Mitgefühl
Heute haben in den Sonntagszeitungen gleich mehrere Chefredaktoren und Chef-Kommentatoren mehr Mitgefühl für die Menschen in Japan gefordert - und weniger hysterisches Geschwätz über AKWs. "Was ist mit mir los?" dachte Frau Frogg. "Bin ich eine hysterische Westlerin auf dem Ego-Trip? Habe ich kein Mitgefühl für die Menschen in Japan?"
Die Antwort lautet: Natürlich bin ich eine hysterische Westlerin. Was könnte ich anderes sein? Dennoch habe ich natürlich Mitgefühl für die Menschen in Japan. Mir wird das Herz schwer, wenn ich den japanischen Premierminister auf Fernsehbildern aus Japan sehe. Links oben im Bild sieht man dann immer auch die Frau, die seine Aussagen in Gebärdensprache übersetzt. Dann muss ich an die Japanerinnen und Japaner denken, die täglich die Zumutungen einer Behinderung bewältigen müssen. Und jetzt noch das.... Und natürlich möchte ich weinen, wenn ich Bilder von den Menschen sehe, die zwischen den Trümmern des Tsunamis Spuren ihrer Angehörigen suchen.
Aber ich habe bislang kein Bedürfnis gespürt, dieses Mitgefühl öffentlich zu bekunden. Dafür habe ich einfach zu viele Ausland-Seiten einer Tageszeitung gemacht. Wer Ausland-Seiten macht, entscheidet jeden Tag über das Gewicht von buchstäblich Dutzenden von Todesfällen. Das ist in diesen Tagen nicht anders, wie mir ein Blick in die gestrige Ausgabe des "Tagesanzeigers" bestätigt: Es starben nicht nur Menschen in Japan und Libyen. Nein. In Pakistan starben am Freitag 40 Menschen bei einem amerikanischen Drohnenangriff. Sie waren den "Tagi" genau eine Nachricht wert. Verdienen ihre Angehörigen nicht auch mein Mitgefühl, ja, meine Empörung über jene, die ihr Leid verschulden? Und wie steht es mit den weiteren paar Dutzend Opfern in anderen Konflliktregionen dieser Welt, die es sehr wahrscheinlich gab - die aber die Zeitungen nicht einmal in ihren Randspalten erwähnten?
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich will das menschliche Leid in Japan nicht herunterspielen. Ich denke hier lediglich laut nach. Ich meine: Chefredaktoren und Chef-Kommentatoren wissen, wie man die Auslandseiten einer Zeitung macht. Ich frage mich, weshalb sie in diesen Tagen so sehr an unser MItgefühl appellieren.
Die Antwort lautet: Natürlich bin ich eine hysterische Westlerin. Was könnte ich anderes sein? Dennoch habe ich natürlich Mitgefühl für die Menschen in Japan. Mir wird das Herz schwer, wenn ich den japanischen Premierminister auf Fernsehbildern aus Japan sehe. Links oben im Bild sieht man dann immer auch die Frau, die seine Aussagen in Gebärdensprache übersetzt. Dann muss ich an die Japanerinnen und Japaner denken, die täglich die Zumutungen einer Behinderung bewältigen müssen. Und jetzt noch das.... Und natürlich möchte ich weinen, wenn ich Bilder von den Menschen sehe, die zwischen den Trümmern des Tsunamis Spuren ihrer Angehörigen suchen.
Aber ich habe bislang kein Bedürfnis gespürt, dieses Mitgefühl öffentlich zu bekunden. Dafür habe ich einfach zu viele Ausland-Seiten einer Tageszeitung gemacht. Wer Ausland-Seiten macht, entscheidet jeden Tag über das Gewicht von buchstäblich Dutzenden von Todesfällen. Das ist in diesen Tagen nicht anders, wie mir ein Blick in die gestrige Ausgabe des "Tagesanzeigers" bestätigt: Es starben nicht nur Menschen in Japan und Libyen. Nein. In Pakistan starben am Freitag 40 Menschen bei einem amerikanischen Drohnenangriff. Sie waren den "Tagi" genau eine Nachricht wert. Verdienen ihre Angehörigen nicht auch mein Mitgefühl, ja, meine Empörung über jene, die ihr Leid verschulden? Und wie steht es mit den weiteren paar Dutzend Opfern in anderen Konflliktregionen dieser Welt, die es sehr wahrscheinlich gab - die aber die Zeitungen nicht einmal in ihren Randspalten erwähnten?
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich will das menschliche Leid in Japan nicht herunterspielen. Ich denke hier lediglich laut nach. Ich meine: Chefredaktoren und Chef-Kommentatoren wissen, wie man die Auslandseiten einer Zeitung macht. Ich frage mich, weshalb sie in diesen Tagen so sehr an unser MItgefühl appellieren.
diefrogg - 20. Mär, 14:31
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Walter B - 20. Mär, 17:49
Vielleicht versuchen die Chefredak- und -Kommentatoren ja auch nur, die KKWs etwas aus der Schusslinie zu nehmen ... Zudem: Kann man Mitgefühl fordern? Und: Wie fühlt man kollektiv mit?
Einen stimmigen Text zum Thema, allerdings zur Betroffenheit, habe ich hier gelesen: http://gleisbauarbeiten.blogspot.com/2011/03/gegen-die-betroffenheit.html.
Einen stimmigen Text zum Thema, allerdings zur Betroffenheit, habe ich hier gelesen: http://gleisbauarbeiten.blogspot.com/2011/03/gegen-die-betroffenheit.html.
creature - 20. Mär, 19:41
betroffenheit kann man nicht einfordern, entweder ist sie da oder nicht.
bei uns in den foren der medien wurde es von pro-atom schreibern bis zum geht-nicht-mehr strapaziert.
mit der freude ist es ja auch so.
bei uns in den foren der medien wurde es von pro-atom schreibern bis zum geht-nicht-mehr strapaziert.
mit der freude ist es ja auch so.
trox - 22. Mär, 01:10
http://www.youtube.com/watch?v=5sakN2hSVxA&feature=player_embedded
(hmm, ja, ein bisschen wortkarg ob all der misere)
(hmm, ja, ein bisschen wortkarg ob all der misere)
diefrogg - 22. Mär, 18:15
Interessantes Video...
aber ich weiss nicht recht, ob ich es nicht etwas verharmlosend finden soll (ob all der Misere).
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