Am Ende
"Wir können nichts mehr für Sie tun", sagt die junge Ärztin in der Klinik. "Wir haben alles versucht. Es gibt nichts mehr."
Sie sitzt da mit dem neuen Hörtest in der Hand. Die haben mich hier tagelang mit Cortison traktiert. Eigentlich müsste ich rechts wieder gut hören. Aber in meinem rechten Ohren spielt wieder mal der wahnsinnige Akkordeonist auf. Laut.
"Und die Prognose?" sage ich.
"Wir wissen es nicht", sagt sie. "Es ist gut möglich, dass Sie auch auf dem rechten Ohr nicht ganz ertauben - sondern dass sich Ihr Gehör stabilisieren wird. Wahrscheinlich auf einer Frequenz, die sich mit Hörgeräten einigermassen korrigieren lässt. So wie beim linken Ohr. Die genetische Disposition ist ja dieselbe. Aber wie lange das dauern wird... keine Ahnung." Im Grunde weiss ich das bereits - so ungefähr. Aber es ist das erste Mal, dass eine Ärztin Klartext spricht.
Als ich später draussen vor der Klinik stehe, fühle ich mich frei. Unglaublich frei.
"Ich kann jetzt wieder leben, ohne ständig mein gutes Ohr zu schonen", denke ich. Ich weiss, dass das ein idiotischer Gedanke ist. Ich weiss ja gar nicht, wie man ohne Gehör lebt. Und ich werde Tage ohne Gehör haben, fürchte ich. Viele. Ich kenne die ganze Geschichte ja vom linken Ohr.
Aber andere können es. Ich werde es auch können.
Sie sitzt da mit dem neuen Hörtest in der Hand. Die haben mich hier tagelang mit Cortison traktiert. Eigentlich müsste ich rechts wieder gut hören. Aber in meinem rechten Ohren spielt wieder mal der wahnsinnige Akkordeonist auf. Laut.
"Und die Prognose?" sage ich.
"Wir wissen es nicht", sagt sie. "Es ist gut möglich, dass Sie auch auf dem rechten Ohr nicht ganz ertauben - sondern dass sich Ihr Gehör stabilisieren wird. Wahrscheinlich auf einer Frequenz, die sich mit Hörgeräten einigermassen korrigieren lässt. So wie beim linken Ohr. Die genetische Disposition ist ja dieselbe. Aber wie lange das dauern wird... keine Ahnung." Im Grunde weiss ich das bereits - so ungefähr. Aber es ist das erste Mal, dass eine Ärztin Klartext spricht.
Als ich später draussen vor der Klinik stehe, fühle ich mich frei. Unglaublich frei.
"Ich kann jetzt wieder leben, ohne ständig mein gutes Ohr zu schonen", denke ich. Ich weiss, dass das ein idiotischer Gedanke ist. Ich weiss ja gar nicht, wie man ohne Gehör lebt. Und ich werde Tage ohne Gehör haben, fürchte ich. Viele. Ich kenne die ganze Geschichte ja vom linken Ohr.
Aber andere können es. Ich werde es auch können.
diefrogg - 6. Mär, 17:19
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sunsan2 - 7. Mär, 21:58
Liebe Frau Frogg,
das sind schlimme Nachrichten.
Was ist gemeint mit stabilisieren? D.h. wie gut oder schlecht hörst du derzeit auf dem rechten Ohr? Und wie auf dem linken Ohr?
Wie geht es dir heute?
Diese Angst ist schlimm.
Alles Liebe Susanne
das sind schlimme Nachrichten.
Was ist gemeint mit stabilisieren? D.h. wie gut oder schlecht hörst du derzeit auf dem rechten Ohr? Und wie auf dem linken Ohr?
Wie geht es dir heute?
Diese Angst ist schlimm.
Alles Liebe Susanne
diefrogg - 8. Mär, 09:50
Danke fürs Nachfragen,
Susanne! Also, auf dem linken Ohr habe ich seit Jahren Beschwerden und mittlerweile ein Hörgerät. In letzter Zeit hat sich das Gehör dort in den mittleren Frequenzen bei minus 30 bis 40 Dezibel "stabilisiert". In den tiefen Frequenzen habe ich etwa minus 80 Dezibel und in den ganz hohen Frequenzen siehts auch nicht gut aus. Dass das von Dauer ist, glauben allerdings nur die Ärzte. Ich habe zu viele Aufs und Abs und zu viele Fehldiagnosen erlebt, um noch irgend etwas im Bezug auf meine Ohren zu glauben.
Mein rechtes Ohr fährt zurzeit Achterbahn mit mir. An einem Tag höre ich fast 100 Prozent, ich kann Musik hören und höre sogar Zimmergeräusche. Am nächsten kann ich nicht einmal mehr telefonieren. Heute zeigen die Indikatioren eher aufwärts. Aber es ist so: Die Angst ist das Schlimmste. Manchmal bin ich restlos erschöpft.
Mein rechtes Ohr fährt zurzeit Achterbahn mit mir. An einem Tag höre ich fast 100 Prozent, ich kann Musik hören und höre sogar Zimmergeräusche. Am nächsten kann ich nicht einmal mehr telefonieren. Heute zeigen die Indikatioren eher aufwärts. Aber es ist so: Die Angst ist das Schlimmste. Manchmal bin ich restlos erschöpft.
sunsan2 - 8. Mär, 16:08
Liebe Frau Frogg,
wie gut ich deine zeitweilige Erschöpfung nachempfinden kann - der Menière, die herausfordernde Arbeit und dann erhebt sich auch noch Angst. Und gerade die Angst ist sowas Substanzielles. Es ist schwer ruhig zu bleiben. Das ist alles zuviel und kostet unglaublich viel Kraft.
Es freut mich, dass es dir heute besser geht und es Tage gibt, an denen dein rechtes Ohr gut hört.
Susanne
wie gut ich deine zeitweilige Erschöpfung nachempfinden kann - der Menière, die herausfordernde Arbeit und dann erhebt sich auch noch Angst. Und gerade die Angst ist sowas Substanzielles. Es ist schwer ruhig zu bleiben. Das ist alles zuviel und kostet unglaublich viel Kraft.
Es freut mich, dass es dir heute besser geht und es Tage gibt, an denen dein rechtes Ohr gut hört.
Susanne
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