Überbewerteter Krimi
Diesen Krimi gibt es zwar erst auf Englisch. Aber er wird auch im deutschen Sprachraum ein todsicherer Bestseller werden. Er ist das Werk, das Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling unter falschem Namen herausgegeben hat.
Ich musste es lesen - denn ich liebte Harry Potter! Es soll ja auch enthusiastische Kritiken gehabt haben, noch bevor die wahre Identität von Robert Galbraith aufflog. Und es hat Stärken: Es erzählt kompetent über das Leben in der Londoner Schickeria - darüber weiss die Autorin Bescheid, sie gehört ja selber dazu. Sie beweist auch ein gutes Händchen für Dialoge. Und, klar: Das Buch ist ein "pageturner", wie es im britischen Buchhändler-Slang heisst. Zu Deutsch: Man verschlingt es.
Insgesamt scheint es mir aber überbewertet.
Seine offensichtlichste Schwäche ist sein charmanter Plauderton. Er passt nicht zum Helden. Privatdetektiv Cormoran Strike ist eine arme Sau. Er hat in Afghanistan ein halbes Bein verloren - und zurzeit übernachtet er im Büro, weil ihm auch noch sein Privatleben um die Ohren geflogen ist. Ein solcher Held muss sich behaupten, seine Männlichkeit beweisen. Aber Rowling zeigt ihn nicht dabei. Wie ein Autor seinen Helden in einer solchen Lage zeigen kann, hat anno dazumal Raymond Chandler vorgemacht. Da kommt jeder Satz knapp und schnell wie aus der Pistole. Es sind Sätze für einen Selbstbehauptungs-Künstler. Unerreicht.
Mir gefällt auch nicht, wie die Autorin die Leserin durch den Fall führt: Sie breitet die Story aus wie einen Orienttepich mit einem labyrinthischen Muster. Reihenweise Dialoge mit unendlich vielen Hinweisen. In vielen Krimis - zum Beispiel bei Elizabeth George - haben Detektive Partner. Mit ihnen diskutieren sie Hinweise und führen den Leser so auf die richtige, oft auch erst mal auf ein paar falsche Fährten. Strike aber tauscht sich nicht einmal mit seiner cleveren Sekretärin Robin aus. Er lässt den Leser über den Teppich tappen, orientierungslos, viel zu lange. Und zaubert schliesslich die Lösung unter ihm hervor hervor wie ein Lehrmeister in Hogwarts.
Auch als ich das Buch zum zweitenmal las, konnte ich nicht restlos nachvollziehen, wie er das gemacht hat.
Ja, Ihr habt richtig gesehen: Ich habe das Buch zweimal gelesen - und beim zweiten Mal ein paar köstliche Aha-Erlebnisse gehabt und auch gelacht.
Aber ob das ein Zeichen von Qualität ist? Ich bin mir nicht sicher.
Ich musste es lesen - denn ich liebte Harry Potter! Es soll ja auch enthusiastische Kritiken gehabt haben, noch bevor die wahre Identität von Robert Galbraith aufflog. Und es hat Stärken: Es erzählt kompetent über das Leben in der Londoner Schickeria - darüber weiss die Autorin Bescheid, sie gehört ja selber dazu. Sie beweist auch ein gutes Händchen für Dialoge. Und, klar: Das Buch ist ein "pageturner", wie es im britischen Buchhändler-Slang heisst. Zu Deutsch: Man verschlingt es.
Insgesamt scheint es mir aber überbewertet.
Seine offensichtlichste Schwäche ist sein charmanter Plauderton. Er passt nicht zum Helden. Privatdetektiv Cormoran Strike ist eine arme Sau. Er hat in Afghanistan ein halbes Bein verloren - und zurzeit übernachtet er im Büro, weil ihm auch noch sein Privatleben um die Ohren geflogen ist. Ein solcher Held muss sich behaupten, seine Männlichkeit beweisen. Aber Rowling zeigt ihn nicht dabei. Wie ein Autor seinen Helden in einer solchen Lage zeigen kann, hat anno dazumal Raymond Chandler vorgemacht. Da kommt jeder Satz knapp und schnell wie aus der Pistole. Es sind Sätze für einen Selbstbehauptungs-Künstler. Unerreicht.
Mir gefällt auch nicht, wie die Autorin die Leserin durch den Fall führt: Sie breitet die Story aus wie einen Orienttepich mit einem labyrinthischen Muster. Reihenweise Dialoge mit unendlich vielen Hinweisen. In vielen Krimis - zum Beispiel bei Elizabeth George - haben Detektive Partner. Mit ihnen diskutieren sie Hinweise und führen den Leser so auf die richtige, oft auch erst mal auf ein paar falsche Fährten. Strike aber tauscht sich nicht einmal mit seiner cleveren Sekretärin Robin aus. Er lässt den Leser über den Teppich tappen, orientierungslos, viel zu lange. Und zaubert schliesslich die Lösung unter ihm hervor hervor wie ein Lehrmeister in Hogwarts.
Auch als ich das Buch zum zweitenmal las, konnte ich nicht restlos nachvollziehen, wie er das gemacht hat.
Ja, Ihr habt richtig gesehen: Ich habe das Buch zweimal gelesen - und beim zweiten Mal ein paar köstliche Aha-Erlebnisse gehabt und auch gelacht.
Aber ob das ein Zeichen von Qualität ist? Ich bin mir nicht sicher.
diefrogg - 21. Aug, 10:35
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
la-mamma - 21. Aug, 15:53
Mhmm, mir geht´s wie Ihnen - prinzipiell wär ich sehr neugierig auf genau diesen Krimi. Ist das Obige nun eigentlich eine Empfehlung oder nicht?;-)
diefrogg - 21. Aug, 16:56
Gute Frage!
Sehr gute Frage sogar. Es kommt drauf an, was Sie mögen. Wenn Sie Ihre Krimis sprachlich leicht verdaulich mögen, werden sie ihn mögen, auch wenn er Längen hat. Galbraith hat sprachliche Leicht(gewichtig)igkeit, geradezu feminine Einfühlsamkeit und Humor. Wenn Sie Harry Potter mochten, werden Sie Galbraith - wahrscheinlich - auch mögen.
Wenn Sie Ihre Krimis gern hart und dreckig haben, dann werden Sie ihn nicht mögen.
Auf jeden Fall empfehle ich Ihnen, wenn möglich, nicht auf die deutsche Ausgabe zu warten. Die Dialoge sind zum Teil köstlich und so sehr London! Das wird man bei der Übersetzung nicht mitbekommen.
Wenn Sie Ihre Krimis gern hart und dreckig haben, dann werden Sie ihn nicht mögen.
Auf jeden Fall empfehle ich Ihnen, wenn möglich, nicht auf die deutsche Ausgabe zu warten. Die Dialoge sind zum Teil köstlich und so sehr London! Das wird man bei der Übersetzung nicht mitbekommen.
Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/453144193/modTrackback