Grossvater verlobt sich
Er hatte nichts. Nichts als die Gier, mehr vom Leben zu bekommen als die armselige Chrampferei als Knecht. Nichts als die Gewissheit: Er taugte mehr als manch ein anderer. Er war eines von neun Kindern. Geboren 1901, auf einem Bauernhof tief hinten in einem der vielen Täler am Nordhang des Berges. Den Hof bekam sein ältester Bruder. Er bekam Arbeit als Knecht für einen Franken im Tag auf einem Hof im Tal nebenan.
Er war schon 27, als ihm endlich das Glück lachte. Von seinem Arbeitsort aus sah er die Winterweid, einen stattlichen Bauernhof. Der Bauer hatte zwei Töchter. Er lernte die Ältere kennen. Er schrieb ihr Briefe.
Sie war ein schönes Mädchen. 21, herb und herzig zugleich. Meinen Cousinen vererbte sie eine Augenpartie mit einem Zug ins Slawische.
War sie in meinen Grossvater verliebt? Romantisch, gedankenlos, ein kleines Mädchen? Oder schaute sie genau hin? Dachte sie darüber nach, ob er das Zeug hatte, die Winterweid zu führen? Redete sie abends in der Stube mit ihrem Vater über die Zukunft des Hofs? Über die Mitgift für ihre jüngere Schwester?
Ich werde es nie wissen. Sie starb am Tag meiner Geburt, nur 58 Jahre alt.
Eines Morgens im eisigen Winter 1929 zog er los, um mit ihr die Ringe zu tauschen. Wenn ich daran denke ist mir, als sässe mir das Glück und die Kälte jenes Morgens in den Knochen.
Ob er ahnte, wie hart es werden würde?
Er war schon 27, als ihm endlich das Glück lachte. Von seinem Arbeitsort aus sah er die Winterweid, einen stattlichen Bauernhof. Der Bauer hatte zwei Töchter. Er lernte die Ältere kennen. Er schrieb ihr Briefe.
Sie war ein schönes Mädchen. 21, herb und herzig zugleich. Meinen Cousinen vererbte sie eine Augenpartie mit einem Zug ins Slawische.
War sie in meinen Grossvater verliebt? Romantisch, gedankenlos, ein kleines Mädchen? Oder schaute sie genau hin? Dachte sie darüber nach, ob er das Zeug hatte, die Winterweid zu führen? Redete sie abends in der Stube mit ihrem Vater über die Zukunft des Hofs? Über die Mitgift für ihre jüngere Schwester?
Ich werde es nie wissen. Sie starb am Tag meiner Geburt, nur 58 Jahre alt.
Eines Morgens im eisigen Winter 1929 zog er los, um mit ihr die Ringe zu tauschen. Wenn ich daran denke ist mir, als sässe mir das Glück und die Kälte jenes Morgens in den Knochen.
Ob er ahnte, wie hart es werden würde?
diefrogg - 2. Mär, 09:28
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