Ticket nach Kleinasien
In Istanbul hatten wir Asien täglich aus der Ferne betrachtet, die andere Hälfte der Grossstadt auf der anderen Seite des Bosporus. Noch fuhren wir nicht hinüber. Und doch wurden wir mit jedem Tag neugieriger auf den Kontinent da drüben, wollten hinreisen, wollten unsere Füsse auf ihn setzen. Am sechsten Tag unserer Reise brachen wir auf. Çanakkale hiess unser Ziel. Das liegt zwar nicht gerade in Ostasien. Aber immerhin in Kleinasien, drüben, auf dem anderen Kontinent.
Çanakkale... Die Frogg und Herr T. mussten erst austüfteln, wie man das wohl ausspricht. Sie einigten sich auf "Tschanakkaale", und in ihrem nicht gerade für seine phonetische Zartheit bekannten Schweizerdeutsch klang es wie "Tschonokkoooole", natürlich mit kräftigem Kehllaut.
Unsere Reise nach Çanakkale begann auf dem Otogar von Istanbul. Unter uns gesagt: Der Otogar von Istanbul ist nicht besonders schön. Aber er ist dennoch eine Sehenswürdigkeit, ein Faszinosum. Er ist ein kleines Stück Kleinasien im europäischen Teil von Istanbul. Hier ist nicht nur alles anders als in Europa. Es ist auch alles anders als im Istanbul, das wir bislang kennengelernt hatten. Hier findet türkischer Alltag statt. Hier kauft man nicht nur Busfahrkarten. Hier kauft man viele von jenen Dingen, die es im grossen Basar längst nicht mehr gibt, weil für Touristen uninteressant: Hier gibt es Schuhe, Radnaben, Putzgerät und -flüssigkeiten und billige Herren- und Kinderkleider, die man hier bei Bedarf auch gleich chemisch reinigen lassen kann. Hier essen eilige Türken auf der Durchreise schnell eine Schale Suppe. Hier gibt es kaum Europäer. Das Essen ist günstig. Die Toiletten sind türkisch.
Hier herrscht Betrieb, denn die Türken sind eine Nation von Busreisenden. Hier bekommt man an 168 Schaltern wahrscheinlich in kürzester Zeit ein Ticket in irgend eine grössere Stadt der Türkei. Und wahrscheinlich fährt in weniger als einer Stunde ein Bus dorthin.
Wir hatten geglaubt, es wäre kompliziert. Aber wir waren höchstens zwei Minuten den Busfahrkartenschaltern entlanggegangen, da tauchte vor uns ein Mann in blauer Uniform und mit lückenhaften Zähnen auf. "Tschanakkaleeeee!" sang er uns entgegen. Mit hellen "a"s und natürlich ohne Kehllaut. Erst schüttelten wir verständnislos den Kopf. Erst als er uns sein "Tschanakkaleeeee!" noch einmal an den Hinterkopf sang, begriff die Frogg: "Tschanakkaleeee!" sang sie den Tiger an. "Da müssen wir doch hin.
Wir gingen also ins Büro, kauften eine Karte und voila: Wir waren auf dem Weg nach Asien.
Wir schluckten leer, als man uns sagte, wie lange die Fahrt dauern würde: sechs Stunden.
Çanakkale... Die Frogg und Herr T. mussten erst austüfteln, wie man das wohl ausspricht. Sie einigten sich auf "Tschanakkaale", und in ihrem nicht gerade für seine phonetische Zartheit bekannten Schweizerdeutsch klang es wie "Tschonokkoooole", natürlich mit kräftigem Kehllaut.
Unsere Reise nach Çanakkale begann auf dem Otogar von Istanbul. Unter uns gesagt: Der Otogar von Istanbul ist nicht besonders schön. Aber er ist dennoch eine Sehenswürdigkeit, ein Faszinosum. Er ist ein kleines Stück Kleinasien im europäischen Teil von Istanbul. Hier ist nicht nur alles anders als in Europa. Es ist auch alles anders als im Istanbul, das wir bislang kennengelernt hatten. Hier findet türkischer Alltag statt. Hier kauft man nicht nur Busfahrkarten. Hier kauft man viele von jenen Dingen, die es im grossen Basar längst nicht mehr gibt, weil für Touristen uninteressant: Hier gibt es Schuhe, Radnaben, Putzgerät und -flüssigkeiten und billige Herren- und Kinderkleider, die man hier bei Bedarf auch gleich chemisch reinigen lassen kann. Hier essen eilige Türken auf der Durchreise schnell eine Schale Suppe. Hier gibt es kaum Europäer. Das Essen ist günstig. Die Toiletten sind türkisch.
Hier herrscht Betrieb, denn die Türken sind eine Nation von Busreisenden. Hier bekommt man an 168 Schaltern wahrscheinlich in kürzester Zeit ein Ticket in irgend eine grössere Stadt der Türkei. Und wahrscheinlich fährt in weniger als einer Stunde ein Bus dorthin.
Wir hatten geglaubt, es wäre kompliziert. Aber wir waren höchstens zwei Minuten den Busfahrkartenschaltern entlanggegangen, da tauchte vor uns ein Mann in blauer Uniform und mit lückenhaften Zähnen auf. "Tschanakkaleeeee!" sang er uns entgegen. Mit hellen "a"s und natürlich ohne Kehllaut. Erst schüttelten wir verständnislos den Kopf. Erst als er uns sein "Tschanakkaleeeee!" noch einmal an den Hinterkopf sang, begriff die Frogg: "Tschanakkaleeee!" sang sie den Tiger an. "Da müssen wir doch hin.
Wir gingen also ins Büro, kauften eine Karte und voila: Wir waren auf dem Weg nach Asien.
Wir schluckten leer, als man uns sagte, wie lange die Fahrt dauern würde: sechs Stunden.
diefrogg - 19. Jul, 18:19
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