Die Schweiz einmal anders
Heute Mittag in Einsiedeln, tief in der Innerschweiz. In einem riesigen Fenster mitten im Dorfkern hängt - wir staunen - eine riesige albanische Flagge, der schwarze Doppeladler auf rotem Grund. Da feiert ein Kosovare die Unabhängigkeit seiner Provinz.
Wir sitzen gegenüber in einem Restaurant. Es ist ein italienisches Restaurant, und der Wirt sagt akzentfrei "va bene, Signora?" Aber wenn er nicht hinhört, flüstern die Stammgäste ihren Bekannten zu: "Er ist gar kein Italiener. Er stammt aus Ex-Jugoslawien." Natürlich möchten wir den Wirt ausfragen. Wir möchten wissen, was er darüber denkt, dass Kosovo jetzt unabhängig ist und dass im Haus gegenüber eine kosovarische Flagge hängt. Aber das geht hier jetzt nicht. Das wäre Spielverderberei. Und ausserdem sind wir mit Verwandten hier und können nicht einfach so über Politik zu reden beginnen.
In Luzern feierten die Kosovaren noch vernehmlicher, mit Autokonvois. In der Schweiz leben Zehntausende Exil-Kosovaren. Zum ersten Mal merkte ich, dass es so viele sind.
Der Verkehr brach zusammen. Von der Autobahnausfahrt Emmen Süd bis zum Kantonsspital brauchen wir um 19 Uhr statt der üblichen fünf Minuten eine halbe Stunde. Stadteinwärts war Stau. Stadtauswärts fuhren hupende Dreierkolonnen vorbei. Aus offenen Autofenstern flatterten Albaner-Flaggen.
Vor uns begegneten sich zwei Kosovarenautos, eine jubelnde junge Frau versuchte aus dem offenen Fenster jemanden am Fenster des anderen Autos zu umarmen. Es ging nicht. Dafür jubelte sie umso lauter. Es klang überglücklich. Und ein bisschen überdreht. Beunruhigend überdreht.
Wir sitzen gegenüber in einem Restaurant. Es ist ein italienisches Restaurant, und der Wirt sagt akzentfrei "va bene, Signora?" Aber wenn er nicht hinhört, flüstern die Stammgäste ihren Bekannten zu: "Er ist gar kein Italiener. Er stammt aus Ex-Jugoslawien." Natürlich möchten wir den Wirt ausfragen. Wir möchten wissen, was er darüber denkt, dass Kosovo jetzt unabhängig ist und dass im Haus gegenüber eine kosovarische Flagge hängt. Aber das geht hier jetzt nicht. Das wäre Spielverderberei. Und ausserdem sind wir mit Verwandten hier und können nicht einfach so über Politik zu reden beginnen.
In Luzern feierten die Kosovaren noch vernehmlicher, mit Autokonvois. In der Schweiz leben Zehntausende Exil-Kosovaren. Zum ersten Mal merkte ich, dass es so viele sind.
Der Verkehr brach zusammen. Von der Autobahnausfahrt Emmen Süd bis zum Kantonsspital brauchen wir um 19 Uhr statt der üblichen fünf Minuten eine halbe Stunde. Stadteinwärts war Stau. Stadtauswärts fuhren hupende Dreierkolonnen vorbei. Aus offenen Autofenstern flatterten Albaner-Flaggen.
Vor uns begegneten sich zwei Kosovarenautos, eine jubelnde junge Frau versuchte aus dem offenen Fenster jemanden am Fenster des anderen Autos zu umarmen. Es ging nicht. Dafür jubelte sie umso lauter. Es klang überglücklich. Und ein bisschen überdreht. Beunruhigend überdreht.
diefrogg - 17. Feb, 19:32
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