Tschernobyl
Bitte entschuldigt, wenn ich hier aus den ernsten Themen gar nicht mehr herauskomme. Die Atomkatastrophe in Japan geht mir sehr nahe. Nicht zuletzt deswegen, weil sie die Grundfesten unserer westlichen Zivilisation erschüttert - so augenscheinlich wie kaum etwas vor ihr.
Um zu verstehen, was jetzt passiert, ziehe ich meine Erinnerung an Tschernobyl bei. Ich war damals 21 und gerade in England. Ich arbeitete in einem anthroposophischen Heim für behinderte Kinder.
Mir ist Tschernobyl nicht zuletzt als Informations-Desaster in Erinnerung. Im Heim lasen wir mittags jeweils die "Times". Sogar eine renommierte Zeitung wie sie brachte die Masseinheiten für ausgetretene Radioaktivität konsequent durcheinander. So konsequent, dass selbst unkritische Zeitgenossinnen wie die junge Frau Frogg den Eindruck gezielter Desinformation bekommen mussten. Nach einigen Tagen verbot man uns jungen Frauen im Heim dann sowieso die Zeitungslektüre. Wir würden mittags die Kinder vernachlässigen, hiess es.
An einem jener Tage im April 1986 hatte ich dann frei und sass im Zug nach London. Im Nebenabteil sass ein Mann mit einer Zeitung in der Hand. Auf der Rückseite sah ich die Schlagzeile "Radioactive Cloud over Switzerland". Auf der ganzen, einstündigen Fahrt starrte ich mit schreckgeweiteten Augen die Schlagzeile an. Vielleicht bat ich den Mann sogar, ob ich den Artikel lesen dürfe, ich weiss es nicht mehr. Es dürfte das übliche Durcheinander zwischen Becquerel und - wie hiess das andere nochmal? - gewesen sein.
Jedenfalls sprang ich in Charing Cross aus dem Zug und suchte sofort die nächste Telefonkabine auf. Ich rief meine Mutter an. Die war ausgesprochen munter und ganz erstaunt, mich zu hören. Von der radioaktiven Wolke über unserem Land, über unserem Haus, verdammt, wusste sie nicht. "Bei uns hiess es, die radioaktive Wolke liege über England", sagte sie gänzlich unbesorgt.
Wenige Jahre später verschwand der Super-GAU von Tschernobyl aus dem öffentlichen Bewusstsein. Wo sind eigentlich die Filme über die namenlosen Helden von Tschernobyl, die ihr Leben für den Fortbestand der Menschheit opferten?
Zum Beispiel dafür, dass in den neunziger Jahren britische Popbands unbekümmerte, kleine Satiren wie die folgende machen konnten? Sie sei Euch zur Aufheiterung kredenzt. Anglophilen sei empfohlen, auf das breite Cockney im Text zu hören.
Wer das Video hier nicht sehen kann, sollte es mal hier versuchen. Leider ist das Bild dort ein bisschen blurred. Naja, passt.
Um zu verstehen, was jetzt passiert, ziehe ich meine Erinnerung an Tschernobyl bei. Ich war damals 21 und gerade in England. Ich arbeitete in einem anthroposophischen Heim für behinderte Kinder.
Mir ist Tschernobyl nicht zuletzt als Informations-Desaster in Erinnerung. Im Heim lasen wir mittags jeweils die "Times". Sogar eine renommierte Zeitung wie sie brachte die Masseinheiten für ausgetretene Radioaktivität konsequent durcheinander. So konsequent, dass selbst unkritische Zeitgenossinnen wie die junge Frau Frogg den Eindruck gezielter Desinformation bekommen mussten. Nach einigen Tagen verbot man uns jungen Frauen im Heim dann sowieso die Zeitungslektüre. Wir würden mittags die Kinder vernachlässigen, hiess es.
An einem jener Tage im April 1986 hatte ich dann frei und sass im Zug nach London. Im Nebenabteil sass ein Mann mit einer Zeitung in der Hand. Auf der Rückseite sah ich die Schlagzeile "Radioactive Cloud over Switzerland". Auf der ganzen, einstündigen Fahrt starrte ich mit schreckgeweiteten Augen die Schlagzeile an. Vielleicht bat ich den Mann sogar, ob ich den Artikel lesen dürfe, ich weiss es nicht mehr. Es dürfte das übliche Durcheinander zwischen Becquerel und - wie hiess das andere nochmal? - gewesen sein.
Jedenfalls sprang ich in Charing Cross aus dem Zug und suchte sofort die nächste Telefonkabine auf. Ich rief meine Mutter an. Die war ausgesprochen munter und ganz erstaunt, mich zu hören. Von der radioaktiven Wolke über unserem Land, über unserem Haus, verdammt, wusste sie nicht. "Bei uns hiess es, die radioaktive Wolke liege über England", sagte sie gänzlich unbesorgt.
Wenige Jahre später verschwand der Super-GAU von Tschernobyl aus dem öffentlichen Bewusstsein. Wo sind eigentlich die Filme über die namenlosen Helden von Tschernobyl, die ihr Leben für den Fortbestand der Menschheit opferten?
Zum Beispiel dafür, dass in den neunziger Jahren britische Popbands unbekümmerte, kleine Satiren wie die folgende machen konnten? Sie sei Euch zur Aufheiterung kredenzt. Anglophilen sei empfohlen, auf das breite Cockney im Text zu hören.
Wer das Video hier nicht sehen kann, sollte es mal hier versuchen. Leider ist das Bild dort ein bisschen blurred. Naja, passt.
diefrogg - 16. Mär, 11:00
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