Spaziergang mit Herrn T.
Meine neue Devise lautet: Ich werde zwar schwerhörig, aber ich bin noch am Leben. Also versuche ich zurechtzukommen. So begab ich mich gestern mit Herrn T. auf eine kleine Wanderung. Sie führte uns von Rotkreuz im Kanton Zug aufs Michaelskreuz.
(Quelle: www.vrpx.ch)
Näheres über unsere Erlebnisse wohl bald bei Herrn T. alias kulturflaneur. Ich hatte einen sehr schwerhörigen Tag. Ich übte das Zurechtkommen.
Ich lernte: Gelegentlich blickt Herr T. begeistert über Land, bewegt die Lippen und dabei kommt etwas wie "--baub--!" heraus. Das heisst : "Unglaublich!" Meistens folgen dann mehr Lippenbewegen - Herr T. will mich auf etwas aufmerksam machen. Oft bekam ich den halben Satz mit. Nachfragen musste ich:
- wenn Herr T. beim Reden sein Gesicht abwandte (weil er mir etwas irgendwo da drüben zeigen wollte)
- wenn unter unseren Füssen Kies knirschte
- wenn ein motorisiertes Fahr- oder Flugzeug vorbeisirrte
- wenn Vogelgezwitscher Herrn T. übertönte
Also meistens.
Noch bevor wir bei einem Hof namens Sonderi die Grenze zum Kanton Luzern überschritten, bat ich Herrn T. leicht gereizt um einen Grundsatzentscheid: "Was willst Du? Soll ich jeweils zwei- oder dreimal nachfragen? Oder willst Du, dass ich einfach so tue, als würde ich zuhören?"
Herr T. entschied auf Nachfragen - was aber die Arbeit ganz einseitig auf meine Schultern gelegt hätte. Deshalb bat ich ihn um Mithilfe: deutlich und in meine Richtung sprechen, bitte. Herr T. nickte. Soweit alles paletti. Dann waren wir auf dem Berg und traten ins Kirchlein. Dort war ein zweites Paar. Herr T. tat, was man in solchen Fällen in Kirchen tut: Er flüsterte.
Frau Frogg raufte sich die Haare. Sie hörte gar nichts.
Als äusserst nützlich erwies sich die Gesellschaft von Herrn T. dann beim Mittagessen im Restaurant Frohsinn in Udligenswil. Ich hatte keine Lust, der Kellnerin meine Schwerhörigkeit zu bekennen. Deshalb trug ich ausnahmsweise Herrn T. die Arbeit des Bestellens auf - wir nahmen sowieso das legendäre halbe Güggeli für zwei. Ich konnte mich zurücklehnen. Nur beim Salat gabs Probleme. Da bewegte die Kellnerin lange die Lippen. "Bitte?" fragte ich. Sie bewegte wieder die Lippen, drehte den Kopf aber zu Herrn T. "----, ----, Nüssli*", hörte ich nur. Ich schloss daraus, dass ich zwischen mehreren Optionen wählen konnte und sagte: "Nüssli, bitte."
Später klärte mich Herr T. über die Alternativen auf: grüner Salat oder bunter Salat oder Nüssli. Eigentlich hätte ich gern einen grünen Salat gehabt.
* Zu deutsch Feldsalat oder Rapunzel, auf Österreichisch Vogerlsalat
(Quelle: www.vrpx.ch)
Näheres über unsere Erlebnisse wohl bald bei Herrn T. alias kulturflaneur. Ich hatte einen sehr schwerhörigen Tag. Ich übte das Zurechtkommen.
Ich lernte: Gelegentlich blickt Herr T. begeistert über Land, bewegt die Lippen und dabei kommt etwas wie "--baub--!" heraus. Das heisst : "Unglaublich!" Meistens folgen dann mehr Lippenbewegen - Herr T. will mich auf etwas aufmerksam machen. Oft bekam ich den halben Satz mit. Nachfragen musste ich:
- wenn Herr T. beim Reden sein Gesicht abwandte (weil er mir etwas irgendwo da drüben zeigen wollte)
- wenn unter unseren Füssen Kies knirschte
- wenn ein motorisiertes Fahr- oder Flugzeug vorbeisirrte
- wenn Vogelgezwitscher Herrn T. übertönte
Also meistens.
Noch bevor wir bei einem Hof namens Sonderi die Grenze zum Kanton Luzern überschritten, bat ich Herrn T. leicht gereizt um einen Grundsatzentscheid: "Was willst Du? Soll ich jeweils zwei- oder dreimal nachfragen? Oder willst Du, dass ich einfach so tue, als würde ich zuhören?"
Herr T. entschied auf Nachfragen - was aber die Arbeit ganz einseitig auf meine Schultern gelegt hätte. Deshalb bat ich ihn um Mithilfe: deutlich und in meine Richtung sprechen, bitte. Herr T. nickte. Soweit alles paletti. Dann waren wir auf dem Berg und traten ins Kirchlein. Dort war ein zweites Paar. Herr T. tat, was man in solchen Fällen in Kirchen tut: Er flüsterte.
Frau Frogg raufte sich die Haare. Sie hörte gar nichts.
Als äusserst nützlich erwies sich die Gesellschaft von Herrn T. dann beim Mittagessen im Restaurant Frohsinn in Udligenswil. Ich hatte keine Lust, der Kellnerin meine Schwerhörigkeit zu bekennen. Deshalb trug ich ausnahmsweise Herrn T. die Arbeit des Bestellens auf - wir nahmen sowieso das legendäre halbe Güggeli für zwei. Ich konnte mich zurücklehnen. Nur beim Salat gabs Probleme. Da bewegte die Kellnerin lange die Lippen. "Bitte?" fragte ich. Sie bewegte wieder die Lippen, drehte den Kopf aber zu Herrn T. "----, ----, Nüssli*", hörte ich nur. Ich schloss daraus, dass ich zwischen mehreren Optionen wählen konnte und sagte: "Nüssli, bitte."
Später klärte mich Herr T. über die Alternativen auf: grüner Salat oder bunter Salat oder Nüssli. Eigentlich hätte ich gern einen grünen Salat gehabt.
* Zu deutsch Feldsalat oder Rapunzel, auf Österreichisch Vogerlsalat
diefrogg - 18. Mär, 11:53
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