Ein Deutscher flieht
In diesen Stunden verlässt ein deutscher Staatsangehöriger mit seiner Familie fluchtartig seine bisherige Wohngemeinde Triengen im schweizerischen Kanton Luzern. Der Hintergrund: Ihn störten die Kruzifixe in den Schulzimmern, die seine beiden Kinder besuchten. Er verlangte, dass die Schulleitung sie entfernte. Er bekam Morddrohungen.
Um diese Geschichte überhaupt zu verstehen, muss man wissen: Die luzerner Landschaft ist eine zutiefst katholische Weltgegend. Noch im vorletzten Jahrhundert zogen ihre Bewohner gegen den protestantisch dominierten Bundesstaat ins Feld - zum Glück erfolglos. In den letzten Jahrzehnten hat allerdings auch hier der religiöse Eifer merklich nachgelassen - wie überall sonst auch.
Doch dem wahrscheinlich ziemlich wirrköpfigen Freidenker aus Deutschland gelang es, die Geister der alten Zeiten wieder zu wecken. Er setzte sein Begehren mit Verweis auf ein Bundesgerichtsurteil aus dem Jahre 1990 durch. Die Kreuze verschwanden. Und die Christenheit der Luzerner Landschaft erwachte schlagartig und warf sich in die Brust. In Bergen von Leserbriefen mahnte sie die christlischen Grundwerte unseres Landes an. Sie verlangte nach dem Schutz der Mehrheit vor der Minderheit. Und nach und der Toleranz der Wenigen für die Vielen und derlei mehr.
Einverstanden: Der Mann hat kein Gramm Sensibilität im Leib. Sonst hätte er gemerkt, dass er seinen Kindern mit seiner Forderung keinen Gefallen tat. Er hätte den Kompromissvorschlag des Gemeinderates nicht ausgeschlagen und mit dem Gang vors Bundesgericht gedroht.
Aber Morddrohungen?! Hallo?!
Da würde ich jetzt doch erwarten, dass in der Luzerner Landschaft ein paar Leute sich auch tatsächlich auf christliche Grundwerte besinnen und dies der Öffentlichkeit kundtun. Ich meine: Soweit ich weiss, spielen bei den christlichen Grundwerten die 10 Gebote eine Rolle. Eines davon lautet: "Du sollst nicht töten." Daraus lässt sich doch sicher mühelos die Regel ableiten: "Du sollst keine Morddrohungen verschicken."
Ich habe mich ja schweren Herzens daran gewöhnt, dass die Errungenschaften der Aufklärung in diesem Land für die meisten nicht viel mehr als ein dünner Lack sind. Kratzt man leicht daran, dann merkt man: Hier wollen die meisten rationalen Argumenten gar nicht zugänglich sein. Wird sich nun herausstellen, dass auch dieses Getue über christliche Grundwerte nur eine dünne Farbschicht ist? Stehen dahinter nichts als die dicken Mauern von Ur-Instinkten? Etwa diesem: "Hier regiert das Recht des Rudels!"Oder diesem: "Jeder Fremde ist zuerst einmal ein Feind." Oder diesem: "Wenn er nicht hört und Du bist stärker, dann hau ihn!"
Um diese Geschichte überhaupt zu verstehen, muss man wissen: Die luzerner Landschaft ist eine zutiefst katholische Weltgegend. Noch im vorletzten Jahrhundert zogen ihre Bewohner gegen den protestantisch dominierten Bundesstaat ins Feld - zum Glück erfolglos. In den letzten Jahrzehnten hat allerdings auch hier der religiöse Eifer merklich nachgelassen - wie überall sonst auch.
Doch dem wahrscheinlich ziemlich wirrköpfigen Freidenker aus Deutschland gelang es, die Geister der alten Zeiten wieder zu wecken. Er setzte sein Begehren mit Verweis auf ein Bundesgerichtsurteil aus dem Jahre 1990 durch. Die Kreuze verschwanden. Und die Christenheit der Luzerner Landschaft erwachte schlagartig und warf sich in die Brust. In Bergen von Leserbriefen mahnte sie die christlischen Grundwerte unseres Landes an. Sie verlangte nach dem Schutz der Mehrheit vor der Minderheit. Und nach und der Toleranz der Wenigen für die Vielen und derlei mehr.
Einverstanden: Der Mann hat kein Gramm Sensibilität im Leib. Sonst hätte er gemerkt, dass er seinen Kindern mit seiner Forderung keinen Gefallen tat. Er hätte den Kompromissvorschlag des Gemeinderates nicht ausgeschlagen und mit dem Gang vors Bundesgericht gedroht.
Aber Morddrohungen?! Hallo?!
Da würde ich jetzt doch erwarten, dass in der Luzerner Landschaft ein paar Leute sich auch tatsächlich auf christliche Grundwerte besinnen und dies der Öffentlichkeit kundtun. Ich meine: Soweit ich weiss, spielen bei den christlichen Grundwerten die 10 Gebote eine Rolle. Eines davon lautet: "Du sollst nicht töten." Daraus lässt sich doch sicher mühelos die Regel ableiten: "Du sollst keine Morddrohungen verschicken."
Ich habe mich ja schweren Herzens daran gewöhnt, dass die Errungenschaften der Aufklärung in diesem Land für die meisten nicht viel mehr als ein dünner Lack sind. Kratzt man leicht daran, dann merkt man: Hier wollen die meisten rationalen Argumenten gar nicht zugänglich sein. Wird sich nun herausstellen, dass auch dieses Getue über christliche Grundwerte nur eine dünne Farbschicht ist? Stehen dahinter nichts als die dicken Mauern von Ur-Instinkten? Etwa diesem: "Hier regiert das Recht des Rudels!"Oder diesem: "Jeder Fremde ist zuerst einmal ein Feind." Oder diesem: "Wenn er nicht hört und Du bist stärker, dann hau ihn!"
diefrogg - 22. Okt, 18:33
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