Liegt ein Flirt drin?
Bevor ich im Herbst 2009 mein Gehör verlor, hörte ich oft diese innere Stimme. "Du lebst über Deine Kräfte", sagte sie. Sie sagte es, als Herr T. und ich wie gehetzte Affen durch Kroatien jagten. Als ich im Büro auf Hochtouren mit einem Kollegen flirtete, obwohl Termine drängten. Als ich an meinem einzigen nicht durch Schichtarbeit besetzten Abend an eine Party ging. Das Verhängnisvolle war: Meine innere Stimme meldete sich immer im unpassendsten Moment.
"Who cares?" antwortete ich ihr dann jeweils. "Wenn ich eh taub werde, dann geniesse ich das Leben jetzt besser noch."
Aber die innere Stimme meldete sich trotzdem und wurde manchmal zur bösen Vorahnung.
Heute frage ich mich oft, wie die Vorahnung mit dem wirklichen Ereignis zusammenhing. War es wirklich eine Vorahnung? Oder hatte ich die Hörstürze mit meinen Vorahnungen gewissermassen heraufbeschworen? Hingen die beiden zusammen wie Ursache und Wirkung? Ich meine: Tim Parks schreibt in diesem Buch:
"Jede Krankheit ist eine Erzählung. Es kommt einzig drauf an, welche Version man sich selber erzählt." (S. 35, Übersetzung von mir).
2010 nahm ich die innere Stimme ernst. Sehr ernst. Ich versuchte, mit so wenig Stress wie irgend möglich zu geben. Um mein Gehör zu behalten. Aber seit Anfang Jahr arbeite ich wieder mehr. Im Moment arbeite ich beruflich an einem Projekt, das mich an ein ganzes Dreiländereck von Grenzen bringt. Wenn sich meine innere Stimme meldet, verspreche ich ihr einen Fernsehabend. Oder ein ruhiges Wochenende. Bis jetzt hat das gereicht.
Und eben denke ich über eine andere Möglichkeit nach. Tim Parks merkt an, dass sowohl D. H. Lawrence, als auch Thomas Bernhard schwer krank waren. "Lawrence ... verneinte seine Krankheit. ... Bernhards Genie bestand darin, es mit der Krankheit aufzunehmen, indem er sie erzählte... Doch beide Männer taten mehr als ein Mensch normalerweise tut, weil sie fürchteten, die Krankheit würde sie davon abhalten, überhaupt etwas zu tun." (35) Ich muss ja nicht unbedingt mehr tun als ein normaler Mensch. Von diesem Ehrgeiz hat meine Krankheit mich geheilt. Aber vielleicht liegt sogar wieder mal ein Flirt drin.
"Who cares?" antwortete ich ihr dann jeweils. "Wenn ich eh taub werde, dann geniesse ich das Leben jetzt besser noch."
Aber die innere Stimme meldete sich trotzdem und wurde manchmal zur bösen Vorahnung.
Heute frage ich mich oft, wie die Vorahnung mit dem wirklichen Ereignis zusammenhing. War es wirklich eine Vorahnung? Oder hatte ich die Hörstürze mit meinen Vorahnungen gewissermassen heraufbeschworen? Hingen die beiden zusammen wie Ursache und Wirkung? Ich meine: Tim Parks schreibt in diesem Buch:
"Jede Krankheit ist eine Erzählung. Es kommt einzig drauf an, welche Version man sich selber erzählt." (S. 35, Übersetzung von mir).
2010 nahm ich die innere Stimme ernst. Sehr ernst. Ich versuchte, mit so wenig Stress wie irgend möglich zu geben. Um mein Gehör zu behalten. Aber seit Anfang Jahr arbeite ich wieder mehr. Im Moment arbeite ich beruflich an einem Projekt, das mich an ein ganzes Dreiländereck von Grenzen bringt. Wenn sich meine innere Stimme meldet, verspreche ich ihr einen Fernsehabend. Oder ein ruhiges Wochenende. Bis jetzt hat das gereicht.
Und eben denke ich über eine andere Möglichkeit nach. Tim Parks merkt an, dass sowohl D. H. Lawrence, als auch Thomas Bernhard schwer krank waren. "Lawrence ... verneinte seine Krankheit. ... Bernhards Genie bestand darin, es mit der Krankheit aufzunehmen, indem er sie erzählte... Doch beide Männer taten mehr als ein Mensch normalerweise tut, weil sie fürchteten, die Krankheit würde sie davon abhalten, überhaupt etwas zu tun." (35) Ich muss ja nicht unbedingt mehr tun als ein normaler Mensch. Von diesem Ehrgeiz hat meine Krankheit mich geheilt. Aber vielleicht liegt sogar wieder mal ein Flirt drin.
diefrogg - 15. Jan, 16:09
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks