Geheilt
Schriftsteller Tim Parks litt an merkwürdigen, chronischen Schmerzen im Becken. Diagnose gabs keine klare. Die Ärzte drohten ihm allerhand Misshandlungen an der Prostata an. Aber Parks fand einen anderen Weg. In diesem Buch erzählt er seine Geschichte:
Ich fand es in dieser Buchhandlung in London. Wen wunderts, dass Meniere-Patientin Frogg es sofort kaufte. Ich meine: Mein Leiden hat zum Glück einen Namen. Aber heilen können auch die besten Ärzte es nicht. Da ist jede denkbare Alternative zur Schulmedizin zu prüfen.
Hier eine Besprechung für Leute, denen es ähnlich wie Parks oder mir geht.
Das Buch gliedert sich grob in drei Teile. Den ersten können Leidensgenossen kursorisch lesen. Parks schildert darin gewissenhaft seine Symptome - und in welche Sackgassen er sich beim Nachdenken darüber verrennt. Er schräubelt an seiner Ernährung. Er denkt, es könnte "psychosomatisch" sein - und weiss nicht, was er mit diesem Gedanken anfangen soll. Und so weiter. Wir alle kennen diese meist mässig ergebnisreichen und oft genug qualvollen Erörterungen und Versuche.
Im zweiten sagt Parks im Wesentlichen: "Lest dieses Buch.
Mir hat es geholfen - oder mich jedenfalls auf den richtigen Weg gebracht."
Im wesentlichen geht es von der These aus, dass Beckenschmerzen eine Folge des vielen Herumsitzens und -Hirnens ist, das in unserer Kultur gang und gäbe ist. lehrt es offenbar Patienten mit Beckenschmerzen, ihre verspannten Muskeln zu lockern.
Wirklich lesenswert ist der dritte Teil des Buches. Parks begibt sich darin auf den Weg der östlichen Meditation. Er findet eine neue Beziehung zu seinem Körper, zur Sprache, zum Hier und Jetzt, zu seinem Leben überhaupt - kurz: Es geht ihm in jeder Hinsicht besser. Dabei bleibt er in der Sprache sachlich und präzis, meidet esoterische Klischees und jede andere Art von Besserwisserei. Interessanter Ansatz.
Als Kostprobe hier noch ein Zitat: "Die meisten Leute schämen sich, wenn man ihnen sagt, dass ihr Problem psychosomatisch ist. Sie fühlen sich angeklagt, schuldig. Es ist azeptabel, einen kranken Körper zu haben, da kann niemand etwas dafür. Bei einem kranken Geist ist es anders. Der Geist, das ist man selber, der Körper gehört einem bloss. Wenn man sich entscheidet, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, ist das etwas anderes. Es ist akzeptabel, auf komplizierte Art unglücklich zu sein. Die meisten Leute würden sagen. Die Erkenntnis, dass man professionelle Hilfe braucht, zeigt Demut und einen klaren Verstand. Aber jemand, der seinen Körper krank macht, weil er nicht wahrhaben will, dass sein Geist ein Problem hat, ist einfach ein Verlierer." S. 79, Übersetzung von mir.
Ich fand es in dieser Buchhandlung in London. Wen wunderts, dass Meniere-Patientin Frogg es sofort kaufte. Ich meine: Mein Leiden hat zum Glück einen Namen. Aber heilen können auch die besten Ärzte es nicht. Da ist jede denkbare Alternative zur Schulmedizin zu prüfen.
Hier eine Besprechung für Leute, denen es ähnlich wie Parks oder mir geht.
Das Buch gliedert sich grob in drei Teile. Den ersten können Leidensgenossen kursorisch lesen. Parks schildert darin gewissenhaft seine Symptome - und in welche Sackgassen er sich beim Nachdenken darüber verrennt. Er schräubelt an seiner Ernährung. Er denkt, es könnte "psychosomatisch" sein - und weiss nicht, was er mit diesem Gedanken anfangen soll. Und so weiter. Wir alle kennen diese meist mässig ergebnisreichen und oft genug qualvollen Erörterungen und Versuche.
Im zweiten sagt Parks im Wesentlichen: "Lest dieses Buch.
Mir hat es geholfen - oder mich jedenfalls auf den richtigen Weg gebracht."
Im wesentlichen geht es von der These aus, dass Beckenschmerzen eine Folge des vielen Herumsitzens und -Hirnens ist, das in unserer Kultur gang und gäbe ist. lehrt es offenbar Patienten mit Beckenschmerzen, ihre verspannten Muskeln zu lockern.
Wirklich lesenswert ist der dritte Teil des Buches. Parks begibt sich darin auf den Weg der östlichen Meditation. Er findet eine neue Beziehung zu seinem Körper, zur Sprache, zum Hier und Jetzt, zu seinem Leben überhaupt - kurz: Es geht ihm in jeder Hinsicht besser. Dabei bleibt er in der Sprache sachlich und präzis, meidet esoterische Klischees und jede andere Art von Besserwisserei. Interessanter Ansatz.
