In der Warteschlaufe
Ich habe einen Auftrag für eine kleine Reportage abgelehnt, die ich früher mit Handkuss gemacht hätte. Mit Begeisterung und ohne Rücksicht auf Überstunden. Ich hätte wieder einmal etwas Gutes schreiben können. Aber ich sah keinen wirklichen Gewinn darin, fürchtete den extra Stress.
Ich habe eine kleine Geschäftsidee. Damit ich ein wenig Geld verdienen könnte, falls ich mein Pensum reduzieren müsste. Aber ich hänge fest. Bevor ich weitermache, müsste ich mit jemandem reden können. Idealerweise mit Herrn T. Doch Herr T. ist geschäftlich unterwegs.
"Lass Dich nicht gehen", sagt ein Kumpel zu mir, "Häng nicht herum. Wenn Leute zu viel herumhängen, dann bauen sie ab."
Ich will nie mehr malochen wie damals vor fünf Jahren.
Ich warte auf den Termin mit dem Oberarzt. Nach dem Treffen mit dem Assistenzarzt Schnösel bin ich immer noch verunsichert. Vielleicht wird der Oberarzt mir einen Fingerzeig geben, wie es weitergehen soll. Ich erwarte nicht, dass er mir Entscheidungen abnimmt. Aber ich kann nicht mit meinem Chef sprechen, bevor ich mit dem Oberarzt gesprochen habe. Ich muss noch zwei Wochen warten.
Ich höre Musik, als würde es morgen verboten. Naja, vielleicht kann ich es morgen nicht mehr. Ich könnte dümmeres tun.
Eine leise Stimme sagt zu mir: "Geh keine Risiken ein! Wir Froggs gehen keine Risiken ein. Wir bleiben konventionell. Mittelständisch. Das Leben ist gefährlich genug, ohne dass man sich auf Abenteuer einlässt." Ich weiss nicht, ob ich auf sie hören soll.
Ich weiss nicht, ob das alles gut oder schlecht ist.
Ich wasche Wäsche. Ich koche. Ich blogge.
Der Soundtrack dazu heisst "Bad".
Ein wunderschöner Song.
Ich habe eine kleine Geschäftsidee. Damit ich ein wenig Geld verdienen könnte, falls ich mein Pensum reduzieren müsste. Aber ich hänge fest. Bevor ich weitermache, müsste ich mit jemandem reden können. Idealerweise mit Herrn T. Doch Herr T. ist geschäftlich unterwegs.
"Lass Dich nicht gehen", sagt ein Kumpel zu mir, "Häng nicht herum. Wenn Leute zu viel herumhängen, dann bauen sie ab."
Ich will nie mehr malochen wie damals vor fünf Jahren.
Ich warte auf den Termin mit dem Oberarzt. Nach dem Treffen mit dem Assistenzarzt Schnösel bin ich immer noch verunsichert. Vielleicht wird der Oberarzt mir einen Fingerzeig geben, wie es weitergehen soll. Ich erwarte nicht, dass er mir Entscheidungen abnimmt. Aber ich kann nicht mit meinem Chef sprechen, bevor ich mit dem Oberarzt gesprochen habe. Ich muss noch zwei Wochen warten.
Ich höre Musik, als würde es morgen verboten. Naja, vielleicht kann ich es morgen nicht mehr. Ich könnte dümmeres tun.
Eine leise Stimme sagt zu mir: "Geh keine Risiken ein! Wir Froggs gehen keine Risiken ein. Wir bleiben konventionell. Mittelständisch. Das Leben ist gefährlich genug, ohne dass man sich auf Abenteuer einlässt." Ich weiss nicht, ob ich auf sie hören soll.
Ich weiss nicht, ob das alles gut oder schlecht ist.
Ich wasche Wäsche. Ich koche. Ich blogge.
Der Soundtrack dazu heisst "Bad".
Ein wunderschöner Song.
diefrogg - 12. Mai, 12:54
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Walter B - 14. Mai, 17:30
Das Schlimmste ist bestimmt die Ungewissheit. Man hängt zwischen Himmel und Hölle und weiss nicht, wo man in der nächsten Sekunde landet. Beides ist möglich, und es hängt zunächst nicht von mir selbst ab. Das ist furchtbar anstrengend – und belastend. Und es ist nicht wirklich der Augenblick, um aktiv zu werden, jedenfalls nicht im Hinblick auf die Zukunft. Man kann nur versuchen, der Gegenwart gerecht zu werden.
