Haushalt als Spitzensport
Wir brauchten eine Pause, liessen uns in die Sitzpolster fallen und starrten erschöpft auf den Boden. Vor uns lagen Orientteppiche - prächtige Stücke. "Schau mal die Fransen an!" sagte der Tigerschwager. "Ich habe ein Freundin, die bei solchen Teppichen immer die Fransen gerade streicht. Sie bekommt einen Nervenzusammenbruch, wenn die nicht sauber entwirrt sind."
"Das hat meine Mutter auch gemacht", erinnert sich Frau Frogg und kommt ein bisschen ins Dozieren. "Das war noch zu der Zeit, als Frauen aus der Mittelschicht keine Erwerbsarbeit leisteten - das war ein Privileg. Auch deshalb betrieben viele Frauen das Haushalten als höchst kompetitiven Sport. Perfektion war das Minimum."
Herr T. und der Tigerschwager nickten wissend. Wir waren dabei, den Haushalt des Tigervaters aufzulösen. Ein Haushalt, in dem zwei olympiamedaillenverdächtige Vertreterinnen aus dieser Hausfrauen-Generation gewirkt hatten.
Es waren nicht gerade ideale Tage, um Möbel nach draussen zu tragen.
(Gartensitzplatz im Schweizer Mittelland am 29. Oktober 2012)
Aber solche Dinge können nicht ewig warten. So räumten wir säuberlich mit Schrankpapier ausgelegte Schubalden und Schränke aus. Die Wäsche darin war gebügelt und auf den Millimeter genau zusammengelegt. Die Spitzendeckchen auf den Kommoden: blütenweiss. Die Vorhänge an den Fenstern: blütenweiss. Dabei steht die Wohnung seit zwei Monaten leer.
Es war, als räumten wir ein Museum aus - das Museum der perfekten Hausfrauen. Später diskutierten wir darüber, wie sehr sich die Dinge geändert haben. Dass im Haushalt heute Zeitgewinn alles ist. Frau Frogg sagte: "Ich habe neulich mit einer Freundin darüber diskutiert, ob es gut wäre, zwei Spülmaschinen zu haben. Dann müsste man das Geschirr nie versorgen." Der Tigerschwager sagte: "Freunde von mir machen das so."
Und falls Ihr jetzt glaubt, das hier sei das Operationsbesteck eines wahnsinnigen Chirurgen:
Nein, ist es nicht. Es ist das Tafelsilber von Tante Dora - der dritten Frau, die auf den Tigervater-Haushalt Einfluss gehabt hat. Zugegeben: Es ist nicht blitzsauber. Aber es ist ja auch noch eine Generation älter als das Tafelsilber der Tigermutter. Wir vermuten, dass Tante Dora ein Dienstmädchen hatte, um es zu reinigen. Aber das ist lange her.
"Das hat meine Mutter auch gemacht", erinnert sich Frau Frogg und kommt ein bisschen ins Dozieren. "Das war noch zu der Zeit, als Frauen aus der Mittelschicht keine Erwerbsarbeit leisteten - das war ein Privileg. Auch deshalb betrieben viele Frauen das Haushalten als höchst kompetitiven Sport. Perfektion war das Minimum."
Herr T. und der Tigerschwager nickten wissend. Wir waren dabei, den Haushalt des Tigervaters aufzulösen. Ein Haushalt, in dem zwei olympiamedaillenverdächtige Vertreterinnen aus dieser Hausfrauen-Generation gewirkt hatten.
Es waren nicht gerade ideale Tage, um Möbel nach draussen zu tragen.
(Gartensitzplatz im Schweizer Mittelland am 29. Oktober 2012)
Aber solche Dinge können nicht ewig warten. So räumten wir säuberlich mit Schrankpapier ausgelegte Schubalden und Schränke aus. Die Wäsche darin war gebügelt und auf den Millimeter genau zusammengelegt. Die Spitzendeckchen auf den Kommoden: blütenweiss. Die Vorhänge an den Fenstern: blütenweiss. Dabei steht die Wohnung seit zwei Monaten leer.
Es war, als räumten wir ein Museum aus - das Museum der perfekten Hausfrauen. Später diskutierten wir darüber, wie sehr sich die Dinge geändert haben. Dass im Haushalt heute Zeitgewinn alles ist. Frau Frogg sagte: "Ich habe neulich mit einer Freundin darüber diskutiert, ob es gut wäre, zwei Spülmaschinen zu haben. Dann müsste man das Geschirr nie versorgen." Der Tigerschwager sagte: "Freunde von mir machen das so."
Und falls Ihr jetzt glaubt, das hier sei das Operationsbesteck eines wahnsinnigen Chirurgen:
Nein, ist es nicht. Es ist das Tafelsilber von Tante Dora - der dritten Frau, die auf den Tigervater-Haushalt Einfluss gehabt hat. Zugegeben: Es ist nicht blitzsauber. Aber es ist ja auch noch eine Generation älter als das Tafelsilber der Tigermutter. Wir vermuten, dass Tante Dora ein Dienstmädchen hatte, um es zu reinigen. Aber das ist lange her.
diefrogg - 31. Okt, 11:31
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