Das Date
Gestern war ich mit der Arbeitskollegin Karmesine zum Mittagessen verabredet. Als ich kam, wartete sie schon beim Sekretariat und plauderte mit der Sekretärin. Auf dem Weg zur Garage sagte sie: "Jetzt hat die mich gefragt, ob ich ein Date hätte." "Ein Date?" fragte ich nach. "Haben wir ein Date?"
Wenn es um Dates und derartiges geht, bin ich ja mittlerweile total von gestern. Ich meine: Ich lebe seit bald 15 Jahren in einer festen Beziehung. Und dann bin ich auch noch schwerhörig und bekomme eigentlich nur noch wenige dieser 100000 Konversatiönchen mit, in denen Sprache gemacht wird.
Ich fragte Karmesine, ob es auch ein Date sei, wenn eine heterosexuelle Frau und ihre Arbeitskollegin sich zum Mittagessen treffen. "Eigentlich ist ein Date ja ein Rendez-vous", sagte meine Kollegin. Also, das weiss ich auch - ich kann ja Englisch und Französisch. Wir Schweizer müssen ja oft zu Fremdsprachen greifen, wenn es um heikle zwischenmenschliche Vorgänge geht. Es ist ein Wunder, dass wir uns ohne Hilfe aus dem Ausland vermehren können.
Wobei: Meine Eltern nannten ein Rendez-vous auch noch "ein Rennen". Was ahnen lässt, wie viel Adrenalin bei so einem Anlass anno dazumal vergossen wurde. Nicht zuletzt von den Eltern, die fürchteten, dass ihre unansehnliche und dazu noch viel zu gescheite Tochter wieder einen schlechten Eindruck hinterlassen könnte. Sie würde als bedauernswerter Blaustrumpf enden - und was sollten dann die Nachbarn denken?
Also, anyway, ihr ahnt: Ich verabscheute Rendez-vous. Und ich hatte unglaubliches Glück: Ich war in einer Zeit jung, während der man einfach so mit Jungs abhängen konnte - ohne Leistungsdruck, ohne viel Getuschel und ohne Anstandsdamen. Wenn etwas daraus wurde, schön. Wenn nicht, meistens auch schön. Ich habe in meinem Leben vielleicht zwei Rendez-vous gehabt, die als solche zu erkennen waren. Und doch war ich nie lange single.
Jetzt aber ist das Rendez-vous wieder da - nur heisst es jetzt eben "das Date" und ist angeblich viel weniger stressig, weil ja dank Internet viel mehr Auswahl da ist. Karmesine experimentierte schon in den Neunzigern mit Internet-Dating. Sie erinnerte sich noch gut an die damaligen Regeln: "Man musste immer warten, bis der Mann sich wieder meldet. Wenn er sich nach drei Tagen nicht gemeldet hatte, dann war die Sache gelaufen."
Allerdings könnte das heute schon wieder anders sein. Ich kenne Internet-Daterinnen, die ihre Partner schon nach dem ersten Treffen mit so vielen SMS zuspammen, dass meine Mutter in hysterisches Warngeschrei ausgebrochen wäre. Man lief Männern damals nicht nach. Man machte sich rar.
Naja, vielleicht brauchen die Männer heute auch mehr Ermunterung als früher. Bei so viel Auswahl.
So kamen wir vom Hundertsten ins Tausendste - unter Frauen redet man doch über nichts angeregter als über die Liebe. Ich war nur einfach froh, dass ich zurzeit niemanden daten muss. Und nach einem fast zweistündigen Mittagessen weiss ich immer noch nicht, ob man auch ein informelles Treffen zwischen zwei heterosexuellen Frauen als "Date" bezeichnen kann. Oder wie das dann sonst heisst.
Wenn es um Dates und derartiges geht, bin ich ja mittlerweile total von gestern. Ich meine: Ich lebe seit bald 15 Jahren in einer festen Beziehung. Und dann bin ich auch noch schwerhörig und bekomme eigentlich nur noch wenige dieser 100000 Konversatiönchen mit, in denen Sprache gemacht wird.
Ich fragte Karmesine, ob es auch ein Date sei, wenn eine heterosexuelle Frau und ihre Arbeitskollegin sich zum Mittagessen treffen. "Eigentlich ist ein Date ja ein Rendez-vous", sagte meine Kollegin. Also, das weiss ich auch - ich kann ja Englisch und Französisch. Wir Schweizer müssen ja oft zu Fremdsprachen greifen, wenn es um heikle zwischenmenschliche Vorgänge geht. Es ist ein Wunder, dass wir uns ohne Hilfe aus dem Ausland vermehren können.
Wobei: Meine Eltern nannten ein Rendez-vous auch noch "ein Rennen". Was ahnen lässt, wie viel Adrenalin bei so einem Anlass anno dazumal vergossen wurde. Nicht zuletzt von den Eltern, die fürchteten, dass ihre unansehnliche und dazu noch viel zu gescheite Tochter wieder einen schlechten Eindruck hinterlassen könnte. Sie würde als bedauernswerter Blaustrumpf enden - und was sollten dann die Nachbarn denken?
Also, anyway, ihr ahnt: Ich verabscheute Rendez-vous. Und ich hatte unglaubliches Glück: Ich war in einer Zeit jung, während der man einfach so mit Jungs abhängen konnte - ohne Leistungsdruck, ohne viel Getuschel und ohne Anstandsdamen. Wenn etwas daraus wurde, schön. Wenn nicht, meistens auch schön. Ich habe in meinem Leben vielleicht zwei Rendez-vous gehabt, die als solche zu erkennen waren. Und doch war ich nie lange single.
Jetzt aber ist das Rendez-vous wieder da - nur heisst es jetzt eben "das Date" und ist angeblich viel weniger stressig, weil ja dank Internet viel mehr Auswahl da ist. Karmesine experimentierte schon in den Neunzigern mit Internet-Dating. Sie erinnerte sich noch gut an die damaligen Regeln: "Man musste immer warten, bis der Mann sich wieder meldet. Wenn er sich nach drei Tagen nicht gemeldet hatte, dann war die Sache gelaufen."
Allerdings könnte das heute schon wieder anders sein. Ich kenne Internet-Daterinnen, die ihre Partner schon nach dem ersten Treffen mit so vielen SMS zuspammen, dass meine Mutter in hysterisches Warngeschrei ausgebrochen wäre. Man lief Männern damals nicht nach. Man machte sich rar.
Naja, vielleicht brauchen die Männer heute auch mehr Ermunterung als früher. Bei so viel Auswahl.
So kamen wir vom Hundertsten ins Tausendste - unter Frauen redet man doch über nichts angeregter als über die Liebe. Ich war nur einfach froh, dass ich zurzeit niemanden daten muss. Und nach einem fast zweistündigen Mittagessen weiss ich immer noch nicht, ob man auch ein informelles Treffen zwischen zwei heterosexuellen Frauen als "Date" bezeichnen kann. Oder wie das dann sonst heisst.
diefrogg - 22. Okt, 19:31
13 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks