Flüsternde Bücher
Meine Bankrott-Erklärung meinem Krimi gegenüber hat auch ihr Gutes: Sie macht Platz für Neues. Ich gehe öfter aus, lerne Karate und weiss besser mit meinem Handy und meinem Computer umzugehen. Ich muss nicht immer sagen "das interessiert mich nicht", oder "das geht mich nichts an", um mir Dinge vom Hals zu halten, die normale Leute schon lange angepackt haben.
Den ganzen Sommer über habe ich mir überlegt, ob ich je wieder etwas schreiben werde (ausser meinen Blog). Inzwischen weiss ich: Ja, ich werde wieder etwas anderes schreiben. Ich weiss ja jetzt, dass ich die Disziplin dafür habe. Und vielleicht bringe ich ja eines Tages etwas zu Stande, was mich selber überzeugt.
Jetzt hat eine neue Phase begonnen: Jetzt überlege ich mir mit grosser Dringlichkeit, was ich eigentlich schreiben will. So sehr, dass ich manchmal Herrn T. nicht zuhöre, wenn er mir etwas erzählt. Bis vor ein paar Tagen war es mir klar: Ich beisse die Zähne zusammen. Ich setze mich hin und lege die Trümmer meines Krimis vor mich hin. Ich sortiere sie aus und setze sie zu einer neuen Arbeit zusammen. Die Grundidee dafür habe ich schon. Sie überzeugt mich. Wenn ich mich am Riemen reisse, habe ich in einem Monat einen neuen Plot beisammen. In einem Jahr habe ich ein neues Werk geschrieben. Und dann... dann werde ich ihn vielleicht veröffentlichen können und endlich etwas Geld verdienen.
Aber immer öfter fällt mir dieses Bild ein.
Es zeigt mich beim Lesen auf dem Balkon unserer Sommerferienwohnung in Trogir. Ich lese dieses Buch:
Ich lese es so vertieft, dass ich nicht einmal merke, dass Herr T. ein Bild von mir macht. Und derweil ich lese, flüstert die ganze Zeit eine Stimme zu mir. Sie sagt: "Steh auf, setz Dich an einen Schreibtisch und schreib. So solltest Du schreiben. Solche Dinge solltest Du sagen. Steh auf und tu es, bevor es zu spät ist."
Ich habe diese Stimme nicht ernst genommen. Denn könnte ich eine derart hypnotisierende Prosa schreiben wie Anne Enright? Nein, wahrscheinlich nicht. Und überhaupt: Man sollte keine Bücher schreiben, weil man Bücher schreiben möchte wie ein grosses Vorbild. Das ist lächerlich. Man sollte seine eigene Stimme finden. Und überhaupt: So stark ist das Buch gar nicht! Die Sprache mag mir gefallen, aber der Plot? Was will die mir eigentlich erzählen?! Zudem habe ich mir vorgenommen, einen Krimi zu schreiben. Ich kann doch nicht ständig etwas Neues anfangen!
Doch zur Zeit lese ich ein Buch, aus dem mich wieder genau dieselbe Stimme beflüstert. Dieses hier:
Was ist es, was mich an diesen Büchern reizt? Beide sind doch in einem gewissen Sinne unvollständig. Sie gehören keinem klaren Genre an. Sie beschreiben keine weltbewegenden Vorfälle. Es geht um ganz gewöhnliche Frauen, die ganz gewöhnliche Existenzen führen, relativ gewöhnliche Dinge erleben. Doch beide Bücher stellen Fragen. Beide forschen nach den Wurzeln des Bewusstseins dieser Frauen.
Ist es das, was ich will?
Den ganzen Sommer über habe ich mir überlegt, ob ich je wieder etwas schreiben werde (ausser meinen Blog). Inzwischen weiss ich: Ja, ich werde wieder etwas anderes schreiben. Ich weiss ja jetzt, dass ich die Disziplin dafür habe. Und vielleicht bringe ich ja eines Tages etwas zu Stande, was mich selber überzeugt.
Jetzt hat eine neue Phase begonnen: Jetzt überlege ich mir mit grosser Dringlichkeit, was ich eigentlich schreiben will. So sehr, dass ich manchmal Herrn T. nicht zuhöre, wenn er mir etwas erzählt. Bis vor ein paar Tagen war es mir klar: Ich beisse die Zähne zusammen. Ich setze mich hin und lege die Trümmer meines Krimis vor mich hin. Ich sortiere sie aus und setze sie zu einer neuen Arbeit zusammen. Die Grundidee dafür habe ich schon. Sie überzeugt mich. Wenn ich mich am Riemen reisse, habe ich in einem Monat einen neuen Plot beisammen. In einem Jahr habe ich ein neues Werk geschrieben. Und dann... dann werde ich ihn vielleicht veröffentlichen können und endlich etwas Geld verdienen.
Aber immer öfter fällt mir dieses Bild ein.
Es zeigt mich beim Lesen auf dem Balkon unserer Sommerferienwohnung in Trogir. Ich lese dieses Buch:
Ich lese es so vertieft, dass ich nicht einmal merke, dass Herr T. ein Bild von mir macht. Und derweil ich lese, flüstert die ganze Zeit eine Stimme zu mir. Sie sagt: "Steh auf, setz Dich an einen Schreibtisch und schreib. So solltest Du schreiben. Solche Dinge solltest Du sagen. Steh auf und tu es, bevor es zu spät ist."
Ich habe diese Stimme nicht ernst genommen. Denn könnte ich eine derart hypnotisierende Prosa schreiben wie Anne Enright? Nein, wahrscheinlich nicht. Und überhaupt: Man sollte keine Bücher schreiben, weil man Bücher schreiben möchte wie ein grosses Vorbild. Das ist lächerlich. Man sollte seine eigene Stimme finden. Und überhaupt: So stark ist das Buch gar nicht! Die Sprache mag mir gefallen, aber der Plot? Was will die mir eigentlich erzählen?! Zudem habe ich mir vorgenommen, einen Krimi zu schreiben. Ich kann doch nicht ständig etwas Neues anfangen!
Doch zur Zeit lese ich ein Buch, aus dem mich wieder genau dieselbe Stimme beflüstert. Dieses hier:
Was ist es, was mich an diesen Büchern reizt? Beide sind doch in einem gewissen Sinne unvollständig. Sie gehören keinem klaren Genre an. Sie beschreiben keine weltbewegenden Vorfälle. Es geht um ganz gewöhnliche Frauen, die ganz gewöhnliche Existenzen führen, relativ gewöhnliche Dinge erleben. Doch beide Bücher stellen Fragen. Beide forschen nach den Wurzeln des Bewusstseins dieser Frauen.
Ist es das, was ich will?
diefrogg - 20. Sep, 18:53
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