Der rasende Bäcker
Improvisation gehört zum täglichen Brot der Türken. Kein öffentliches Verkehrsmittel vom winzigen Dorf Üçağız nach Kaş? "Kein Problem. Ihr könnt mit dem Bäcker fahren", sagte der junge Mann, der in der in der Pension Onur für die Improvisation zuständig ist. Er spricht ungefähr fünf Sprachen, eine davon Flämisch. Und er jongliert die verschiedenen Bootstouren der Gäste. Naja, vielleicht nicht grad im ganzen Hafen.
Aber oft sind es mehrere. Meistens taucht dann ein Cousin oder Neffe auf und führt den Gast zu einem der Boote. Und wenn ein Gast Nadel und Faden braucht, dann geht der Improvisator zur Frau am Marktstand mit den Halsketten. Und so weiter. Meistens finde ich diese Lebensart sympathisch. Sie lässt den Alltag als feines Gewebe von Begegnungen und Verhandlungen erscheinen. Eines, das zuweilen nur an einem Faden zu hängen scheint. Was aber für Gäste kaum je stressig ist. Denn Gäste werden stets bevorzugt behandelt.
Auch die Aussicht auf die Fahrt mit dem Bäcker zauberte ein breites Lächeln auf das Gesicht von Frau Frogg. Ihr geliebter Grossvater Walholz selig ist Bäcker gewesen - und die Fahrten mit ihm und dem frischen Brot gehören zu ihren Lieblings-Kindheits-Erinnerungen.
Gegen 11 Uhr fuhr der Bäcker mit seinem klapprigen Kastenwagen vor und lud ein paar Kisten duftendes Weissbrot aus. Und wir durften zusteigen.
Frau Frogg knallte eine verbeulte Tür zu. Dann erlosch ihr Lächeln.
Denn ehrlich: Es war eine Höllenfahrt.
Der Mann schien nicht glücklich, uns mitnehmen zu müssen. Und ich konnte ihn auch nicht mit Geschichten von meinem Grossvater günstig stimmen. Er sprach keinen Brocken Deutsch oder Englisch. Wir viel zu wenig Türkisch.
Und - wie hatte ich Depp auch etwas anderes erwarten können: Der Mann war ein Raser. Wenn es abwärts ging, schaltete er in den Leerlauf, hängte sich übers Steuerrad, zündete sich eine Zigarette an und stöhnte leise auf. Alle Fenster waren offen, weit und breit kein Sicherheitsgurt. Frau Frogg ertappte sich bei sehr westlichen Gedanken. Zum Beispiel: Wird überhaupt irgendeine eine Versicherung bezahlen, wenn wir hier über eine Böschung donnern und uns einen Rückenwirbel brechen?
Wir bekamen auf dieser mehr als halbstündigen Fahrt auch eine ganz andere Türkei zu sehen als die sonnigen Kleinstädtchen-Südtürkei, die wir bisher kennen gelernt hatten. Aber davon erzähle ich nächstes Mal.
Aber oft sind es mehrere. Meistens taucht dann ein Cousin oder Neffe auf und führt den Gast zu einem der Boote. Und wenn ein Gast Nadel und Faden braucht, dann geht der Improvisator zur Frau am Marktstand mit den Halsketten. Und so weiter. Meistens finde ich diese Lebensart sympathisch. Sie lässt den Alltag als feines Gewebe von Begegnungen und Verhandlungen erscheinen. Eines, das zuweilen nur an einem Faden zu hängen scheint. Was aber für Gäste kaum je stressig ist. Denn Gäste werden stets bevorzugt behandelt.
Auch die Aussicht auf die Fahrt mit dem Bäcker zauberte ein breites Lächeln auf das Gesicht von Frau Frogg. Ihr geliebter Grossvater Walholz selig ist Bäcker gewesen - und die Fahrten mit ihm und dem frischen Brot gehören zu ihren Lieblings-Kindheits-Erinnerungen.
Gegen 11 Uhr fuhr der Bäcker mit seinem klapprigen Kastenwagen vor und lud ein paar Kisten duftendes Weissbrot aus. Und wir durften zusteigen.
Frau Frogg knallte eine verbeulte Tür zu. Dann erlosch ihr Lächeln.
Denn ehrlich: Es war eine Höllenfahrt.
Der Mann schien nicht glücklich, uns mitnehmen zu müssen. Und ich konnte ihn auch nicht mit Geschichten von meinem Grossvater günstig stimmen. Er sprach keinen Brocken Deutsch oder Englisch. Wir viel zu wenig Türkisch.
Und - wie hatte ich Depp auch etwas anderes erwarten können: Der Mann war ein Raser. Wenn es abwärts ging, schaltete er in den Leerlauf, hängte sich übers Steuerrad, zündete sich eine Zigarette an und stöhnte leise auf. Alle Fenster waren offen, weit und breit kein Sicherheitsgurt. Frau Frogg ertappte sich bei sehr westlichen Gedanken. Zum Beispiel: Wird überhaupt irgendeine eine Versicherung bezahlen, wenn wir hier über eine Böschung donnern und uns einen Rückenwirbel brechen?
Wir bekamen auf dieser mehr als halbstündigen Fahrt auch eine ganz andere Türkei zu sehen als die sonnigen Kleinstädtchen-Südtürkei, die wir bisher kennen gelernt hatten. Aber davon erzähle ich nächstes Mal.
diefrogg - 27. Jul, 11:29
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