S-Bahn ins Katastrophengebiet
Die S-Bahn fährt am 14. Juni im Schritttempo in die sächsische Schweiz. Als müsste sie sich vortasten. Die Katastrophe ist vorbei, aber man sieht ihre Spuren überall. Der Zug fährt nur alle zwei Stunden, zusteigen in Pirna.
(Quelle: www.saechsische-schweiz-touristik.de)
Die Elbe ist angeschwollen und grünlichbraun."Wie der Amazonas", sagt der Kulturflaneur. Schnell lernen unsere Augen, an den Flussufern den Höchstpegelstand abzulesen. Er war da, wo die Grenze zwischen verschlammten und grünen Wiesen verläuft. Ich sehe wenig Grün an diesem Tag. Viel Schlamm. Viel Grau.
Überall stehen die Erdgeschosse der Häuser leer und die Fenster offen. Menschen arbeiten mit Kärchern. In Bad Schandau ist Endstation. Hier hat der Kulturflaneur uns eine Ferienwohnung reserviert - auf der anderen Elbseite, im Städtchen.
Die Fähre ist noch ausser Betrieb, die Fährstation überschwemmt. Aber wir haben Glück und erwischen einen Bus. Und weil die Busstation Elbkai auch überschwemmt ist, hält der Bus weiter oben. Direkt vor dem Haus mit unserer Ferienwohnung.
Unsere Vermieterin heisst Frau Krieger und erzählt, als wolle sie sich die Flut vom Leib reden: wie das Wasser die Strasse hochkam, bis 20 Meter vor ihrem Haus. Der Schrecken ist ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Ich höre gut an diesem Tag, und ich höre ihr zu wie gebannt.
Es sei gut, dass wir trotzdem gekommen seien, sagt sie. Touristen seien überhaupt willkommen. "Wir leben ja von den Touristen. Ja, früher gab es hier noch Fabriken. Aber die sind alle nach der Wende zugegangen. Jetzt sinds nur noch die Touristen." Eine Handbewegung sagt uns, dass sie das für ein heikles Klumpenrisiko hält - dazu noch mit so einem Wetter.
Sie hat uns Semmeln gekauft. "Brot gibts jetzt wieder, in einem Wagen vorne bei der Kreuzung. Und der Fleischer ist offen. Und der Lidl. Und die Getränkestation." Die Getränkestation legt sie uns besonders ans Herz. "Da gibts auch Milch." Und Restaurants... ja, da sei alles geschlossen. "Ausser der Bären. Der hat wieder offen."
Als sie gegangen ist, essen wir dankbar ein paar Semmeln. Wir haben Hunger. Dann gehen wir einkaufen. Als wir aus dem Haus gehen, betrachte ich nachdenklich die Ausgänge. "Sind das gute Fluchtwege?" frage ich mich. Aber dann verdränge ich den Gedanken.
Wir gehen zum Fleischer und zum Gemüseladen, der auch wieder geöffnet ist und mit Erdbeeren lockt. Und dann zu Lidl. Wir kaufen ein, als würde es morgen verboten.
(Quelle: www.saechsische-schweiz-touristik.de)
Die Elbe ist angeschwollen und grünlichbraun."Wie der Amazonas", sagt der Kulturflaneur. Schnell lernen unsere Augen, an den Flussufern den Höchstpegelstand abzulesen. Er war da, wo die Grenze zwischen verschlammten und grünen Wiesen verläuft. Ich sehe wenig Grün an diesem Tag. Viel Schlamm. Viel Grau.
Überall stehen die Erdgeschosse der Häuser leer und die Fenster offen. Menschen arbeiten mit Kärchern. In Bad Schandau ist Endstation. Hier hat der Kulturflaneur uns eine Ferienwohnung reserviert - auf der anderen Elbseite, im Städtchen.
Die Fähre ist noch ausser Betrieb, die Fährstation überschwemmt. Aber wir haben Glück und erwischen einen Bus. Und weil die Busstation Elbkai auch überschwemmt ist, hält der Bus weiter oben. Direkt vor dem Haus mit unserer Ferienwohnung.
Unsere Vermieterin heisst Frau Krieger und erzählt, als wolle sie sich die Flut vom Leib reden: wie das Wasser die Strasse hochkam, bis 20 Meter vor ihrem Haus. Der Schrecken ist ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Ich höre gut an diesem Tag, und ich höre ihr zu wie gebannt.
Es sei gut, dass wir trotzdem gekommen seien, sagt sie. Touristen seien überhaupt willkommen. "Wir leben ja von den Touristen. Ja, früher gab es hier noch Fabriken. Aber die sind alle nach der Wende zugegangen. Jetzt sinds nur noch die Touristen." Eine Handbewegung sagt uns, dass sie das für ein heikles Klumpenrisiko hält - dazu noch mit so einem Wetter.
Sie hat uns Semmeln gekauft. "Brot gibts jetzt wieder, in einem Wagen vorne bei der Kreuzung. Und der Fleischer ist offen. Und der Lidl. Und die Getränkestation." Die Getränkestation legt sie uns besonders ans Herz. "Da gibts auch Milch." Und Restaurants... ja, da sei alles geschlossen. "Ausser der Bären. Der hat wieder offen."
Als sie gegangen ist, essen wir dankbar ein paar Semmeln. Wir haben Hunger. Dann gehen wir einkaufen. Als wir aus dem Haus gehen, betrachte ich nachdenklich die Ausgänge. "Sind das gute Fluchtwege?" frage ich mich. Aber dann verdränge ich den Gedanken.
Wir gehen zum Fleischer und zum Gemüseladen, der auch wieder geöffnet ist und mit Erdbeeren lockt. Und dann zu Lidl. Wir kaufen ein, als würde es morgen verboten.
diefrogg - 11. Jul, 18:11
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