Vor dem Spiegel
Meine ersten Fältchen bekam ich zwischen den Augenbrauen. Senkrecht. Zornesfalten nennt man sie, ich aber nenne sie die Falten des Beharrungsvermögens. Meine Mutter hat sie auch, und ich mag sie. Inzwischen sind sie ziemlich tief.
Dann, in den dreissigern, bekam ich Fältchen in den Augenwinkeln. Es waren Lachfältchen, und ich mag sie.
Jetzt sehe ich meiner Mutter immer ähnlicher. Wie sie bekomme ich in den Mundwinkeln tiefe Furchen. Sie zeigen nach unten. Bei meiner Mutter sind diese Gräben stark ausgebildet. Manchmal, wenn ihr sonst so lebhaftes Gesicht plötzlich schlaff wird, sieht man sie deutlich. Sie graben sich in die Haut neben ihrem Kinn wie vertrocknete Rinnsale in eine Sandwüste. Ihr ganzes Gesicht sieht dann für Momente aus wie eine Maske der Bitterkeit. Bis sie wieder zu lächeln, zu gestikulieren und zu erzählen beginnt.
Ich kenne meine Mutter. Ich kenne ihre Geheimnisse. Gerade deshalb weiss ich nicht, welches ihr echtes Gesicht ist: das lebhafte Gesicht oder die Maske der Bitterkeit.
Als ich ein junges Mädchen war, hatte ich einmal einen Religionslehrer, der zu sagen pflegte: "Wenn ihr wissen wollt, ob jemand glücklich ist, seht ihm auf die Mundwinkel. Wenn sie nach oben zeigen, habt Ihr einen glücklichen Menschen vor Euch." Damals schien mir das allzu simpel.
Jetzt aber schaue ich reiferen Frauen immer öfter auf die Mundwinkel. Achte darauf, ob sie diese Furchen haben. Nicht alle haben sie. Ich schon. So sind meine Mundwinkel zwar mehr oder weniger horizontal. Ich glaube, sie zeigen sogar ein wenig nach oben. Aber diese Furchen! Sie zeigen abwärts, und sie werden tiefer.
Manchmal frage ich mich dann: Heisst das, dass ich kein glücklicher Mensch bin?
Dann, in den dreissigern, bekam ich Fältchen in den Augenwinkeln. Es waren Lachfältchen, und ich mag sie.
Jetzt sehe ich meiner Mutter immer ähnlicher. Wie sie bekomme ich in den Mundwinkeln tiefe Furchen. Sie zeigen nach unten. Bei meiner Mutter sind diese Gräben stark ausgebildet. Manchmal, wenn ihr sonst so lebhaftes Gesicht plötzlich schlaff wird, sieht man sie deutlich. Sie graben sich in die Haut neben ihrem Kinn wie vertrocknete Rinnsale in eine Sandwüste. Ihr ganzes Gesicht sieht dann für Momente aus wie eine Maske der Bitterkeit. Bis sie wieder zu lächeln, zu gestikulieren und zu erzählen beginnt.
Ich kenne meine Mutter. Ich kenne ihre Geheimnisse. Gerade deshalb weiss ich nicht, welches ihr echtes Gesicht ist: das lebhafte Gesicht oder die Maske der Bitterkeit.
Als ich ein junges Mädchen war, hatte ich einmal einen Religionslehrer, der zu sagen pflegte: "Wenn ihr wissen wollt, ob jemand glücklich ist, seht ihm auf die Mundwinkel. Wenn sie nach oben zeigen, habt Ihr einen glücklichen Menschen vor Euch." Damals schien mir das allzu simpel.
Jetzt aber schaue ich reiferen Frauen immer öfter auf die Mundwinkel. Achte darauf, ob sie diese Furchen haben. Nicht alle haben sie. Ich schon. So sind meine Mundwinkel zwar mehr oder weniger horizontal. Ich glaube, sie zeigen sogar ein wenig nach oben. Aber diese Furchen! Sie zeigen abwärts, und sie werden tiefer.
Manchmal frage ich mich dann: Heisst das, dass ich kein glücklicher Mensch bin?
diefrogg - 24. Aug, 19:18
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