Nach Asien
Busreisen in der Westtürkei ist ein bisschen wie fliegen. Man gibt seine Reisetasche einem netten Steward in Uniform. Der stapelt sie ins Hinterteil des Busses. Dann behändigt man seinen Gepäckschein, steigt ein und setzt sich auf seinen numerierten Platz. Die Busse sind modern, sauber und komfortabel. Kaum ist der Bus abgefahren, ist der Steward wieder zur Stelle. Er kontrolliert, ob alle Passagiere den richtigen Sitz genommen haben. Dann serviert er Tee oder Kaffee. Wenn die Strassen nicht allzu schlecht sind, kann man die heissen Getränke sogar problemlos trinken. Danach gibts Wasser, Cola oder Fanta, und auf langen Reisen auch schwammige Muffins aus der Aluverpackung.
Unser Bus hob aus dem Otogar von Istanbul ab und bog auf die Autobahn Richtung Edirne ein. Da wussten wir: Wir würden uns noch eine Weile gedulden müssen, bis wir endlich asiatischen Boden betreten konnten. Wir waren auf der Westroute nach Çanakkale. Wir würden noch mehrere Stunden im europäischen Teil der Türkei bleiben, in Rumelien. Rumelien, das klang im Ohr der Frogg osteuropäisch. Wie Karelien oder Slawonien oder so. Und es sah auch osteuropäisch aus. In trübem Licht wogten Kornfelder über endlose Hügelzüge. Da und dort standen ein paar Eichen. Wenn aus den Dörfern nicht jeweils ein Minarett in die Höhe geragt hätte statt eines Kirchturms, hätte sich die Frogg gar irgendwo in Niederösterreich gewähnt.
Nach zwei Stunden werden aus den Hügeln sandige Bergzüge. Die Sonne drückt durch, und alles sieht schon ein bisschen mediterraner aus. Zu unserer linken das Marmarameer, gesäumt von Ferienhäuschen. Wir sind in Tekirdağ. Hier gab es einen kurzen Halt. Leute steigen ein und aus. Wir können kaum erwarten, dass es weitergeht.
Einen weiteren Halt gibts unerwartet bei einer Raststätte mitten in einem bergigen Nirgendwo. Der Chauffeur sagt durchs Mikrofon ein paar Sätze, die unsere Türkischkenntnisse gnadenlos überfordern. Dabei stellen sich uns mittlerweile drängende Fragen: Wie lange hält der Bus? Haben wir genügend Zeit auszusteigen und aufs WC zu gehen? Da alle unsere Mitpassagiere genau das tun, tun wir es auch. Wir wagen sogar, eine Tasse Tee zu bestellen und trinken sie nahe beim Bus, immer mit einem Auge auf dem Chauffeur.
Der tankt seinen Bus voll mit einer Flüssigkeit aus irgendwelchen Kanistern. "Das ist sicher Traktorbenzin", sagte Herr T.
"Der wird doch wohl richtiges Benzin in seinen Tank geben", sagt die Frogg.
"Man weiss ja nie, bei den Benzinpreisen. Ausserdem herrscht unter so vielen Busunternehmen sicher massive Konkurrenz", sagt Herr T.
Wir leeren unsere Teegläser und setzen uns wieder in den Bus. Wir sind die ersten.
Eine halbe Stunde später kommt der Bus an einem steilen Hang ins Keuchen. Wird immer langsamer. Der Chauffeur schaltet tiefer und tiefer. Schliesslich hält er ganz und dreht den Motor ab. "Siehst Du, das war Traktorbenzin", sagt Herr T. Ich gebe ihm ohne zu zögern recht. Ich habe jetzt andere Sorgen. Werden wir es bis Çanakkale schaffen?
Der Fahrer dreht den Motor wieder an. Der Bus kriecht im Schneckentempo den Steilhang hoch.
Es ist die letzte steile Steigung. Wir sind alle froh. Jetzt gehts hinunter zur Halbinsel von Gelibolu. Hier tut sich eine berauschend schöne Landschaft auf. Die Hügel sind bedeckt mit riesigen Kiefernwäldern. Wälder so gross wie ich sie im Mittelmeerraum noch nie gesehen habe. Es scheint, dass die Römer nicht bis hierher gekommen sind, als sie die Wälder am Mittelmeer abholzten, um ihre Flotte zu bauen. Auf den Ebenen gibts Felder, mit Sonnenblumen und Reis und daneben Olivenbäume. Wirklich: Eines Tages werde ich hinfahren, nur um ein paar gute Bilder von der Gegend zu machen. Das war leider aus dem Bus nicht möglich.
Zumal wir auf der Fahrt durch geschichtsträchtiges Land waren und in unserem Reiseführer noch schnell die Geschichte der Schlacht von Gallipoli nachlesen mussten - und gleichzeitig nach alten Bunkern Ausschau hielten.
Als wir Kilitbahir erreichen, sind wir richtig erschöpft.
