10
Nov
2009

Klartext von den Ärzten

Zuerst das Positive:
1) Ich höre insgesamt merklich besser als bei meinem letzten Eintrag.
2) Im Moment höre ich rechts sogar annähernd 95 Prozent.
3) Ich weiss jetzt, wie sich ein etwas schwererer Hörsturz anfühlt. Ich habe gelernt: Sowas ist unangenehm, aber man stirbt nicht daran.
4) Ich habe in der letzten Wochen unglaublich viel Mitgefühl und grosse Freundlichkeit erfahren.

Dennoch ist die Welt alles alles andere als in Ordnung. Denn:
1) Die Ärzte haben Klartext gesprochen: "Wir geben Ihnen jetzt Cortison-Injektionen direkt ins Trommelfell, Frau Frogg," sagte der Oberarzt, "Damit können wir das Gehör der meisten Meniere-Patienten wieder herstellen. Der meisten. Aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein: Das Ohr braucht jedes Mal länger, um sich zu erholen. Nach und nach wird die Hörkurve Ihres rechten Ohrs wohl derjenigen Ihres linken Ohrs immer ähnlicher werden." Was so viel heisst wie: Auch mein rechtes Ohr hat einen wahrscheinlich wechselvollen und hoffentlich langen Abstieg in die praktische Taubheit angetreten.
2) Wenn es sich dabei gleich benimmt, wie mein linkes Ohr, dann könnte das in einem ersten Schub sehr schnell gehen.
3) Vieles deutet darauf hin, dass das rechte Ohr sich jetzt wie das Linke verhält: Zum Beispiel die Tatsache, dass es abends in den letzten Tagen immer wieder abgestürzt ist - trotz viel Cortison.
4) Diese abendlichen Abstürze haben mich ein paarmal schier in einen Nervenzusammenbruch getrieben. Ich schlafe schlecht. Folge: Ich bin völlig erschöpft.
5) Das alles wirft eine Menge Fragen auf. Die Vordringlichste: WAS SOLL JETZT AUS MIR WERDEN???

Darauf wussten die Ärzte auch keine Antwort.

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https://froggblog.twoday.net/stories/6035732/modTrackback

Doremijasu - 12. Nov, 11:03

ich weiß das dies kein Trost ist....

aber 2003 erhielt ich eine erneute Krebsdiagnose, 2002 schon als man mir noch nichts sagte, meinte meine Ärztin wass ich denn tun könne damit es mir wieder besser ginge, gar nichts können Sie machen, es muss behandlt werden wie Krebs aber es ist kein Krebs...
2003 also erfuhr ich dann, dass das was ich hätte, irgendwann Krebs werden würde, aber ich hätte noch mindestens 10-15 Jahre Zeit. 4 Wochen später stand fest, der Krebs tobte sich schon richtig aus, ich hatte die aggressivste aller Formen. Man schlug eine Chemo vor, ich war aber zwischenzeitlich schon zu meinem jetztigen Mann gezogen als die Dagnose kam, dann ging es zur Uniklinik, aber auch hier wurden alle Möglichkeiten abgeschlagen, aufgrund meiner übrigen Erkrankungen, die auch nicht von Pappe sind. Meine Restlebenszeit wurde auf Monate vage festgeschrieben (wegen dem aggressiven Verlauf). Natürlich erlitt ich auch noch eine Depression, mein damaliger Zahnarzt versaute noch meine Wirbelsäule sodass ich generell ohne schwerste Schmerzmedies nicht überleben kann. Die Tage wo ich wirklich schmerzrei bin, also keine Medies brauche sind rar, aber ich feiere sie immer als Sieg über die Morphine. Mein Onkologe hat mich letztes Jahr auf langpperiodische Beobachtung gesetzt, heißt einmal im Jahr soll ich bei ihm anklopfen und berichten wie es mir geht, außer ich bemerke, dass es mir drastisch schlechter geht.
Ich fühle mich gesund, zwar nicht leistungsstark, ich breche leider immr wieder unverhofft ein, aber ich führe wieder ein normales Leben.
Das hätte ich selber niemals gedacht.
Umsomehr berührt mich dein Schicksal, das schon länger zu bestehen scheint und nun mit dem anderen Ohr erneut geballt über dich hereinbricht. Möge es sich viel Zeit lassen im Nacheifern. Die Welt lebt für mich durch die Töne, ohne wäre katastrophal (für mich)Mein Sohn hat seit diesem Sommer einen Tinnitus, er war als Kind schon zeitweise schwerhörend, Sauerstoffmangel in den Nebenhöhlen war die Diagnose, aber vielmehr lag es wohl daran dass er das hat(te) was man heute ADHS nennt und er sich schwer mit vielen Dingen zugleich gedanklich beschäftigte.
Sicher bricht die Welt nicht zusammen wenn man nicht (mehr) hört, aber es raubt ihr doch viel Qualität, aber wie in allen Fällen stellt uns so ein Desaster immer wieder vor die Aufgabe uns neu zu orientieren. Erzwungene Abwechslung...
Cortison kann viel- aber eben auch nicht alles, und ich vermute, auch eine Erkrankung wie deine hat Züge die man erkennen kann und kleine Details die in jedem Individuum ruhen warum es dazu kommt, und dann hilft kein Cortison, leider.
Und ich denke immernoch, dass es keine Kriege und Gewalt bräuchte und keine Schaffung neuer Krankheiten, da es doch genug unheilbare Erkrankungen gibt, die aber nicht in Angriff genommen werden, weil es sich für die Pharmazie nicht rentiert.

Ich sende dir einen lieben Gruß
Do

diefrogg - 12. Nov, 15:46

Doch, diese Worte...

sind ein Trost. Sie zeigen, dass das Leben weiter geht - oder gehen kann. Und dass andere Leute auch Kraft brauchen! Danke dafür!
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