18
Jul
2007

Gelächter im Museum

Hiermit empfehle ich Euch eine Reise nach Zürich: in die Ausstellung «Fischli Weiss , Fragen und Blumen, eine Retrospektive». Weil sie anders ist als die anderen Ausstellungen im Kunsthaus. Weil sie beim Publikum nicht ehrfürchtiges Staunen hervorruft wie etwa die Rodin-Ausstellung kürzlich. Sondern Heiterkeit. Zum Beispiel die Filme «Ratte und Bär» im Keller. Da konnte man am letzten Samstag Leute laut lachen hören. Na gut, es war dieses extra laute Insider-Lachen. Das Lachen von Leuten, die allen sagen wollen: «Hey, hört mich an, ich durchschaue das! Das ist kultig, und ich und meine Kollegen haben den Durchblick, was bei Euch wahrscheinlich nicht der Fall ist!»

Aber von solchen Leuten man sich den Spass nicht verderben lassen. Man sollte «Plötzlich diese Übersicht» besuchen, dem Raum mit den vielen, kleinen Tonskulpturen. Ich habe Tränen gelacht! Über den Schalk, mit dem sich die beiden Künstler an die Sternstunden der Menschheit heranmachen. Über den Schalk, mit dem sie sich über die Kreativität in uns allen thematisieren - und das weiter Feld zwischen Professionalität und die Amateurhaftigkeit.



Und es ist ja kein leerer Spass. Ich meine: Die beiden stellen sich die grossen Fragen durchaus.



Sie sind einfach nicht so tierisch ernst dabei.

(Übrigens: Bilder geklaut bei www.balkon.hu und www.etherreal.com. Sorry und danke.)

1
Jul
2007

Horrortrip

Gehört Ihr zu den Leuten, die in Bücher richtig eintauchen? Die sich in die Hauptfiguren von Büchern hineinleben, bis sie fühlen und denken wie diese Figuren?

Dann erteile ich Euch hier eine dringende Warnung: Lest auf keinen Fall «Paradies» von A.L. Kennedy. Das Buch ist zwar brilliant. Aber die Lektüre kann für sensible Gemüter ein Horrotrip sein. Ich habe das Buch auf der Heimreise von Griechenland gelesen. An einem Stück. Konnte nicht mehr aufhören. Im Buch erzählt die 40-jährige Alkoholikerin Hannah ihre Geschichte. Sie beginnt mit der Schilderung eines ziemlich krassen Filmrisses und nimmt die Leserin dann auf eine Serie von Sauftouren mit, die sie schliesslich ins Delirium tremens führen. Wer analytisch und emotional distanziert lesen kann, wird begeistert sein von der kraftvollen und doch sensiblen Eloquenz dieser ziemlich kranken Frau. Von der Plausibilität, mit der A.L.Kennedy sie charakterisiert. Von der wahrscheinlich unglaublich sorgfältig in Fiktion umgesetzten Recherche.

Aber: Wer sich von der Lektüre mitreissen lässt, wer sich mit dieser Figur im entferntesten identifizieren kann, wird in eine entsetzliche Leere stürzen und noch Tage später nach irgend einer banalen Beschäftigung suchen, an der er sich wieder aus dieser Leere hinaushangeln kann.

Ach was! Lest es doch!

5
Jun
2007

...und tschüss

Am Samstag verreise ich für drei Wochen nach Griechenland. Und vorher habe ich noch sooooooovielzuerledigen, dass ich mich hier einstweilen mal abmelde! Auf Wiederlesen!

25
Mai
2007

Schreiben und Sex

«Schreiben ist wie Sex: Nur Amateure haben daran Spass», soll Hunter S. Thompson einmal gesagt oder geschrieben haben.

Ich hörte den Satz zusammen mit einer Fangruppe von Hunter S. Thompson. Ich weiss noch, wie die mich angeschaut haben, als ich darauf sagte. «Also, das gibt mir zu denken! Mir hat schreiben nämlich immer Spass gemacht.!» «Ja, Du!» schienen ihre Blicke zu sagen, «Du bist zwar ein Profi, aber doch nur eine kleine Lohnschreiberin! Das kann man doch nicht ernst nehmen!» Und jemand sagte altklug: «Ja, weißt Du, das ist halt eine Frage der Ansprüche!»

Petra Ivanov aber sagt: «Schreiben muss Spass machen! Sonst würde man es gar nicht tun.» Und Petra Ivanov ist vielleicht nicht Hunter S. Thompson. Aber sie ist auch nicht irgendwer. Sie hat immerhin mindestens einen für Schweizer Verhältnisse ziemlich guten Krimi geschrieben.

Ich habe beschlossen: Beim Schreiben halte ich es auf jeden Fall und aus gesundheitlichen Gründen mit Petra Ivanov. Im Job, beim Krimi und beim Bloggen sowieso.

19
Mai
2007

Alle suchen Madeleine

Der Fall der verschwundenen Vierjährigen Madeleine bewegt in Europa sämtliche Boulevard-Medien und Millionen von Menschen. Warum ist das so?

Nun, ich muss gestehen: Die Sache bewegt mich auch. Ich habe Bilder vom Gesicht dieser Mutter gesehen, von diesem schönen, gezeichneten Gesicht, und mir überlegt: Würde ich mir je verzeihen, wenn meinem Kind so etwas passieren würde? Ich meine: Frau wird sich in einer solchen Lebenslage 1000 Mal gut zureden, sie könne doch nichts dafür, dass ausgerechnet ihr Kind verschwunden ist. Aber fühlt sie sich nicht doch immer schuldig?

Aber das ist natürlich nur ein Aspekt. Ich glaube zudem, wir befinden uns hier in den frühen Phasen einer Geschichte, die das Zeug zu einer grossen Tragödie hat. Da fahren durchaus durchschnittliche Eltern mit ihren Kindern in die Ferien. An die Sonne, in den Süden. Hier machen sie ihren einen, klitzekleinen Fehler: Sie lassen ihre Kinder für die Dauer eines Nachtessens allein. Ich meine, eigentlich ist das gar kein richtiger Fehler: Welche Eltern würden ihre Kinder nicht für ein Weilchen allein lassen, wenn das schon geht? Aber genau in dieser Zeit passiert das Furchtbare, und schon kippt alles vom Guten ins Böse.

Wenn das nicht Furcht und Mitleid erregt!

Ich glaube, sogar Aristoteles fände so eine Ausgangslage bewegend. Und damit komme ich zu einer für mich ganz neuen These: Nicht alles, was der Boulevard bringt, ist Mist. Mehr dazu ein andermal.

Für Madeleine hoffen wir, dass sie aus der Tragödie ausbricht und demnächst wohlbehalten nach Hause kommt.
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