Darin liegt allerdings auch eine Weisheit. Denn letztlich hängt man immer zwischen Himmel und Hölle. Wo man in der nächsten Sekunde landet, weiss man nie mit Gewissheit. Und der Augenblick ist immmer der Zeitpunkt, wo das wahre Leben stattfindet.
Die leise, aber eindringliche Stimme der Vernunft, die von Risiken und Abenteuern abrät, kenne ich auch sehr gut. Achtung, wenn sie zu eindringlich wird, kann sie dazu verführen, sich im verstecktesten Kellerraum des Hauses einzuschliessen und niemandem mehr aufzutun.
Mut muss ich Ihnen nicht zusprechen, Frau Frogg. Den haben Sie. Das geht aus Ihren Texten hervor.
Darin liegt allerdings auch eine Weisheit. Denn letztlich hängt man immer zwischen Himmel und Hölle. Wo man in der nächsten Sekunde landet, weiss man nie mit Gewissheit. Und der Augenblick ist immmer der Zeitpunkt, wo das wahre Leben stattfindet.
Die leise, aber eindringliche Stimme der Vernunft, die von Risiken und Abenteuern abrät, kenne ich auch sehr gut. Achtung, wenn sie zu eindringlich wird, kann sie dazu verführen, sich im verstecktesten Kellerraum des Hauses einzuschliessen und niemandem mehr aufzutun.
Mut muss ich Ihnen nicht zusprechen, Frau Frogg. Den haben Sie. Das geht aus Ihren Texten hervor.
diefrogg - 16. Mai, 14:22
Danke für Deinen...
Kommentar, Walter. Ich habe ihn erst vor einer Stunde entdeckt und denke seither über eine Antwort nach. Ich habe mich darüber gefreut, dass Du der grün gefärbten Angsthäsin Frogg Mut attestierst! Und auch darüber, dass Du zu den Lesern gehörst, die offenbar die Arbeit nicht scheuen, sich ein genaues Bild über meine Situation zu machen, bevor sie gute Ratschläge offerieren.
In der Tat würde ich gern mit einer Entscheidung noch zuwarten. Aber ich muss mich aus finanziellen und organisatorischen Gründen bald entscheiden, wie meine Zukunft aussehen soll. Ausserdem: So stabil wie in den letzten Wochen war mein Gehör ein paar Monate lang nicht. Was nicht heisst, dass es morgen auch noch so ist. Aber es heisst auch, dass es an der Zeit ist, Nägel mit Köpfen zu machen - auch wenn ich mich gern noch ein wenig in Ruhe und Sicherheit wiegen würde.
In der Tat würde ich gern mit einer Entscheidung noch zuwarten. Aber ich muss mich aus finanziellen und organisatorischen Gründen bald entscheiden, wie meine Zukunft aussehen soll. Ausserdem: So stabil wie in den letzten Wochen war mein Gehör ein paar Monate lang nicht. Was nicht heisst, dass es morgen auch noch so ist. Aber es heisst auch, dass es an der Zeit ist, Nägel mit Köpfen zu machen - auch wenn ich mich gern noch ein wenig in Ruhe und Sicherheit wiegen würde.
trox - 17. Mai, 00:10
... Risiken ...
Liebe Frogg
Du schreibst: "Wir Froggs gehen keine Risiken ein" und gleich danach: "Wir bleiben konventionell. Mittelständisch." Das ist eine althergebrachte Weisheit; die Holländer sagen "doe maar gewoon dan doe je al gek genoeg" ... bleib normal, das ist schon verrückt genug.
Doch genau dieses "gewoon", konventionell kann ja auch ein ganz schönes Risiko sein ... wenn auf einmal die Sparkasse das Geld nicht mehr auszahlen kann (z. B. Northern Rock) ... wenn auf einmal die Häuser in der Nachbarschaft nicht mehr von Juden sondern von Arabern gekauft werden (wie einer Freundin in Haifa geschehen) ... wenn auf einmal "Bund" und "Berner Zeitung" beide "nichts verpassen" titeln ... wenn auf einmal Kurt Tucholsky, 1929, zusammen mit John Heartfield, quasi seismographisch "Deutschland, Deutschland über alles -- ein Bilderbuch" publiziert ... wenn 25 Jahre danach bekannt wird, dass Live Aid Geld in bedeutende Mengen zum Kauf von Waffen statt zur Ernährung Hungerndern verwendet wurde (http://en.wikipedia.org/wiki/Live_Aid#Aid_money_used_by_rebel_groups_to_buy_weapons).
