3
Aug
2011

Ein erfülltes Leben

Treue Leser erinnern sich: Vor ein paar Jahren habe ich einen Krimi geschrieben. Er war fertig und lag zur Überarbeitung bereit in meiner Schublade, als ich im Herbst 2009 einen schweren Menière'schen Schub auf meinem guten Ohr hatte.

Es wurde klar: Ich musste mich schonen. Da vergass ich den Krimi einfach.

Neulich begann ich dieses Buch zu lesen.

Ich will Euch nicht mit einer Inhaltsangabe langweilen. Die findet Ihr hier. Hier nur soviel: Mir hat es eine neue, erfrischende Wahrnehmung des Gemeinplatzes "Lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter" ermöglicht.

Yalom kommt auch auf die Frage nach dem so genannten ungelebten Leben zu sprechen.

Da erinnerte ich mich plötzlich an den Krimi. Der Krimi ist für mich einmal sehr bedeutsam gewesen. Ich habe immer einen Roman schreiben wollen. Ich glaubte, dazu sei ich da. Ich glaubte, ich hätte mein Leben nicht gelebt, wenn ich kein Buch schriebe.

Aber die Hörstürze von 2009 haben meine Prioritäten total verändert.

Wichtig ist mir jetzt:
1) meinen Lebensunterhalt zu verdienen, so gut ich kann
2) Musik zu hören
3) zu bloggen
4) zu spazieren
5) mich dafür zu engagieren, dass dieses reiche Land jene Menschen würdig versorgt, die nicht mehr arbeiten können

Es mag merkwürdig klingen. Aber ich finde, ich habe ein erfülltes Leben.

Was den Krimi betrifft: Ich habe ihn ja fertig geschrieben. Ich weiss jetzt, dass ich ein Buch schreiben könnte. Ich weiss auch, wie viel Kraft es braucht. Das reicht.

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la-mamma - 3. Aug, 20:46

da ich gerade erst in ansätzen merke, womit man sich herumschlagen muss, wenn eine geschichte verständlich UND spannend erzählt werden soll: allein aufs fertigschreiben dürfen sie schon stolz genug sein!
und die fünf punkte sind hehr. wobei mir ein ganz wesentlicher fehlt, aber den haben sie vielleicht für so selbstverständlich gehalten, dass sie ihn nicht an erster stelle genannt haben ....

diefrogg - 4. Aug, 18:27

Ich kann nur raten,...

was Sie meinen könnten, la-mamma!

Für sehr wichtig halte ich es im Grund, Freundschaften zu pflegen. Nur: Mit einer chronischen Krankheit ist das gar nicht so einfach. Ich habe eigentlich bewusst nicht darüber geschrieben, weil es ein etwas heikles Thema ist, das eines eigenen Beitrags bedürfte (wenn ich denn so genau wüsste, wie ich das Heikle daran artikulieren könnte).

Tja, und die Liebe... auch darüber liessen sich Bände schreiben. Aber ich bin mir nicht sicher, wie viel davon an die Öffentlichkeit gehört.

Oder hatten Sie etwas anderes gemeint?
la-mamma - 4. Aug, 22:20

nein, ich hab schon genau das gemeint. sogar beides miteinander ...
Teufels Advokatin - 4. Aug, 18:31

Ich bitte um Verzeihung,

wenn die Frage etwas provokativ klingt. Ich erlaube mir hier trotzdem, sie zu stellen: Ist es denn überhaupt sinnvoll, Unterhaltungsliteratur zu verfassen?

diefrogg - 5. Aug, 14:51

Oh, verlassen Sie sich...

drauf: Man kann auch in einem Krimi relevante Themen aufarbeiten. Dass wichtige Themen den Leser langweilen müssen, ist leider ein im deutschen Sprachraum weit verbreiteter Irrtum ;)
Jossele - 9. Aug, 20:19

Ich tät den ungeschriebenen Krimi gerne lesen wollen.

diefrogg - 10. Aug, 21:07

Ah, Herr Jossele!

Das ist ein sehr freundliches Angebot. Ich werd drüber nachdenken! Allerdings habe ich vor einiger Zeit das erste Kapitel wieder gelesen. Es war durchaus lesbar. Aber mir ist etwas merkwürdiges passiert: In dem Text steckte so viel von mir drin, dass es mir wehtat. Ich glaube, es wäre mir peinlich, wenn das jemand lesen würde.

Das Merkwürdige ist: Beim Bloggen ist man ja gelegentlich nicht ganz ehrlich. Man erzählt nicht alles, schönt dies oder jenes. Wenn man Fiktion schreibt, kann man alles erzählen.

Aber dann braucht es Mut, es loszulassen...

Wenn ich den Mut finde, werde ich mich bei Ihnen melden.
veronikaha - 11. Aug, 23:30

Stell dir vor, von diesem Krimi gäbe es nur eine einzige Kopie, und die würde, ausgehend von deinem Bloggerkreis, immer weitergereicht. Die einzige Verpflichtung: der Autorin melden, wohin das Buch als nächstes reist. Und vielleicht einen Kommentar schreiben. Den guten ins Bloggertöpfchen, den schlechten - so es denn überhaupt gibt - ins Kröpfchen...
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