Als Kostprobe hier noch ein Zitat: "Die meisten Leute schämen sich, wenn man ihnen sagt, dass ihr Problem psychosomatisch ist. Sie fühlen sich angeklagt, schuldig. Es ist azeptabel, einen kranken Körper zu haben, da kann niemand etwas dafür. Bei einem kranken Geist ist es anders. Der Geist, das ist man selber, der Körper gehört einem bloss. Wenn man sich entscheidet, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, ist das etwas anderes. Es ist akzeptabel, auf komplizierte Art unglücklich zu sein. Die meisten Leute würden sagen. Die Erkenntnis, dass man professionelle Hilfe braucht, zeigt Demut und einen klaren Verstand. Aber jemand, der seinen Körper krank macht, weil er nicht wahrhaben will, dass sein Geist ein Problem hat, ist einfach ein Verlierer." S. 79, Übersetzung von mir.
diefrogg - 17. Sep, 15:05
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Wüstenfuchs - 18. Sep, 18:06
Das klingt interessant! Als ehemalige Heilpraktikerin habe ich schon ziemlich viel in diese Richtung gelesen, aber so klar hat noch keiner ausgedrückt, was ich auch denke. Da werde ich es wohl mal lesen, obwohl mich keine Schmerzen oder Krankheiten quälen. Das Interesse an "alternativen" Antworten ist immer wach in mir. Merci für den Tipp!
diefrogg - 19. Sep, 10:45
Die Lektüre...
wird etwas Geduld brauchen (vor allem im ersten Teil). Ich bin dann gespannt auf eine Besprechung (oder Rückmeldung von Dir).
mia_ivinfo - 19. Sep, 22:35
«Die meisten Leute schämen sich, wenn man ihnen sagt, dass ihr Problem psychosomatisch ist. Sie fühlen sich angeklagt, schuldig»
Naja, wenn an sich jetzt mal die hoch aktuelle Situation in der Schweiz ansieht, mit der ganzen Schleudertraumadiskussion - von wegen das ist alles psychosomatisch und psychosomatisch, das ist ja irgendwie gar nicht WIRKLICH krank, ist das schon eine schwierige Sache. Da liegt die Schuldzuweiseung schon vielen Leuten auf der Zunge. Man beachte auch mal den Unterschied: wer körperlich sehr krank ist und nicht gesund wird - da ist die Umgebung viel eher bereit zu sagen; nun ja, die Ärzte die Medikamente, die Medizin "kann da nichts machen". Ist das ganze psychosomatisch oder psychisch, dann sind es nie die Ärzte, die Medizin oder der Fortschritt der noch nicht genug weit ist, dass sind es IMMER die Betroffenen selbst, die nicht «genügend an sich arbeiten» - die ganze Eingenverantwortungslitanei eben. Natürlich gehört für die Erhaltung oder Erlangung körperlicher wie psychischer Gesundheit eine gehörige Portion Eigenverantwortung mit dazu - nur reicht das eben manchmal nicht aus. Manchmal ist es auch einfach sowas wie Glück, Fähigkeiten, Möglichkeiten, Beziehungen u.s.w. die eine Genesung positiv unterstützen und die nicht jeder hat.
Aber das wollen wir alle nicht hören, in einer Zeit, in der jeder seines Glückes Schmids ist.
Naja, wenn an sich jetzt mal die hoch aktuelle Situation in der Schweiz ansieht, mit der ganzen Schleudertraumadiskussion - von wegen das ist alles psychosomatisch und psychosomatisch, das ist ja irgendwie gar nicht WIRKLICH krank, ist das schon eine schwierige Sache. Da liegt die Schuldzuweiseung schon vielen Leuten auf der Zunge. Man beachte auch mal den Unterschied: wer körperlich sehr krank ist und nicht gesund wird - da ist die Umgebung viel eher bereit zu sagen; nun ja, die Ärzte die Medikamente, die Medizin "kann da nichts machen". Ist das ganze psychosomatisch oder psychisch, dann sind es nie die Ärzte, die Medizin oder der Fortschritt der noch nicht genug weit ist, dass sind es IMMER die Betroffenen selbst, die nicht «genügend an sich arbeiten» - die ganze Eingenverantwortungslitanei eben. Natürlich gehört für die Erhaltung oder Erlangung körperlicher wie psychischer Gesundheit eine gehörige Portion Eigenverantwortung mit dazu - nur reicht das eben manchmal nicht aus. Manchmal ist es auch einfach sowas wie Glück, Fähigkeiten, Möglichkeiten, Beziehungen u.s.w. die eine Genesung positiv unterstützen und die nicht jeder hat.
Aber das wollen wir alle nicht hören, in einer Zeit, in der jeder seines Glückes Schmids ist.
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