9
Sep
2006

Blut spenden

Eben habe ich beim Aufräumen meinen Blutspendender-Ausweis gefunden. 0 Rh neg. C-D-E steht da drauf. Ich weiss noch, wie sich der junge Mediziner überschlug, der mir meine Blutgruppe erklärte. Ich solle möglichst oft Blut spenden, wurde er nicht müde mir zu raten. Meine Blutgruppe sei besonderes selten und besonders wertvoll. Weil man mein Blut jedem geben könne.

Ehrlich gesagt: Ich habe 1989 zum letzten Mal Blut gespendet. Damals war ich 24 und wir hatten einen HIV-positiven Mitbewohner in meiner WG. Wenn der Hühnchenknochen für seinen Hund zurechtschnitt, dann schnitt er sich auch mal in den Finger. Mir wurde fast schlecht vor Angst, ich könnte mich oder jemand anderen mit meiner Blutspende angesteckt haben, als ich damals mein Blut ins Tütchen fliessen sah.

Natürlich war ich bloss ein bisschen hysterisch.

Aber ich bin später nie mehr Blut spenden gegangen.

Jetzt habe ich auch eine gute Entschuldigung: Wer zwischen 1985 und 1986 während mehr als zwei Monaten in England war, sollte nicht Blut spenden gehen, hat das Bundesamt für Gesundheit einmal erklärt. Wegen des Rinderwahns. Ich war vom August 1985 bis zum Juli 1986 die ganze Zeit in England.

Ich bin richtig froh um diese Ausrede.

7
Sep
2005

Herz gebrochen

Ehrlich gesagt: Ich habe dem Herrn T. gegenüber schon einmal behauptet, dass der Wirbelsturm Katrina ein gewisses ästhetisches Empfinden bewies, als er Biloxi zerstörte. Biloxi ist die zweithässlichste Stadt, die ich je gesehen habe. Nichts als Casinos und Parkhäuser und vierspurige Strandstrassen und eine total misslungene Stadtplanung.

Auf dem Rückweg von Biloxi nach New Orleans fuhren wir durch einen Ort namens Bay St. Louis. Ein hübsches Dorf mit einem malerischen Dorfkern direkt am Meer. Wunderbare «Eggs Benedict» gab es in einem der Restaurants dort. «Hier hättem wir Ferien machen sollen, und nicht in Biloxi!» klagte ich zu Herrn T.

Neulich habe ich Bilder von Bay St. Louis im Fernsehen gesehen. Der hübsche Dorfkern: ein Trümmerhaufen! Die Einsebahnbrücke von Amtrack: ein Trümmerhaufen!

Katrina hat doch keinen Geschmack!

Ich meine, die Zerstörung von Biloxi ist furchtbar. Die von New Orleans ist noch viel furchtbarer. Aber Bay St. Louis hat mir fast das Herz gebrochen.

Katrina stiehlt mir das Ferienparadies in meinem Kopf.

Ich protestiere gegen Katrina und gegen alle unfähigen amerikanischen Behörden und ich weiss: gestohlene Ferienparadiese sind eine Kleinigkeit.

Aber trotzdem: Es ist furchtbar.

30
Aug
2005

Flut in Luzern

Ja, in einigen Gegenden gabs fürchterliche Unwetterschäden. Bei uns in Luzern war das Hochwasser ja sehr spassig.

27
Aug
2005

Trauer um eine Strasse

Vor zwei Tagen empfand ich erstmals so etwas wie Bestürzung angesichts unserer so genannten Hochwasserkatastrophe. Er kam, als ich Bilder der Strasse bei Werthenstein sah. Werthenstein an der Kleinen Emme. Die Emme hat dort kurz vor dem Dorf ein Loch in die Strasse gerissen. Jetzt ist da, wo da Strasse sein sollte, einfach nichts. Nichts, gesäumt von viel Dreck, ein paar ausgefransten Strassenenden und einer gurgelnden, Flussbrühe.

Die Strasse von Werthenstein kenne ich, seit ich ein Kind bin. Wenn wir Vater Froggs Familie besuchten, dann fuhren wir dieser Strasse entlang. Als ich vor drei Jahren Auto fahren lernte und meine ersten Fahrstunden mit Vater Frogg hatte, sagte er: «Fahr zu Familie Frogg!» Und wir fuhren über Werthenstein und dort brachte Vater Frogg mir bei, wie man richtig Kurven fährt.

Ich war traurig, weil die Kleine Emme ein Loch in MEINE Strasse gerissen hat.

24
Aug
2005

Joggen im Unwettergebiet

Der Typ, der mir entgegengepflügt kommt, trägt blitzweisse Sportschuhe. Unwetter verbinden die Menschen, heisst es und so rufe ich ihm zu: «Wollen Sie Ihre Schuhe sauber behalten? Dann kehren Sie um!»

Er nickt und mustert meine verdreckte Sporthose und den Schlamm an meinen Schuhen. Er hat einen Führerkiefer und dieses Silberhaar, hinter dem die Frogg stets einen fordernden Chef mit BMW vermutet.

Ich sehe, wie er heftig nachdenkt. Soll er dreckig werden und seine überlegene Ausstrahlung aufs Spiel setzen? Oder soll er ein ganzer Mann sein und sich durch die Schlammhaufen da hinten wühlen?

«Aber es ist machbar, oder?» fragt er und man sieht wie er denkt: «Wenn das mollige Lisi hier das geschafft hat, dann kann ich das fünfmal und ohne dreckig zu werden!»

Ich kann nur nicken, grinsen und hören, wie er weiter hastet. Er wird sehr dreckig werden. Wir befinden uns auf der stadtfernen Seite des Rotsees. Der Hang ist hier an einigen Stellen ins Rutschen gekommen. Umgefallene Bäume liegen auf dem Weg. Man muss durch Erdlöcher klettern, um sie zu umgehen. Und Löcher unter freiem Himmel sind hier immer noch mit Wasser gefüllt. Alle.

«Naja, er wird ein Weibchen zu Hause haben, das ihm seine Schuhe wieder weiss macht», denkt sich die Frogg.

Die Welt kommt langsam wieder in Ordnung.
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Journal einer Kussbereiten

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