Echo aus den Neunzigern
Neulich habe ich mir Diesel and Dust von Midnight Oil angehört. Seit Jahren zum Erstenmal, und das war sehr merkwürdig. Das Album enthält ein paar für mich geschichtsträchtige Songs. Songs, die uns Studenten in den neunziger Jahren zu Hymnen wurden: Ausdruck des Protests gegen die Zustände, die Klimawandel und Ozonloch möglich machten. Die Umweltzerstörung und Kriege aller Art bewirkten. Die die Unterdrückung von Urvölkern beinahe logisch mit sich brachten und - diese Zustände waren ja an allem schuld - auch die Unterdrückung der Frau.
Zur Erinnerung:
Nostalgisch wurde die Frogg aber nicht. Heute fällt mir vor allem auf, wie pessimistisch viele dieser Songs sind: "Put down that weapon, or we'll all be gone", heisst es da. Oder: "Your dreamworld is just about to end" und derlei mehr. Kein Zweifel: Der Weltuntergang drohte uns in den neunziger Jahren. Vielleicht sticht mir das deswegen so ins Ohr, weil ich gleichzeitig gerade ein Buch der Feministin Christina Thürmer-Rohr aus dem Jahr 1994 gewissermassen nachhole.
Auch hier: Tiefer Pessimismus. Schon im Klappentext ist von der "kollektiven Verzweiflung an der westlichen Moderne" die Rede. Drin finde ich eigentlich nur Ratlosigkeit - hauptsächlich über die Ich-Bezogenheit des westlichen Menschen. Sie sorge für "Weltarmut" des einzelnen. Ich wollte das Buch gerade in die Tüte mit dem Altpapier legen, als ich über den Begriff "Weltarmut" nachzudenken begann.
Weltarmut. Das bedeutet bei Thürmer-Rohr nicht etwa Hunger in Afrika. Das bedeutet bei ihr die westliche Beschränktheit der Seele auf sich selbst. Das allgemeine Desinteresse an der Welt da draussen. Thürmer-Rohrs Ärger über diese selbst verursachte Weltarmut verstehe ich durchaus.
Aber der Begriff stach mir aus einem anderen Grund ins Auge: Weil ich 1994 als das Jahr betrachte, in dem ich der Weltarmut ade sagte. Mein Studium war zu Ende, die Frogg trat ins Berufsleben. Und sie sah schnell viel von der Welt. Sehr viel, auch wenn sich manches davon im Universum von Frösch abspielte. Aber was sie sah, war konkret und menschlich und hie und da allgemeingültig und sie sah: Die Welt ist komplexer als sie gedacht hatte. Es gibt nicht nur die Unterdrücker und Unterdrückten. Sie legte Ideologien ab wie zu eng gewordene Kleider. Sie glaubte nicht mehr an den kommenden Weltuntergang.
Und da sitze ich nun, 14 Jahre später und lache ein wenig über unser Weltbild von damals. Doch dann denke ich an 9/11 und an den Klimawandel und dann frage ich mich plötzlich: Hat die Zeit den Weltuntergangspropheten von damals doch Recht gegeben? Sitzen wir einfach 14 Jahre näher am Abgrund? Und wenn ja: Warum haben ihre Rezepte dagegen damals nicht geholfen?
Zur Erinnerung:
Nostalgisch wurde die Frogg aber nicht. Heute fällt mir vor allem auf, wie pessimistisch viele dieser Songs sind: "Put down that weapon, or we'll all be gone", heisst es da. Oder: "Your dreamworld is just about to end" und derlei mehr. Kein Zweifel: Der Weltuntergang drohte uns in den neunziger Jahren. Vielleicht sticht mir das deswegen so ins Ohr, weil ich gleichzeitig gerade ein Buch der Feministin Christina Thürmer-Rohr aus dem Jahr 1994 gewissermassen nachhole.
Auch hier: Tiefer Pessimismus. Schon im Klappentext ist von der "kollektiven Verzweiflung an der westlichen Moderne" die Rede. Drin finde ich eigentlich nur Ratlosigkeit - hauptsächlich über die Ich-Bezogenheit des westlichen Menschen. Sie sorge für "Weltarmut" des einzelnen. Ich wollte das Buch gerade in die Tüte mit dem Altpapier legen, als ich über den Begriff "Weltarmut" nachzudenken begann.
Weltarmut. Das bedeutet bei Thürmer-Rohr nicht etwa Hunger in Afrika. Das bedeutet bei ihr die westliche Beschränktheit der Seele auf sich selbst. Das allgemeine Desinteresse an der Welt da draussen. Thürmer-Rohrs Ärger über diese selbst verursachte Weltarmut verstehe ich durchaus.
Aber der Begriff stach mir aus einem anderen Grund ins Auge: Weil ich 1994 als das Jahr betrachte, in dem ich der Weltarmut ade sagte. Mein Studium war zu Ende, die Frogg trat ins Berufsleben. Und sie sah schnell viel von der Welt. Sehr viel, auch wenn sich manches davon im Universum von Frösch abspielte. Aber was sie sah, war konkret und menschlich und hie und da allgemeingültig und sie sah: Die Welt ist komplexer als sie gedacht hatte. Es gibt nicht nur die Unterdrücker und Unterdrückten. Sie legte Ideologien ab wie zu eng gewordene Kleider. Sie glaubte nicht mehr an den kommenden Weltuntergang.
Und da sitze ich nun, 14 Jahre später und lache ein wenig über unser Weltbild von damals. Doch dann denke ich an 9/11 und an den Klimawandel und dann frage ich mich plötzlich: Hat die Zeit den Weltuntergangspropheten von damals doch Recht gegeben? Sitzen wir einfach 14 Jahre näher am Abgrund? Und wenn ja: Warum haben ihre Rezepte dagegen damals nicht geholfen?
diefrogg - 15. Nov, 15:05
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