Schwarze Linsen
Gelegentlich will Herr T. seinen kulinarischen Horizont erweitern. Diesmal hat er sich von einem Rezept der Coopzeitung inspirieren lassen: "Linsensalat mit mariniertem Ziegenkäse".
Zur Coopzeitung muss man sagen: Sie ist die Kundenzeitung von Coop, einem der beiden grossen Lebensmittelhändler der Schweiz. Der andere ist die Migros. Die Coopzeitung ist ein Gratisblatt, und sie ist gross: Sie hat eine Auflage von 2,5 Millionen Stück. Damit ist sie ist die auflagenstärkste Zeitschrift der Schweiz. Sie liegt hierzulande in fast jedem Mittelschichts-Haushalt auf - wird aber im allgemeinen Mediengetöse wenig wahrgenommen. Eine stille Riesin.
Aber an all das dachten wir nicht, als wir am Samstagmorgen zu einer weitläufigen kulinarischen Exkursion aufbrachen. Wir fragten uns bloss: Wo kaufen wir den Anis, den wir für das Rezept brauchen? Und wo die schwarzen Linsen?
Eher zufällig landeten wir beim exklusiven Globus. Ich bin seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Ist mir zu teuer. Dabei kann man dort das Staunen lernen. Sie nennen die männlichen Kunden dort jetzt "Sir". Zum Beispiel in: "Nein, das haben wir nicht, Sir, tut uns leid." Oder habe ich mich vielleicht verhört? Ich muss sagen: Ich finde das gewöhnungsbedürftig. Es lässt mich an Casino-Kapitalismus denken.
Schwarze Linsen fanden wir jedenfalls nicht. Aber im Gestell mit den Linsen gab es eine verdächtige Lücke zwischen den grünen und den roten Linsen. Plötzlich erinnerte sich Frau Frogg: Nicht nur ist die Coopzeitung enorm auflagenstark. Die Rezepte darin erfreuen sich breitester Beliebtheit. Und das Rezept mit den schwarzen Linsen war sogar Nicht-Hobbyköchin Frogg aufgefallen. Es war auf einer Seite, die beim ziellosen Blättern wie von selber aufging. Der Absatz schwarzer Linsen muss diese Woche in der Schweiz sprunghaft gewachsen sein.
Wir suchten im Gewürz-Gestell den Anis. Und siehe da: Das zweitletzte Gläschen schnappte uns ein Paar in unserem Alter vor der Nase weg. Ich musste lachen und fragte die beiden: "Und wo haben Sie die schwarzen Linsen gekauft?"
Die beiden lachten auch und sagten: "Bei Coop!" Natürlich. Coop hat doch sicherlich die Zutaten für die Rezepte in der Coopzeitung!
In der kleinen Filiale im Bahnhof hatten wir allerdings Pech. "Schwarze Linsen finden Sie wahrscheinlich in der grossen Filiale an der Stadtmauer", sagte die Verkäuferin dort freundlich, aber bestimmt. Kein Sir.
Herr T. wird unseren Salat mit roten Linsen anmachen müssen.
Zur Coopzeitung muss man sagen: Sie ist die Kundenzeitung von Coop, einem der beiden grossen Lebensmittelhändler der Schweiz. Der andere ist die Migros. Die Coopzeitung ist ein Gratisblatt, und sie ist gross: Sie hat eine Auflage von 2,5 Millionen Stück. Damit ist sie ist die auflagenstärkste Zeitschrift der Schweiz. Sie liegt hierzulande in fast jedem Mittelschichts-Haushalt auf - wird aber im allgemeinen Mediengetöse wenig wahrgenommen. Eine stille Riesin.
Aber an all das dachten wir nicht, als wir am Samstagmorgen zu einer weitläufigen kulinarischen Exkursion aufbrachen. Wir fragten uns bloss: Wo kaufen wir den Anis, den wir für das Rezept brauchen? Und wo die schwarzen Linsen?
Eher zufällig landeten wir beim exklusiven Globus. Ich bin seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Ist mir zu teuer. Dabei kann man dort das Staunen lernen. Sie nennen die männlichen Kunden dort jetzt "Sir". Zum Beispiel in: "Nein, das haben wir nicht, Sir, tut uns leid." Oder habe ich mich vielleicht verhört? Ich muss sagen: Ich finde das gewöhnungsbedürftig. Es lässt mich an Casino-Kapitalismus denken.
Schwarze Linsen fanden wir jedenfalls nicht. Aber im Gestell mit den Linsen gab es eine verdächtige Lücke zwischen den grünen und den roten Linsen. Plötzlich erinnerte sich Frau Frogg: Nicht nur ist die Coopzeitung enorm auflagenstark. Die Rezepte darin erfreuen sich breitester Beliebtheit. Und das Rezept mit den schwarzen Linsen war sogar Nicht-Hobbyköchin Frogg aufgefallen. Es war auf einer Seite, die beim ziellosen Blättern wie von selber aufging. Der Absatz schwarzer Linsen muss diese Woche in der Schweiz sprunghaft gewachsen sein.
Wir suchten im Gewürz-Gestell den Anis. Und siehe da: Das zweitletzte Gläschen schnappte uns ein Paar in unserem Alter vor der Nase weg. Ich musste lachen und fragte die beiden: "Und wo haben Sie die schwarzen Linsen gekauft?"
Die beiden lachten auch und sagten: "Bei Coop!" Natürlich. Coop hat doch sicherlich die Zutaten für die Rezepte in der Coopzeitung!
In der kleinen Filiale im Bahnhof hatten wir allerdings Pech. "Schwarze Linsen finden Sie wahrscheinlich in der grossen Filiale an der Stadtmauer", sagte die Verkäuferin dort freundlich, aber bestimmt. Kein Sir.
Herr T. wird unseren Salat mit roten Linsen anmachen müssen.
diefrogg - 7. Aug, 10:16
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