Ins Maul geschaut
Ich glaube, für eine Liste von Amerikaner-Klischees habe ich keine Zeit mehr. So eine Reise organisieren gibt aber auch verdammt viel Arbeit!
Am Samstag fliegen wir. Ich bin gespannt, wie die Einreise diesmal wird. 1997 musste noch jeder, der einreiste, schriftlich Fragen beantworten wie: «Sind Sie drogensüchtig?» «Tragen Sie Waffen mit sich?» Als ob jemand, der wirklich eine Waffe auf sich trug, diese Frage wahrheitsgetreu beantwortet hätte!
1992 löcherte dieser US-amerikanische Zollbeamte in Toronto unsere Frogg mündlich mit Fragen und nannte sie dabei immer «Madam!». Als wäre sie eine schlagkräftig aussehende Matrone, ein durchtriebenes Stück. Naja, vielleicht entsprachen so schäbig gekleidete, unbedarfte, potenziell linksalternative Studentinnen wie die Frogg damals noch einem Feindbild der amerikanischen Einwanderungsbehörden. Und vielleicht machte der Zöllner sie einfach grösser als sie war, damit er mehr zum kleiner machen hatte. Vielleicht glaubte er sogar, sie damit einzuschüchtern. Aber die Frogg war nicht richtig eingeschüchtert, nur milde irritiert. Man ist ja nach zehn Stunden Reise nicht unbedingt frisch genug, sich unnötig aufzuregen.
Simone de Beauvoir schauten sie 1947 in New York sogar noch ins Maul, mitten in der Nacht: «Ein Arzt untersucht zerstreut unsere Zähne, als wären wir Pferde, die verkauft werden sollen.» (27. Januar)
Nach 20 Jahren reisen glaube ich: Ein Staat muss auch harmlose Touristen seine Macht merken lassen, am besten bei der Einreise. Aber meistens wirken die getroffenen Massnahmen müde und unzeitgemäss. Wie die stehengebliebenen DDR-Wachttürme in Berlin.
Nur: Nach dem 11. September 2001 können es sich die Amerikaner wohl nicht mehr leisten, unzeitgemäss zu sein. Und ich muss sagen: Sie haben Fortschritte gemacht. Zumindest, was die Einschüchterung betrifft. So herrscht in der Schweiz derzeit weit reichende Unkenntnis darüber, was es eigentlich braucht, um in die USA zu reisen. Ein Visum? Einen biometrischen Pass? Diese Unsicherheit trägt dazu bei, dass viele sagen: «Also, in die USA würde ich sowieso nicht reisen! Die wollen Dich total überwachen!» Womit man wohl die falschen Leute einschüchtert. Aber item.
Auf dem Einwohnerdienst von Frösch erklärten sie dann der Frogg: Es braucht gar nichts von all dem. Nur einen normalen Pass. Jedenfalls bis im Herbst. Ab dann braucht es einen biometrischen Pass oder ein Visum.
Was die Frogg nicht von Vorarbeit befreite, und auch nicht den Tiger. Denn beide brauchten einen neuen Pass. Und einen solchen zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Wegen der Fotos. «Heute ist ein Passfoto schiessen eine exakte Wissenschaft!» jammerte Philemon, als sie vor dem Passbild-Automaten stand. Man muss den Kopf genau ins Oval auf der Glasscheibe halten. Man darf keine Halstücher, Hüte, Brillen und wohl auch keine grossen Haarspangen tragen (aber man darf die Haare färben, seltsamerweise). Der Hintergrund muss hell sein, und so weiter, es nimmt kein Ende mit Anweisungen. Und dann soll man auch noch lächeln.
Philemon konnte all diese Anweisungen zwar befolgen, wenn auch ohne Lächeln, dafür mit einem bohrenden Blick. Ich weiss nicht, ob der dem Passmenschen in Amerika gefällt.
Aber der Tiger konnte es nicht. Die im Passbüro schickten ihn ein zweites Mal in den Foto-Automaten, weil er beim ersten Mal den Kopf nicht an der richtigen Stelle hatte. Jetzt sieht der arme Tiger auf dem Bild aus wie ein verschreckter Irrer.
