Paranoia vom Kiffen
Als ich zum vierten Mal kiffte, schrieben wir das Jahr 1982. Alles begann wie im Bilderbuch. Wir inhalierten unseren Joint auf dem Dietschiberg bei grandiosem Blick auf die Lichter der Stadt.
(www.fotocommunity.de)
Danach fuhren wir hinunter ins Downtown – die Bar war damals der Austragungsort für einen nachmitternächtlichen Exzess. Und da passierte es: Ich bekam einen leichten Anfall von Verfolgungswahn.
Warum ich das jetzt erzähle? Zurzeit wird in der Schweiz heftig über die Auswirkungen des Cannabiskonsums diskutiert - zum Beispiel hier. Da sehe ich mich gedrängt, mein halbes Gramm Lebensweisheit zum Thema beizusteuern.
Wir standen mit unseren Bieren in der Bar. Jemand schaute auf meinen chicen, kurzen Rock, und plötzlich wusste ich, was er dachte. Sie ist eine Hure, dachte er. Alle im Lokal dachten das. Oder sie dachten, ich sei strohdumm und hässlich. Ich wusste, dass das wahrscheinlich Unsinn war - und doch fühlte es sich an, als würden sie das denken. Es war unheimlich.
Als es nicht mehr aufhörte, begriff ich: Ich hatte gerade eine winzig kleine, noch etwas unschlüssige Paranoia. Ich hatte schon Leute mit einer ausgewachsenen, wütenden Paranoia gesehen. Ich wusste, dass das nichts für mich war. Es ist für niemanden etwas.
Ich gehe nach Hause und warte, bis es vorbei ist, dachte ich.
„Kein Problem, wir fahren Dich!“ sagten einer der Kumpel und stellte sein Bier hin. Aber mir war eingefallen, dass ich mein Fahrrad beim Rathaussteg abgestellt hatte. Die frische Luft würde die Ausnüchterung beschleunigen. Ich fuhr allein nach Hause. Es ging vorbei.
Seither habe ich nie mehr gekifft. Ich habe auch - soweit ich weiss - nie mehr psychische Probleme dieser Art gehabt. Wenn mir nach einem hübschen Rausch ist, trinke ich einen Schnaps oder ein paar Gläschen Wein.
Von meiner generellen politischen Orientierung her müsste ich eigentlich für eine Cannabis-Legalisierung sein. Schliesslich wird nicht jeder vom Kiffen psychisch krank. Und doch. Eine solche Erfahrung verändert das Bewusststein. Heute denke ich: Es merkt nicht jeder, wenn er dabei ist, psychisch krank zu werden. Denn bei uns sind psychische Krankheiten ein so grosses Tabu, dass eigentlich nur Experten und irgendwie Betroffene die Alarmsignale erkennen. Bevor sich das ändert, sollte Kiffen illegal sein. Das erhöht die Hemmschwelle für den Einstieg. Es sollte sich ändern.
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Danach fuhren wir hinunter ins Downtown – die Bar war damals der Austragungsort für einen nachmitternächtlichen Exzess. Und da passierte es: Ich bekam einen leichten Anfall von Verfolgungswahn.
Warum ich das jetzt erzähle? Zurzeit wird in der Schweiz heftig über die Auswirkungen des Cannabiskonsums diskutiert - zum Beispiel hier. Da sehe ich mich gedrängt, mein halbes Gramm Lebensweisheit zum Thema beizusteuern.
Wir standen mit unseren Bieren in der Bar. Jemand schaute auf meinen chicen, kurzen Rock, und plötzlich wusste ich, was er dachte. Sie ist eine Hure, dachte er. Alle im Lokal dachten das. Oder sie dachten, ich sei strohdumm und hässlich. Ich wusste, dass das wahrscheinlich Unsinn war - und doch fühlte es sich an, als würden sie das denken. Es war unheimlich.
Als es nicht mehr aufhörte, begriff ich: Ich hatte gerade eine winzig kleine, noch etwas unschlüssige Paranoia. Ich hatte schon Leute mit einer ausgewachsenen, wütenden Paranoia gesehen. Ich wusste, dass das nichts für mich war. Es ist für niemanden etwas.
Ich gehe nach Hause und warte, bis es vorbei ist, dachte ich.
„Kein Problem, wir fahren Dich!“ sagten einer der Kumpel und stellte sein Bier hin. Aber mir war eingefallen, dass ich mein Fahrrad beim Rathaussteg abgestellt hatte. Die frische Luft würde die Ausnüchterung beschleunigen. Ich fuhr allein nach Hause. Es ging vorbei.
Seither habe ich nie mehr gekifft. Ich habe auch - soweit ich weiss - nie mehr psychische Probleme dieser Art gehabt. Wenn mir nach einem hübschen Rausch ist, trinke ich einen Schnaps oder ein paar Gläschen Wein.
Von meiner generellen politischen Orientierung her müsste ich eigentlich für eine Cannabis-Legalisierung sein. Schliesslich wird nicht jeder vom Kiffen psychisch krank. Und doch. Eine solche Erfahrung verändert das Bewusststein. Heute denke ich: Es merkt nicht jeder, wenn er dabei ist, psychisch krank zu werden. Denn bei uns sind psychische Krankheiten ein so grosses Tabu, dass eigentlich nur Experten und irgendwie Betroffene die Alarmsignale erkennen. Bevor sich das ändert, sollte Kiffen illegal sein. Das erhöht die Hemmschwelle für den Einstieg. Es sollte sich ändern.
diefrogg - 5. Apr, 20:31
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