Naiver Zukunftsforscher im "Magi"
In der Print-Ausgabe des Tagesanzeiger-Magazins schwärmt Zukunftsforscher David Bosshart über das kommende "Age of Less". Wir müssten künftig mit weniger auskommen, heisst es in seinem Buch. Es gehe um eine neue Form von Wohlstand, "bei dem zum Beispiel jemand Nein sagt zu einem neuen Job, "obwohl er 20000 Franken mehr verdienen würde"... - "weil er 2 Stunden länger pendeln müsste". Ehrlich: Ob so viel Naivität dreht sich mir der Magen um. Ich kenne eine Menge Leute, für die das "Age of Less" bereits angebrochen ist und etwas ganz anderes bedeutet:
- zum Beispiel den Ex-Invalidenrentner André F. (42): Nachdem man ihm die Rente einfach so gestrichen hat (gängige Praxis in unserem Land), kehrte er aus Thailand zurück. Jetzt sitzt er in der Schweiz, getrennt von Frau und Kind, und muss sich von seinen Eltern durchfüttern lassen.
- oder die chronisch kranke Verena (45), deren Pensum voraussichtlich nächstes Jahr um zehn Prozent gekürzt wird - um zehn Prozent, die wehtun. Nicht nur wegen des Geldes.
- oder jene vier AkademikerInnen in meiner Bekanntschaft, die ihre Jobs in den späten Vierzigern oder frühen Fünfzigern verloren haben. Seither leben sie am Existenzminimum und sind teilweise von Beruf Sohn, Tochter oder Ehemann (letzterer kann wenigstens putzen, seit seine Frau ein Burnout hatte). Drei der vier geben Bosshart insofern Recht, als sie sagen, sie wollten gar nichts anderes. Ja, was soll man denn sonst sagen in einer solchen Lebenslage?
Dass ich mir die Lektüre dieses Gesäusels hätte sparen könnte, wurde mir eigentlich schon bei der ersten Antwort klar: Da lobt der Buchautor die Engländer, die das Absteigen mit Stil "seit mehr als hundert Jahren erfolgreich" praktizierten.
Die Krawalle in London vom letzten Monat schon vergessen, Herr Bosshart?
Da kann DJ Philemon nur sagen:
- zum Beispiel den Ex-Invalidenrentner André F. (42): Nachdem man ihm die Rente einfach so gestrichen hat (gängige Praxis in unserem Land), kehrte er aus Thailand zurück. Jetzt sitzt er in der Schweiz, getrennt von Frau und Kind, und muss sich von seinen Eltern durchfüttern lassen.
- oder die chronisch kranke Verena (45), deren Pensum voraussichtlich nächstes Jahr um zehn Prozent gekürzt wird - um zehn Prozent, die wehtun. Nicht nur wegen des Geldes.
- oder jene vier AkademikerInnen in meiner Bekanntschaft, die ihre Jobs in den späten Vierzigern oder frühen Fünfzigern verloren haben. Seither leben sie am Existenzminimum und sind teilweise von Beruf Sohn, Tochter oder Ehemann (letzterer kann wenigstens putzen, seit seine Frau ein Burnout hatte). Drei der vier geben Bosshart insofern Recht, als sie sagen, sie wollten gar nichts anderes. Ja, was soll man denn sonst sagen in einer solchen Lebenslage?
Dass ich mir die Lektüre dieses Gesäusels hätte sparen könnte, wurde mir eigentlich schon bei der ersten Antwort klar: Da lobt der Buchautor die Engländer, die das Absteigen mit Stil "seit mehr als hundert Jahren erfolgreich" praktizierten.
Die Krawalle in London vom letzten Monat schon vergessen, Herr Bosshart?
Da kann DJ Philemon nur sagen:
diefrogg - 8. Okt, 11:29
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