Zur Abkühlung
"Weisst Du, was ein Nebelmeer ist?" fragte ich Zoran. Nun ja, das Nebelmeer ist eigentlich ein winterliches Thema. Aber ich erzähle die Geschichte jetzt trotzdem. Denn die Frage stellte ich an einem lauen Sommerabend im Garten von Zoran und Dora im Jura. Sie hatten uns zu sich eingeladen, und wir diskutierten über eine Gegen-Einladung in die Innerschweiz.
Zoran kannte das Nebelmeer nicht. Er ist in Banja Luka geboren und verbrachte seine jungen Jahre in Sarajevo - bis zum Krieg in den 90er Jahren.
Wir erklärten ihm, was ein Nebelmeer ist - auch Inversionslage genannt und ein höchst sehenswertes Naturphänomen in der winterlichen Innerschweiz.
(Bild vom 9. Oktober 2010, Fräkmüntegg bei Luzern)
Für Nebelmeer-Nichtkenner hier Näheres.
"Ah! Das ist wie in Sarajevo!" sagt Zoran plötzlich. "In Sarajevo im Winter es ist immer grau in Stadt. Und vom Berg man sieht nicht in Stadt. Aber nicht weiss. Nur grau und braun über Stadt." Er zeigte, wie trüb die Luft in der Stadt war, und dass man kaum die Hand vor Augen sah. Und dass sie alle diesen Nebel gehasst hätten. "Erst im Krieg wir wollten Nebel. Wir brauchten Nebel. Wegen die Gewehre. Aber da war nichts mehr. Alles klar und blau. Weil: keine Autos, Fabriken still. Alles bestens für..." er zeigt mit einem imaginären Gewehr in den Händen, wie die Scharfschützen auf die Menschen in den Strassen schossen. Auch als Zuhörer sah man den verhängnisvoll blauen Himmel über der Stadt und die Angst der bedrohten Menschen.
Nach jenem Moment der Stille, den solche Geschichten erfordern fragte ich: "Wie habt Ihr denn diesen Nebel genannt."
"Wir nannten ihn Smog", sagte er.
Zoran kannte das Nebelmeer nicht. Er ist in Banja Luka geboren und verbrachte seine jungen Jahre in Sarajevo - bis zum Krieg in den 90er Jahren.
Wir erklärten ihm, was ein Nebelmeer ist - auch Inversionslage genannt und ein höchst sehenswertes Naturphänomen in der winterlichen Innerschweiz.
(Bild vom 9. Oktober 2010, Fräkmüntegg bei Luzern)
Für Nebelmeer-Nichtkenner hier Näheres.
"Ah! Das ist wie in Sarajevo!" sagt Zoran plötzlich. "In Sarajevo im Winter es ist immer grau in Stadt. Und vom Berg man sieht nicht in Stadt. Aber nicht weiss. Nur grau und braun über Stadt." Er zeigte, wie trüb die Luft in der Stadt war, und dass man kaum die Hand vor Augen sah. Und dass sie alle diesen Nebel gehasst hätten. "Erst im Krieg wir wollten Nebel. Wir brauchten Nebel. Wegen die Gewehre. Aber da war nichts mehr. Alles klar und blau. Weil: keine Autos, Fabriken still. Alles bestens für..." er zeigt mit einem imaginären Gewehr in den Händen, wie die Scharfschützen auf die Menschen in den Strassen schossen. Auch als Zuhörer sah man den verhängnisvoll blauen Himmel über der Stadt und die Angst der bedrohten Menschen.
Nach jenem Moment der Stille, den solche Geschichten erfordern fragte ich: "Wie habt Ihr denn diesen Nebel genannt."
"Wir nannten ihn Smog", sagte er.
diefrogg - 8. Aug, 10:24
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Jossele - 10. Aug, 10:00
Da fehlen mir jetzt einfach die passenden Worte...
diefrogg - 10. Aug, 14:28
Ja, das verstehe ich!
Da schält sich dann plötzlich wieder klar die Erkenntnis heraus: Wir leben DOCH in einem Land, in dem Milch und Honig fliessen. Ich bin immer wieder froh, wenn Leute wie Zoran mich ab und zu daran erinnern. Es gibt genug Leute wie ihn in unserem Land, die es uns täglich in Erinnerung rufen können. Aber die meisten werden nie gefragt.
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