Der Bus rollt auf die Fähre nach Çanakkale. Gleich werden wir die berühmten Dardanellen überquert haben. Wir werfen noch einen letzten Blick auf Europa.
Dann setzen wir endlich, endlich beide Füsse auf asiatischen Grund. Genau hier, am Fährhafen von Çanakkale.
Dabei würmelt mir ganz leise dieser Song im Ohr:
Unser Bus hob aus dem Otogar von Istanbul ab und bog auf die Autobahn Richtung Edirne ein. Da wussten wir: Wir würden uns noch eine Weile gedulden müssen, bis wir endlich asiatischen Boden betreten konnten. Wir waren auf der Westroute nach Çanakkale. Wir würden noch mehrere Stunden im europäischen Teil der Türkei bleiben, in Rumelien. Rumelien, das klang im Ohr der Frogg osteuropäisch. Wie Karelien oder Slawonien oder so. Und es sah auch osteuropäisch aus. In trübem Licht wogten Kornfelder über endlose Hügelzüge. Da und dort standen ein paar Eichen. Wenn aus den Dörfern nicht jeweils ein Minarett in die Höhe geragt hätte statt eines Kirchturms, hätte sich die Frogg gar irgendwo in Niederösterreich gewähnt.
Nach zwei Stunden werden aus den Hügeln sandige Bergzüge. Die Sonne drückt durch, und alles sieht schon ein bisschen mediterraner aus. Zu unserer linken das Marmarameer, gesäumt von Ferienhäuschen. Wir sind in Tekirdağ. Hier gab es einen kurzen Halt. Leute steigen ein und aus. Wir können kaum erwarten, dass es weitergeht.
Einen weiteren Halt gibts unerwartet bei einer Raststätte mitten in einem bergigen Nirgendwo. Der Chauffeur sagt durchs Mikrofon ein paar Sätze, die unsere Türkischkenntnisse gnadenlos überfordern. Dabei stellen sich uns mittlerweile drängende Fragen: Wie lange hält der Bus? Haben wir genügend Zeit auszusteigen und aufs WC zu gehen? Da alle unsere Mitpassagiere genau das tun, tun wir es auch. Wir wagen sogar, eine Tasse Tee zu bestellen und trinken sie nahe beim Bus, immer mit einem Auge auf dem Chauffeur.
Der tankt seinen Bus voll mit einer Flüssigkeit aus irgendwelchen Kanistern. "Das ist sicher Traktorbenzin", sagte Herr T.
"Der wird doch wohl richtiges Benzin in seinen Tank geben", sagt die Frogg.
"Man weiss ja nie, bei den Benzinpreisen. Ausserdem herrscht unter so vielen Busunternehmen sicher massive Konkurrenz", sagt Herr T.
Wir leeren unsere Teegläser und setzen uns wieder in den Bus. Wir sind die ersten.
Eine halbe Stunde später kommt der Bus an einem steilen Hang ins Keuchen. Wird immer langsamer. Der Chauffeur schaltet tiefer und tiefer. Schliesslich hält er ganz und dreht den Motor ab. "Siehst Du, das war Traktorbenzin", sagt Herr T. Ich gebe ihm ohne zu zögern recht. Ich habe jetzt andere Sorgen. Werden wir es bis Çanakkale schaffen?
Der Fahrer dreht den Motor wieder an. Der Bus kriecht im Schneckentempo den Steilhang hoch.
Es ist die letzte steile Steigung. Wir sind alle froh. Jetzt gehts hinunter zur Halbinsel von Gelibolu. Hier tut sich eine berauschend schöne Landschaft auf. Die Hügel sind bedeckt mit riesigen Kiefernwäldern. Wälder so gross wie ich sie im Mittelmeerraum noch nie gesehen habe. Es scheint, dass die Römer nicht bis hierher gekommen sind, als sie die Wälder am Mittelmeer abholzten, um ihre Flotte zu bauen. Auf den Ebenen gibts Felder, mit Sonnenblumen und Reis und daneben Olivenbäume. Wirklich: Eines Tages werde ich hinfahren, nur um ein paar gute Bilder von der Gegend zu machen. Das war leider aus dem Bus nicht möglich.
Zumal wir auf der Fahrt durch geschichtsträchtiges Land waren und in unserem Reiseführer noch schnell die Geschichte der Schlacht von Gallipoli nachlesen mussten - und gleichzeitig nach alten Bunkern Ausschau hielten.
Als wir Kilitbahir erreichen, sind wir richtig erschöpft.
Der Bus rollt auf die Fähre nach Çanakkale. Gleich werden wir die berühmten Dardanellen überquert haben. Wir werfen noch einen letzten Blick auf Europa.
Dann setzen wir endlich, endlich beide Füsse auf asiatischen Grund. Genau hier, am Fährhafen von Çanakkale.
Dabei würmelt mir ganz leise dieser Song im Ohr:
diefrogg - 20. Jul, 18:27
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