Das sind alles Dinge, Entwicklungen, die hängen nicht von den zwei Wochen ab, die Du auf den Oberarzt wartest. Und wie du, denke ich, richtig siehst, kann er dir auch keine Entscheidungen abnehmen. Die Antwort auf deine Frage, deine Geschäftsidee liegt nicht in den nächsten zwei Wochen, sondern in den nächsten zwei Jahren (oder drei oder vier). Dort würde ich auf die Suche gehen nach Antworten, wo die eigene, heute bekannte Unsicherheit nur noch eine ist unter vielen, die jetzt noch nicht bekannt sind, diese kennen zu lernen aber erst hilft, diese *andere* Option gegen das "gewoon" abwägen zu können ... vielleicht.
Wir sind alle keine Hellseher; und wenn ich die Zukunft kennen würde, würde ich entweder daran verzweifeln oder mich dafür bezahlen lassen. Gut kenne ich sie nicht. Doch wir können uns Zukünfte ausmalen und uns darüber unterhalten. Deine kleine Geschäftsidee ist eine solche Zukunft. Drüber reden ist wichtig ... mit möglichst vielen Leuten. Damit Du sie dir mit allen ihren schönen und schrecklichen Seiten möglichst anschaulich ausmalen kannst.
Dann gehst Du nicht mehr Risiken ein; dann ist hoffentlich deine Geschäftsidee weniger verzweifelt als das Hoffen auf das Bestehen von "konventionell/Mittelstand" und realitätsnäher als der ikonische Tanz von "Bono mit Fan" am Live Aid 85.
Du schreibst: "Wir Froggs gehen keine Risiken ein" und gleich danach: "Wir bleiben konventionell. Mittelständisch." Das ist eine althergebrachte Weisheit; die Holländer sagen "doe maar gewoon dan doe je al gek genoeg" ... bleib normal, das ist schon verrückt genug.
Doch genau dieses "gewoon", konventionell kann ja auch ein ganz schönes Risiko sein ... wenn auf einmal die Sparkasse das Geld nicht mehr auszahlen kann (z. B. Northern Rock) ... wenn auf einmal die Häuser in der Nachbarschaft nicht mehr von Juden sondern von Arabern gekauft werden (wie einer Freundin in Haifa geschehen) ... wenn auf einmal "Bund" und "Berner Zeitung" beide "nichts verpassen" titeln ... wenn auf einmal Kurt Tucholsky, 1929, zusammen mit John Heartfield, quasi seismographisch "Deutschland, Deutschland über alles -- ein Bilderbuch" publiziert ... wenn 25 Jahre danach bekannt wird, dass Live Aid Geld in bedeutende Mengen zum Kauf von Waffen statt zur Ernährung Hungerndern verwendet wurde (http://en.wikipedia.org/wiki/Live_Aid#Aid_money_used_by_rebel_groups_to_buy_weapons).
Das sind alles Dinge, Entwicklungen, die hängen nicht von den zwei Wochen ab, die Du auf den Oberarzt wartest. Und wie du, denke ich, richtig siehst, kann er dir auch keine Entscheidungen abnehmen. Die Antwort auf deine Frage, deine Geschäftsidee liegt nicht in den nächsten zwei Wochen, sondern in den nächsten zwei Jahren (oder drei oder vier). Dort würde ich auf die Suche gehen nach Antworten, wo die eigene, heute bekannte Unsicherheit nur noch eine ist unter vielen, die jetzt noch nicht bekannt sind, diese kennen zu lernen aber erst hilft, diese *andere* Option gegen das "gewoon" abwägen zu können ... vielleicht.
Wir sind alle keine Hellseher; und wenn ich die Zukunft kennen würde, würde ich entweder daran verzweifeln oder mich dafür bezahlen lassen. Gut kenne ich sie nicht. Doch wir können uns Zukünfte ausmalen und uns darüber unterhalten. Deine kleine Geschäftsidee ist eine solche Zukunft. Drüber reden ist wichtig ... mit möglichst vielen Leuten. Damit Du sie dir mit allen ihren schönen und schrecklichen Seiten möglichst anschaulich ausmalen kannst.
Dann gehst Du nicht mehr Risiken ein; dann ist hoffentlich deine Geschäftsidee weniger verzweifelt als das Hoffen auf das Bestehen von "konventionell/Mittelstand" und realitätsnäher als der ikonische Tanz von "Bono mit Fan" am Live Aid 85.
trox - 18. Mai, 22:52
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