gehört die Sure zu den Gewässern, die viele Leute mit einem heimatseligen Leuchten in den Augen erwähnen. Weshalb, ist mir immer noch schleierhaft. Für mich ist und bleibt sie ein unscheinbares Flüsschen mit einer undefinierbaren Farbe.



Vielleicht eignet sie sich im Kanton Aargau mit dem "h" eine herbe Schönheit an - wer weiss? Ich nicht. Nach einigen hundert Schritten hatte ich genug von ihr gesehen. Ich bog ab und folgte meinem Instinkt und einem Wegweiser Richtung Knutwil. Erst jetzt geht die Geschichte weiter - und wird richtig märchenhaft! Aber davon später.

Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/232595516/modTrackback

walküre - 18. Dez, 19:14

Mein Gehirn besteht beharrlich beim Lesen auf "Cthulhu" statt "Chnutu". Soviel zur Exotik des schweizerischen Idioms. :-)

diefrogg - 19. Dez, 15:10

Das musste ich...

erst mal googeln, bevor mich Ihr Kommentar zum Schmunezlen brachte! Für Nicht-Eingeweihte hier mehr.

Nun, bald wird es ja mehr über "Chnutu" zu lesen geben - ob dann surreale Elemente ins Spiel kommen, wird sich weisen ;)
logo

Journal einer Kussbereiten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Impressum

LeserInnen seit dem 28. Mai 2007

Technorati-Claim

Archiv

Dezember 2012
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
10
11
12
13
14
16
18
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
31
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Kommentar
Liebe Frau frogg, schauen Sie bitte bei WordPress...
Freni - 28. Nov, 20:21
Ein schreckliches Tal
Soglio im Bergell, Oktober 2013. Was habe ich Freunde...
diefrogg - 6. Okt, 20:27
Liebe Rosenherz
Danke für diesen Kommentar, eine sehr traurige Geschichte....
diefrogg - 11. Jan, 15:20
Ja, die selektive Wahrnehmung...
auch positives oder negatives Denken genannt. In den...
diefrogg - 9. Jan, 18:14
liebe frau frogg,
ein bisschen versuch ich es ja, mir alles widrige mit...
la-mamma - 5. Jan, 14:04

Status

Online seit 7365 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Sep, 17:51

Credits


10 Songs
an der tagblattstrasse
auf reisen
bei freunden
das bin ich
hören
im meniere-land
in den kinos
in den kneipen
in den laeden
in frogg hall
kaputter sozialstaat
kulinarische reisen
luzern, luzern
mein kleiner
offene Briefe
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren