Ein Höllentrip ins Mutotatal
Verdammt, ich glaube, mir fallen die Beine ab! Heute morgen konnte ich erst gar nicht aufstehen. Ich fürchtete, auf den Knien zum WC robben zu müssen. Aber ich bin selber schuld. Ich wollte auf die Silberen. Ich wollte das berühmte Kalkgebirge leuchten sehen. Und wirklich: Herr T. und ich waren auf der Silberen.
Das Bild (von mir) zeigt Herrn T. beim Gipfelkreuz. Wie man gut sieht, leuchteten die Felsen gerade nicht. Dennoch muss ich jetzt büssen und meinen Muskelkater ein paar Tage lang rückwärts Treppen auf- und abführen.
Doch der Reihe nach. Um nicht um fünf Uhr früh aufstehen zu müssen, organisierten wir uns eine Übernachtung in Muotathal. Dort beginnt die Strasse zum Pragelpass. Dort liegt auch der Eingang eines riesigen Höhlensystems, des Höllochs.
Nun ist das Muotatal ein Tal mit einem Ruf. Es ist gewissermassen die Innerschweiz der Innerschweiz. Gelten die Innerschweizer als konservativ und nicht so weltoffen, so sollen die Muotataler diese Eigenschaften im Quadrat haben. Böse Zungen behaupten, sie seien engstirnig und rückständig. Selbst wir Städter aus dem nicht allzu fernen Luzern besuchten diesen Ort als Fremde, als Touristen.
Wir stellten fest: Die Globalisierung hat auch vor dem Muotatal nicht Halt gemacht. Der erste Muotataler, dem wir begegneten, war ein Deutscher: der Busfahrer. Er schien allerdings schweres Heimweh zu haben. Mit Trauermiene fuhr er uns ins wolkenverhangene Tal.
Die Häuser an der Strasse blickten schmucklos und feindselig talauswärts. Die Bauernhäuser an den Hängen sehen heimeliger aus. Doch am meisten Sinn für Gestaltung legen die Einheimischen bei der Einfärbung ihrer Sportwagen an den Tag: Wir sahen später ein paar spektakuläre Modelle vom Pass herunterbrausen.
Mitten in Muotathal steht die Möbelfabrik Betschart. In fetten Lettern steht auf der Fabrikfront: "Inh. Peter Föhn". Herr Föhn ist schweizweit berühmt. Weniger wegen seiner Möbel. Eher, weil er Politiker ist. Nationalrat jener Partei, die zu wissen glaubt, was ein Schweizer ist.
Wir waren die letzten im Bus. An der Endstation begrüsste uns dieses Schild.
Wir stiegen im Hotel Alpenblick ab. Ein Schild verkündete: "Tagesteller / Zimmer frei". Das Zimmer war schlicht und sauber. Die Wirtsstube auch.
Das Bild (von mir) zeigt Herrn T. beim Gipfelkreuz. Wie man gut sieht, leuchteten die Felsen gerade nicht. Dennoch muss ich jetzt büssen und meinen Muskelkater ein paar Tage lang rückwärts Treppen auf- und abführen.
Doch der Reihe nach. Um nicht um fünf Uhr früh aufstehen zu müssen, organisierten wir uns eine Übernachtung in Muotathal. Dort beginnt die Strasse zum Pragelpass. Dort liegt auch der Eingang eines riesigen Höhlensystems, des Höllochs.
Nun ist das Muotatal ein Tal mit einem Ruf. Es ist gewissermassen die Innerschweiz der Innerschweiz. Gelten die Innerschweizer als konservativ und nicht so weltoffen, so sollen die Muotataler diese Eigenschaften im Quadrat haben. Böse Zungen behaupten, sie seien engstirnig und rückständig. Selbst wir Städter aus dem nicht allzu fernen Luzern besuchten diesen Ort als Fremde, als Touristen.
Wir stellten fest: Die Globalisierung hat auch vor dem Muotatal nicht Halt gemacht. Der erste Muotataler, dem wir begegneten, war ein Deutscher: der Busfahrer. Er schien allerdings schweres Heimweh zu haben. Mit Trauermiene fuhr er uns ins wolkenverhangene Tal.
