In der Frostnacht verglüht
Frau Frogg's immer noch dünnes Nervenkleid ist in den letzten Tagen massiven Temperaturschwankungen ausgesetzt gewesen. Schuld ist, wie immer, ihr Ohrenleiden. Immerhin: Nebst furchtbaren Zuständen beschert es ihr auch grosse Glücksmomente. Etwa am Donnerstag: Gegen Mittag überwand sie ein nicht unebträchtliches Tief. Sie hörte prima. Sie triumhierte: Sie fühlte sich stark, glaubte an einen dauerhaften Sieg gegen die Krankheit. Abends lud ich mir diese uralte Blues-Scheibe herunter (Ein Spontanbesuch hatte mich mit einem Kommentar auf die Spur des Songs gebracht):
Ich hörte ihn mindestens viermal hintereinander. Was für eine Stimme! Um was für verlorene Wonnen muss ein Mensch wissen, der so singen kann! Blind Willie Johnson. Seine himmeltraurige Lebensgeschichte. Ein grosser Musiker, und doch immer mausarm. Zuletzt Strassenmusiker. Als er Mitte 40 war, brannte sein Haus ab. Er hatte kein Geld, woanders hinzuziehen. Also wohnte er weiter in der Ruine. Als es Winter wurde, bekam er eine Lungenentzündung und starb. Verglüht in frostiger Nacht.
Frau Frogg dagegen schlüpfte abends glücklich ins warme Bett und wusste: "Morgen werde ich wieder Musik hören."
Aber am Freitag hatte ich einen weiteren Absturz. An Musikhören war nicht einmal zu denken. Bis abends bewahrte sich Frau Frogg wenigstens eine intakte Kampfmoral. Aber als sie in der Dunkelheit noch einmal allein hinaus auf die frisch beschneite Strasse musste, war es auch damit vorbei. In ihren Ohren dröhnte es. In ihrem Herzen schrie die Angst. Sie trägt hundert Fratzen. Sie redet von Arbeit und von Stress und von Taubheit.
Aber im Grunde ist es die Angst, in frostiger Nacht zu erfrieren.
Am Samstagmorgen war dann wieder alles ok. Der Absturz kam erst am Mittag. Und er war tief.
Heute Morgen? Alles ok. Ich höre ich wieder Blind Willie Johnson.
Ich hörte ihn mindestens viermal hintereinander. Was für eine Stimme! Um was für verlorene Wonnen muss ein Mensch wissen, der so singen kann! Blind Willie Johnson. Seine himmeltraurige Lebensgeschichte. Ein grosser Musiker, und doch immer mausarm. Zuletzt Strassenmusiker. Als er Mitte 40 war, brannte sein Haus ab. Er hatte kein Geld, woanders hinzuziehen. Also wohnte er weiter in der Ruine. Als es Winter wurde, bekam er eine Lungenentzündung und starb. Verglüht in frostiger Nacht.
Frau Frogg dagegen schlüpfte abends glücklich ins warme Bett und wusste: "Morgen werde ich wieder Musik hören."
Aber am Freitag hatte ich einen weiteren Absturz. An Musikhören war nicht einmal zu denken. Bis abends bewahrte sich Frau Frogg wenigstens eine intakte Kampfmoral. Aber als sie in der Dunkelheit noch einmal allein hinaus auf die frisch beschneite Strasse musste, war es auch damit vorbei. In ihren Ohren dröhnte es. In ihrem Herzen schrie die Angst. Sie trägt hundert Fratzen. Sie redet von Arbeit und von Stress und von Taubheit.
Aber im Grunde ist es die Angst, in frostiger Nacht zu erfrieren.
Am Samstagmorgen war dann wieder alles ok. Der Absturz kam erst am Mittag. Und er war tief.
Heute Morgen? Alles ok. Ich höre ich wieder Blind Willie Johnson.
diefrogg - 9. Jan, 15:16
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