18
Mrz
2015

Der Sammler, der Waffenfabrikant


Kunstsammler und Waffenfabrikant E. G. Bührle (Bild von Dmitri Kessel, Quelle: buehrle.ch)

Neulich besuchten Herr T. und ich die Kunstsammlung von Emil G. Bührle (1890 bis 1956). Sie ist zu sehen in einer Villa in Zürich, bourgeois, exklusiv, nur nach Anmeldung.

Am Beispiel des Werkes unten erklärte uns eine Kunsthistorikerin eine Eigenheit der impressionistischen Kunst:


Claude Monet: Mohnfeld bei Vetheuil (Quelle: www.posterlounge.de)

Das Bild sieht nicht immer gleich aus. Steht man ganz nahe, so sieht man fast nur Farbtupfer. Je mehr Abstand man nimmt, desto mehr wird das Ganze zu einer blühenden Frühsommer-Landschaft bei labilem Wetter - bezaubernd.

In der Villa Bührle hängen solche Meisterwerke dicht an dicht. Bührle konnte sich sein Hobby leisten. Er war Waffenfabrikant in einer waffensüchtigen Zeit, ein begnadeter Händler und pingeliger Steueroptimierer. Kein sympathischer Charakter - aber ein schillernder.

Was brachte ihn dazu, sich eine solche Sammlung anzulegen? Reines Prestigedenken? Sollte die Schönheit dieser Werke vor allem ihn besser aussehen lassen? Oder hatte der studierte Kunsthistoriker Bührle eine andere Seite, eine tiefe Sehnsucht nach der befreienden Kraft der Kunst? War seine Sammlermanie gar ein Versuch der Sühne? Wollte er, dass Menschen wegen ihm nicht nur bluteten und verreckten - sondern Werke exquisiter Schönheit zu Gesicht bekamen?

Jedenfalls zeigt seine Geschichte, dass die Kunst die Welt nicht besser macht. Und wenn man lange genug darüber nachdenkt, werden die Waffen, die Kultur, die Bourgeoisie, wie die Kleckse eines grossen Bildes. Und man denkt so: Wie viel Abstand braucht es wohl, bis man sieht, was wirklich drauf ist?

Das ist mein neuer Beitrag für Herrn neonwilderness und sein famoses Projekt *txt - das Stichwort heisst "Bild".
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