6
Jan
2010

London Calling

Mein rechtes Ohr hat seinen neuesten Krieg gegen mich beendet. Ich kann wieder Musik hören. Doch ich gebe mich der Verzückung zögernd hin. Vielleicht brauche ich meine Kräfte ja bald wieder, um neues Ungemach auszuhalten.

Da passt es, dass ich Euch diesmal ohnehin einen Song bringen wollte, den ich als Song eigentlich nie so richtig gemocht habe. Okay, die ersten Akkorde haben etwas Elektrisierendes. Sie klingen wie zerberstende Fensterscheiben. Doch den Rest fand ich immer etwas schleppend. Schlecht tanzbar. Zwar wurde die Platte vor 20 Jahren landauf und landab in jeder Disco gespielt, die ein Gramm politisches Bewusstsein hatte. Aber im Grunde verstanden in der Schweiz die wenigsten den Pogo, den man dazu hätte tanzen müssen.

Dennoch gehört der Song unbedingt in meine Sammlung der 10 unentbehrlichen Songs. Er war der Protestsong meiner Generation.

This is:



Unser politisches Bewusstsein von damals war einfach gestrickt: Hier waren wir, jung, links, idealistisch und auf der richtigen Seite von Moral und Wahrheit. Wir wollten etwas. Wir wollten vor allem Lokale für unsere Konzerte, so genannte alternative Kulturräume. Unsere Gegner waren jene, die uns die Räume nicht herausrücken wollten. Die bürgerlichen Kapitalistensäcke, die kalten Krieger, die Faschos.

Wir kannten vor allem ein Kampfmittel. Wir demonstrierten. Wir demonstrierten viel. Für das Zaffaraya und die Reitschule in Bern. Für die Boa in Luzern.

Rückblickend bin ich stolz darauf, dass es in unseren Reihen Leute gab, die mehr konnten als demonstrieren. Solche, die Chancen schaffen, packen und entwickeln konnten. Es muss sie gegeben haben. Sonst hätten die Reithalle und das Zaffaraya nie so lange existiert. Und was die Boa betrifft: Die hat sich... sagen wir... weiter entwickelt.

Frau Frogg gehörte eher zu den Verträumten unter den Demonstranten. Und wenn sie "London Calling" hört, denkt sie heute auch gern an das London der achtziger Jahre. An Bahnfahrten durch die Millionenstadt, die sich still dem Verfall anheim gegeben zu haben schien. Wie hat sich diese Stadt in 20 Jahren aufgemotzt! Unglaublich! Sie denkt an Margaret Thatcher. An English, ihren Grosskapitalisten-Kumpel. Auch er war damals ein junger Linker. Dieses Plakat hing in seinem Wohnzimmer:

logo

Journal einer Kussbereiten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Impressum

LeserInnen seit dem 28. Mai 2007

Technorati-Claim

Archiv

Januar 2010
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 1 
 3 
 4 
 5 
 8 
10
11
13
15
16
17
18
20
23
25
26
27
28
30
 

Aktuelle Beiträge

Kommentar
Liebe Frau frogg, schauen Sie bitte bei WordPress...
Freni - 28. Nov, 20:21
Ein schreckliches Tal
Soglio im Bergell, Oktober 2013. Was habe ich Freunde...
diefrogg - 6. Okt, 20:27
Liebe Rosenherz
Danke für diesen Kommentar, eine sehr traurige Geschichte....
diefrogg - 11. Jan, 15:20
Ja, die selektive Wahrnehmung...
auch positives oder negatives Denken genannt. In den...
diefrogg - 9. Jan, 18:14
liebe frau frogg,
ein bisschen versuch ich es ja, mir alles widrige mit...
la-mamma - 5. Jan, 14:04

Status

Online seit 7159 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Sep, 17:51

Credits


10 Songs
an der tagblattstrasse
auf reisen
bei freunden
das bin ich
hören
im meniere-land
in den kinos
in den kneipen
in den laeden
in frogg hall
kaputter sozialstaat
kulinarische reisen
luzern, luzern
mein kleiner
offene Briefe
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren