Frieren im Tessin
Der Drang in den Süden zu Ostern muss etwas Genetisches sein. Etwas, was mir meine nomadisierenden Steinzeit-Mammutjäger-Vorfahren ins Blut gelegt haben. Jedenfalls treibt er mich beinahe so stürmisch wie früher ein- oder zweimal der Sexualtrieb, alle inneren Stimmen der Vernunft abzuwürgen und mich ihm blindlings hinzugeben.
Sobald in den Supermärkten die ersten Schoggi-Ostereili auftauchen, verfalle ich der Selbsttäuschung: Dieses Jahr wird alles besser. Diesmal friere ich mir dort unten im Tessin nicht mehr den Allerwertesten ab. Als hätte mir über den Winter jemand ein Öfchen eingebaut. Dass es im Frühling im Tessin furchtbar kalt sein kann, habe ich gut dokumentiert: hier und hier. Aber dann vergesse ich es doch wieder.
Überhaupt: Wer möchte nicht an ein paar Tagen im Jahr zwischen diesen lieblichen Hügeln aufwachen?
Und so machten Herr T. und ich uns am Karfreitag wieder einmal auf nach unserem geliebten Arosio.
Schon als ich die Tür zum Zimmer unserer Traditionsherbege San Michele aufmachte, wusste ich: Ich werde auch dieses Jahr wieder frieren. Die Heizung war wieder einmal nicht eingeschaltet. Das Kippfenster stand wieder einmal offen. Wir brauchten eine Nacht und einen Tag, bis wir unser Zimmer auf Zimmertemperatur geheizt hatten. Und es gibt im San Michele noch andere Kältequellen - zum Beispiel, die WCs und Duschen, die man mit den Zimmernachbarn teilt. Im Sommer, wenn unten im Saal auch noch Rockkonzerte stattfinden, muss das eine fröhliche Sache sein. Das legt jedenfalls dieses Bild auf der Toilettentür im Erdgeschoss nahe:
Aber an Ostern ist es einfach nur fröstelig. Denn immer muss jemand nach verrichtetem Geschäft hinter sich lüften. Oder frische Luft zieht durchs Treppenhaus, wenn man frisch geduscht durch den Korridor huscht - weil jemand unten rauchend an der offenen Tür steht.
Und am Ostersonntag schnaubte auch noch ein bestialischer Nordföhn durchs Tessin. Er trieb Schaumkörnchen auf den marineblauen Luganersee und Schüttelfröste zwischen die Schultern von Frau Frogg. Am Abend machte ich mir aus einer PET-Flasche eine Bettflasche. Aber erst eine heftige Umarmung von Herrn T. und zwei Duvets vertrieben den Schüttelfrost wieder.
Zum Glück ist im San Michele wenigstens die Kalorienzufuhr immer gewährleistet - und erst noch ausgezeichnet. Das Capretto vom Samstag wärmte die ganze Nacht zum Sonntag.
Wir haben für die Ostertage im Tessin auch schon andere Plätzchen gesucht - wegen der Kälte. Aber irgendwann kommen wir doch immer nach San Michele zurück.
Und als ich erfuhr, dass es am Ostersonntag in der Deutschschweiz fünf Zentimeter geschneit hatte, war ich mit Arosio wieder versöhnt.
Sobald in den Supermärkten die ersten Schoggi-Ostereili auftauchen, verfalle ich der Selbsttäuschung: Dieses Jahr wird alles besser. Diesmal friere ich mir dort unten im Tessin nicht mehr den Allerwertesten ab. Als hätte mir über den Winter jemand ein Öfchen eingebaut. Dass es im Frühling im Tessin furchtbar kalt sein kann, habe ich gut dokumentiert: hier und hier. Aber dann vergesse ich es doch wieder.
Überhaupt: Wer möchte nicht an ein paar Tagen im Jahr zwischen diesen lieblichen Hügeln aufwachen?
Und so machten Herr T. und ich uns am Karfreitag wieder einmal auf nach unserem geliebten Arosio.
Schon als ich die Tür zum Zimmer unserer Traditionsherbege San Michele aufmachte, wusste ich: Ich werde auch dieses Jahr wieder frieren. Die Heizung war wieder einmal nicht eingeschaltet. Das Kippfenster stand wieder einmal offen. Wir brauchten eine Nacht und einen Tag, bis wir unser Zimmer auf Zimmertemperatur geheizt hatten. Und es gibt im San Michele noch andere Kältequellen - zum Beispiel, die WCs und Duschen, die man mit den Zimmernachbarn teilt. Im Sommer, wenn unten im Saal auch noch Rockkonzerte stattfinden, muss das eine fröhliche Sache sein. Das legt jedenfalls dieses Bild auf der Toilettentür im Erdgeschoss nahe:
Aber an Ostern ist es einfach nur fröstelig. Denn immer muss jemand nach verrichtetem Geschäft hinter sich lüften. Oder frische Luft zieht durchs Treppenhaus, wenn man frisch geduscht durch den Korridor huscht - weil jemand unten rauchend an der offenen Tür steht.
Und am Ostersonntag schnaubte auch noch ein bestialischer Nordföhn durchs Tessin. Er trieb Schaumkörnchen auf den marineblauen Luganersee und Schüttelfröste zwischen die Schultern von Frau Frogg. Am Abend machte ich mir aus einer PET-Flasche eine Bettflasche. Aber erst eine heftige Umarmung von Herrn T. und zwei Duvets vertrieben den Schüttelfrost wieder.
Zum Glück ist im San Michele wenigstens die Kalorienzufuhr immer gewährleistet - und erst noch ausgezeichnet. Das Capretto vom Samstag wärmte die ganze Nacht zum Sonntag.
Wir haben für die Ostertage im Tessin auch schon andere Plätzchen gesucht - wegen der Kälte. Aber irgendwann kommen wir doch immer nach San Michele zurück.
Und als ich erfuhr, dass es am Ostersonntag in der Deutschschweiz fünf Zentimeter geschneit hatte, war ich mit Arosio wieder versöhnt.
diefrogg - 9. Apr, 15:46
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