Die Häuser an der Strasse blickten schmucklos und feindselig talauswärts. Die Bauernhäuser an den Hängen sehen heimeliger aus. Doch am meisten Sinn für Gestaltung legen die Einheimischen bei der Einfärbung ihrer Sportwagen an den Tag: Wir sahen später ein paar spektakuläre Modelle vom Pass herunterbrausen.
Mitten in Muotathal steht die Möbelfabrik Betschart. In fetten Lettern steht auf der Fabrikfront: "Inh. Peter Föhn". Herr Föhn ist schweizweit berühmt. Weniger wegen seiner Möbel. Eher, weil er Politiker ist. Nationalrat jener Partei, die zu wissen glaubt, was ein Schweizer ist.
Wir waren die letzten im Bus. An der Endstation begrüsste uns dieses Schild.
Wir stiegen im Hotel Alpenblick ab. Ein Schild verkündete: "Tagesteller / Zimmer frei". Das Zimmer war schlicht und sauber. Die Wirtsstube auch.
diefrogg - 13. Jun, 10:36
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
acqua - 13. Jun, 11:55
Ohh!!! Ein Höllen-Epos?!? Wie toll!
Und wie schnell ihr den Plan in Tat umgesetzt habt!
Und wie schnell ihr den Plan in Tat umgesetzt habt!
diefrogg - 13. Jun, 12:01
Ein Höllenepos!
Und es kommt noch schlimmer ;) Ja, ich habe selber gestaunt, dass wir unsere Pläne so schnell umsetzen konnten. Es hat sicher geholfen, dass mir das auf der Rigi wieder eingefallen ist. Aber um ehrlich zu sein: Als wir in Muotatal aus dem Bus stiegen, hielten wir die Silberen dann doch für unerreichbar. Kein öffentliches Verkehrsmittel auf den Pragel weit und breit. Wir setzten deswegen eher auf den Bödmerenwald. Doch auch der ist dreieinhalb Fussstunden von Muotatal entfernt (naja, es gibt Gründe, weshalb er ein Urwald geblieben ist).
nömix - 13. Jun, 12:05
Hab einmal wo gehört, dass die Schweiz beinah so groß ist wie Brasilien. Man müsste sie nur bügeln.
diefrogg - 13. Jun, 12:09
Lach!
Ja, so ist es mir gestern auch vorgekommen. Ich muss zu Fuss von Brasilia nach Sao Paolo gegangen sein ;) Zum Glück ohne Tropenhitze, dafür mit Nebel.
Täuschblume - 13. Jun, 13:32
Mein Chef ist weltoffen und eine meiner besten Freundinnen sowiso.
Beide sind sie Muotataler.
Und, auch zum Göscheneralpsee wird man (sozusagen) mit Deutscher Post befördert;
und zwar rauf und runter.
Beide sind sie Muotataler.
Und, auch zum Göscheneralpsee wird man (sozusagen) mit Deutscher Post befördert;
und zwar rauf und runter.
diefrogg - 13. Jun, 13:38
Ich kenne auch...
Menschen, die ihre Wurzeln im Mouotatal haben - und die ich durchaus als weltoffen bezeichnen würde. Sie leben allerdings schon eine Weile in der Stadt ;) Und sowieso: Das mit der Engstirnigkeit ist ja nur das gängige Vorurteil. Wer unbedingt will, kann es sich jeweils nach Abstimmungssonntagen am Montag auf der farbigen Karte in der Zeitung bestätigen lassen. Aber sonst... was sind schon Vorurteile. Was heisst schon weltoffen? Was heisst schon konservativ?
Täuschblume - 13. Jun, 15:07
Ja, genau
und da frag ich mich halt schon, wieso du diese Klisches überhaupt erwähnst.
diefrogg - 13. Jun, 15:29
1) Um mich...
später differenziert - wenns geht - damit auseinander zu setzen. Aber man kann in einem Epos nicht alles in einer Folge schreiben.
2) Weil ich tagtäglich mit diesen Klischees konfrontiert bin (nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit Leuten aus der Gegend). Weil mir gar nichts anderes übrig bleibt, als mich damit auseinander zu setzen. Tagtäglich. Warum soll ich es dann nicht schriftlich tun?
2) Weil ich tagtäglich mit diesen Klischees konfrontiert bin (nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit Leuten aus der Gegend). Weil mir gar nichts anderes übrig bleibt, als mich damit auseinander zu setzen. Tagtäglich. Warum soll ich es dann nicht schriftlich tun?
Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/19480541/modTrackback