26
Okt
2016

Ein kleines Wunder

Ich muss auch mal das Positive erwähnen: Gestern Abend hielt ich ein 40-minütiges Referat, mit zittrigen Händen zwar, aber schwindelfrei, vierzig Minuten lang - es war ein kleines Wunder. Zurzeit traue ich mich vor lauter Schwindel kaum noch aus dem Haus. Herr Meniere, dieser galvanische Teufel, hatte mich unter seiner Knute.

Angesichts meiner gesundheitlichen Lage war ich drauf und dran, das Referat gestern Abend sausen zu lassen. Aber dann bin ich doch hingegangen und habe über die Freiheit in der zeitgenössischen Literatur gesprochen, vor zwanzig wachen, erwachsenen Zuhörern. Eine ambitionierte Sache und eine gute Entschuldigung, seit der Einladung im vergangenen Mai meterweise Romane zu verschlingen - zum Beispiel jene vier Wälzer der mysteriösen Italienerin Elena Ferrante, die zum Teil auf Deutsch gar noch nicht vorliegen. Aber jetzt bin ich wieder da und habe wirklich Lust zu schreiben. Ich werde das Rätsel um den merkwürdigen Blogbeitrag Enttarnt lösen. Und ich habe ein paar spektakuläre Schwindelgeschichten. Und irgendwann werde ich wohl nicht umhin kommen, danach zu fragen, warum ich eigentlich noch - oder wieder - blogge.

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acqua - 26. Okt, 21:35

Schwindelgeschichten... So wie Emils Lügengenschichten! Aber halt anders. Nur so als Idee...

(Ich finde ja weiterhin beharrlich, dass Sie ein Buch schreiben sollten. Wenn nicht ein Krimi und auch kein ein Epos, dann halt Kurzgeschichten.)

diefrogg - 27. Okt, 10:47

Dein Vertrauen ...

... in meine schriftstellerischen Fähigkeiten ehrt mich, liebe Acqua (und dass Du meinen Blog nach dreimonatiger Abwesenheit auch prompt wieder liest).

Ich muss allerdings sagen: Im Moment bin ich froh, wenn ich es am Morgen sturzfrei ins Büro und am Abend sturzfrei wieder nach Hause schaffe. Dann bin ich jeweils restlos erledigt. Sollte das je wieder vorbeigehen, dann werde ich meine schriftstellerische Tätigkeit wieder aufnehmen. Material ist sehr viel da, aus den Tagen der Schreibwut von vor zwei Jahren. Ich müsste es nur einmal ordnen mit etwas Disziplin bearbeiten.
bonanzaMARGOT - 28. Okt, 11:36

gratuliere!
"freiheit in der zeitgenössischen literatur" - was kann ich mir darunter vorstellen? ich meine, worauf zielte der vortrag/das referat ab? ich bin leider nicht sehr beflissen in literaturdingen.

jedenfalls ist es super und bestimmt ein gutes gefühl für dich, es durchgestanden zu haben!

diefrogg - 28. Okt, 17:43

Oh, tolle Frage!

Gibt mir die Gelegenheit, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ausgangspunkt war die aus der Aufklärung des 18. Jahrhunderts stammende Tradition des Bildungsromans: Frei ist, wer sich frei und optimal entfalten kann. Der Bildungs- oder Entwicklungsroman zeigt dies an exemplarischen Beispielen. Und die Aufklärer verknüpften damit auch die Utopie: Wenn sich alle frei entfalten können, dann ist auch die Gesellschaft, die Welt, perfekt. Meine Frage war: Wo stehen wir auf diesem Weg. Ich schaute mir drei Romane aus der Gegenwart an, darunter Jonathan Franzen's "Freiheit" und kam zum Schluss, dass die modernen Autoren ihren Optimismus in dieser Hinsicht verloren haben. Versteht man das? Oder muss ich mir etwas mehr Mühe geben?
bonanzaMARGOT - 30. Okt, 10:06

ich würde sagen, die aufklärung scheitert letztendlich an den grenzen der vernunft, daran, dass der mensch eben nicht nur vernunftwesen ist. die aufklärung scheitert am ego des menschen und seinem hang zum transzendenten. das bedingt meiner meinung nach auch das scheitern des sozialismus als gesellschaftsideal.
diesbezüglich eine entwicklung an beispielen aus der literatur aufzuzeigen - mein kompliment. die zusammenhänge sind ziemlich komplex, und die literatur spinnt so rum.
diefrogg - 1. Nov, 12:20

Ach, wenn man sich ...

... beschränken kann auf das, was man vor sich hat, ist es gar nicht so schwierig. Du hast natürlich recht, BoMa, und genau um das Scheitern aufklärerischer Ideale - im Stil des 21. Jahrhunderts - ging es in dem Referat.
bonanzaMARGOT - 1. Nov, 16:12

womöglichen fallen die ideale über ihre eigenen füße... so erscheint es mir.
die essenz der aufklärung halte ich nicht für gescheitert. es ist nur nicht so einfach wie gedacht, die menschen in der gesamtheit darauf einzuschwören.
sowieso nicht in der kunst... die sich stets zeitgemäß den gegebenen verhältnissen und stimmungen anpasst. die kunst ist nur im einzelfall vorreiter und visionär.
diefrogg - 4. Nov, 14:44

Nein, die Essenz ...

... der Aufklärung ist wohl nicht gescheitert (wobei die Gelehrten schon drüber streiten, was denn die Essenz der Aufklärung sei). Aber sie hat uns (mit Unterbrüchen) Bürgerrechte und ganz allgemein etwas mehr Vernunft in der Politik gebracht.
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