Aber jetzt haben wir beide einen Pass. Am Samstag reisen wir. Ich bin gespannt, ob sie uns ins Maul schauen werden.
Am Samstag fliegen wir. Ich bin gespannt, wie die Einreise diesmal wird. 1997 musste noch jeder, der einreiste, schriftlich Fragen beantworten wie: «Sind Sie drogensüchtig?» «Tragen Sie Waffen mit sich?» Als ob jemand, der wirklich eine Waffe auf sich trug, diese Frage wahrheitsgetreu beantwortet hätte!
1992 löcherte dieser US-amerikanische Zollbeamte in Toronto unsere Frogg mündlich mit Fragen und nannte sie dabei immer «Madam!». Als wäre sie eine schlagkräftig aussehende Matrone, ein durchtriebenes Stück. Naja, vielleicht entsprachen so schäbig gekleidete, unbedarfte, potenziell linksalternative Studentinnen wie die Frogg damals noch einem Feindbild der amerikanischen Einwanderungsbehörden. Und vielleicht machte der Zöllner sie einfach grösser als sie war, damit er mehr zum kleiner machen hatte. Vielleicht glaubte er sogar, sie damit einzuschüchtern. Aber die Frogg war nicht richtig eingeschüchtert, nur milde irritiert. Man ist ja nach zehn Stunden Reise nicht unbedingt frisch genug, sich unnötig aufzuregen.
Simone de Beauvoir schauten sie 1947 in New York sogar noch ins Maul, mitten in der Nacht: «Ein Arzt untersucht zerstreut unsere Zähne, als wären wir Pferde, die verkauft werden sollen.» (27. Januar)
Nach 20 Jahren reisen glaube ich: Ein Staat muss auch harmlose Touristen seine Macht merken lassen, am besten bei der Einreise. Aber meistens wirken die getroffenen Massnahmen müde und unzeitgemäss. Wie die stehengebliebenen DDR-Wachttürme in Berlin.
Nur: Nach dem 11. September 2001 können es sich die Amerikaner wohl nicht mehr leisten, unzeitgemäss zu sein. Und ich muss sagen: Sie haben Fortschritte gemacht. Zumindest, was die Einschüchterung betrifft. So herrscht in der Schweiz derzeit weit reichende Unkenntnis darüber, was es eigentlich braucht, um in die USA zu reisen. Ein Visum? Einen biometrischen Pass? Diese Unsicherheit trägt dazu bei, dass viele sagen: «Also, in die USA würde ich sowieso nicht reisen! Die wollen Dich total überwachen!» Womit man wohl die falschen Leute einschüchtert. Aber item.
Auf dem Einwohnerdienst von Frösch erklärten sie dann der Frogg: Es braucht gar nichts von all dem. Nur einen normalen Pass. Jedenfalls bis im Herbst. Ab dann braucht es einen biometrischen Pass oder ein Visum.
Was die Frogg nicht von Vorarbeit befreite, und auch nicht den Tiger. Denn beide brauchten einen neuen Pass. Und einen solchen zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Wegen der Fotos. «Heute ist ein Passfoto schiessen eine exakte Wissenschaft!» jammerte Philemon, als sie vor dem Passbild-Automaten stand. Man muss den Kopf genau ins Oval auf der Glasscheibe halten. Man darf keine Halstücher, Hüte, Brillen und wohl auch keine grossen Haarspangen tragen (aber man darf die Haare färben, seltsamerweise). Der Hintergrund muss hell sein, und so weiter, es nimmt kein Ende mit Anweisungen. Und dann soll man auch noch lächeln.
Philemon konnte all diese Anweisungen zwar befolgen, wenn auch ohne Lächeln, dafür mit einem bohrenden Blick. Ich weiss nicht, ob der dem Passmenschen in Amerika gefällt.
Aber der Tiger konnte es nicht. Die im Passbüro schickten ihn ein zweites Mal in den Foto-Automaten, weil er beim ersten Mal den Kopf nicht an der richtigen Stelle hatte. Jetzt sieht der arme Tiger auf dem Bild aus wie ein verschreckter Irrer.
Aber jetzt haben wir beide einen Pass. Am Samstag reisen wir. Ich bin gespannt, ob sie uns ins Maul schauen werden.
diefrogg - 8. Jun, 15:01
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