Brilliante Behinderte
Wenn Menschen eine Behinderung haben und daneben Herausragendes leisten, dann sind sie bewunderte Stars - die gut aussehenden Rollstuhl-Sportler; die brillianten blinden Pianisten. "Es muss toll sein, so einen Menschen zu kennen", sagt meine Freundin Wanda, ein an sich gesunder, aber gequälter Mensch. "Bestimmt richtet einen das auf."
Ich habe ihr von Zelda erzählt - jener Frau, die ich neulich am Waldrand kennen gelernt habe. Wir haben uns wieder getroffen. Zelda hat einen Sohn allein gross gezogen und absolviert gerade ein Literatur-Studium. Sie ist 40 und geht mühsam an zwei Stöcken. Ja, es ist toll, sie zu kennen. Aber auf eine andere Art als Wanda es sich vorstellt.
Zelda sagt: "Weisst Du, ich bin ausgeglichener als früher. Ich bin einmal sehr verzweifelt gewesen." Sie hebt die Hand und führt den ausgestreckten Zeigefinger bis hinunter zur Tischplatte. "Dann bin ich am Grund der Verzweiflung angekommen. Seither gehe ich einfach weiter. Und es geht." Wenn ich in ihre hellen, unruhigen Augen schaue, dann sehe ich hinein in den Abgrund. Dann weiss ich: Es ist ein Abgrund von einer Tiefe, die ich nicht kenne. Die ich - Irrtum vorbehalten - nie kennen lernen werde. Ich bin zu oberflächlich und für einmal froh darüber.
Aber ich empfinde ein tiefes Gefühl gegenüber Zelda - ein Gefühl der Dankbarkeit und der Zärtlichkeit. Weil sie mich in den Abgrund hat blicken lassen.
Ich habe ihr von Zelda erzählt - jener Frau, die ich neulich am Waldrand kennen gelernt habe. Wir haben uns wieder getroffen. Zelda hat einen Sohn allein gross gezogen und absolviert gerade ein Literatur-Studium. Sie ist 40 und geht mühsam an zwei Stöcken. Ja, es ist toll, sie zu kennen. Aber auf eine andere Art als Wanda es sich vorstellt.
Zelda sagt: "Weisst Du, ich bin ausgeglichener als früher. Ich bin einmal sehr verzweifelt gewesen." Sie hebt die Hand und führt den ausgestreckten Zeigefinger bis hinunter zur Tischplatte. "Dann bin ich am Grund der Verzweiflung angekommen. Seither gehe ich einfach weiter. Und es geht." Wenn ich in ihre hellen, unruhigen Augen schaue, dann sehe ich hinein in den Abgrund. Dann weiss ich: Es ist ein Abgrund von einer Tiefe, die ich nicht kenne. Die ich - Irrtum vorbehalten - nie kennen lernen werde. Ich bin zu oberflächlich und für einmal froh darüber.
Aber ich empfinde ein tiefes Gefühl gegenüber Zelda - ein Gefühl der Dankbarkeit und der Zärtlichkeit. Weil sie mich in den Abgrund hat blicken lassen.
diefrogg - 18. Apr, 10:22
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