Sie war blind
An Ostern lernte ich bei Freunden eine Frau kennen. Sie war so um die dreissig und vor wenigen Jahren vollständig erblindet. Wenn sie wissen wollte, wieviel Uhr es war, hörte sie ihr Handy ab. Wenn sie sich Cola einschenkte, streckte sie den Finger ins Glas. So vermied sie Überschwemmungen. Sie war aufgestellt, erzählte von den Skirennen, die sie fuhr, und scherzte mit den Kindern.
Wenn ich taub werde, dachte ich, dann werde ich so wie sie. Ich werde es akzeptieren. Ich werde mir zu helfen wissen. Ich werde aufgestellt sein. Auch wenn ich vielleicht nicht mehr mit Kindern scherzen kann.
Gestern Abend merkte ich, dass es an der Zeit war, diesen Vorsatz zu beherzigen.
Ich sass vor dem Fernseher und sah zu, wie fünf "Desperate Housewives" Abschied nahmen von Edie Britt, ihrer Nachbarin. Dem Biest.
Der Fernseher dröhnte. Ich war nicht aufgestellt. Mir flossen die ganze Sendung lang die Tränen übers Gesicht. Nicht wegen Edie. Ich nahm Abschied von meinem Gehör.
Dann telefoniert ich meinen zwei besten und ältesten Freunden. "Ich rufe Euch jetzt an, so lange ich noch kann", sagte ich. Das Dröhnen in meinem Ohr wogte gegen ihre Stimmen, als wolle es sie verschlucken.
Heute morgen geht es ein bisschen besser. Jetzt herrscht wieder das Prinzip Hoffnung.
Wenn ich taub werde, dachte ich, dann werde ich so wie sie. Ich werde es akzeptieren. Ich werde mir zu helfen wissen. Ich werde aufgestellt sein. Auch wenn ich vielleicht nicht mehr mit Kindern scherzen kann.
Gestern Abend merkte ich, dass es an der Zeit war, diesen Vorsatz zu beherzigen.
Ich sass vor dem Fernseher und sah zu, wie fünf "Desperate Housewives" Abschied nahmen von Edie Britt, ihrer Nachbarin. Dem Biest.
Der Fernseher dröhnte. Ich war nicht aufgestellt. Mir flossen die ganze Sendung lang die Tränen übers Gesicht. Nicht wegen Edie. Ich nahm Abschied von meinem Gehör.
Dann telefoniert ich meinen zwei besten und ältesten Freunden. "Ich rufe Euch jetzt an, so lange ich noch kann", sagte ich. Das Dröhnen in meinem Ohr wogte gegen ihre Stimmen, als wolle es sie verschlucken.
Heute morgen geht es ein bisschen besser. Jetzt herrscht wieder das Prinzip Hoffnung.
diefrogg - 13. Okt, 10:21
8 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
testsiegerin - 13. Okt, 11:12
Ich hoffe mit dir.
diefrogg - 13. Okt, 16:25
Da bin ich froh!
Ich muss sagen, sie wird im Moment arg gebraucht, die Hoffnung. Und die Geduld!
katiza - 13. Okt, 16:25
Ich denk so fest an Sie, Frau Frogg und hoffe so sehr mit Ihnen!
diefrogg - 13. Okt, 16:43
Auch Ihnen: Danke!
veronikaha - 13. Okt, 21:03
Ich schäme mich grad richtig, dass ich gestern aus einem banalem Weltschmerz heraus so unzufrieden durch Bern geschlendert bin. Seit langem nichts zu tun und unfähig, was damit anzufangen..
ich wünsche von Herzen alles Gute!
PS: von Halsweh, Heiser und Darmbeschwerden gerade kuriert, tropft meine Nase immer noch, kann mich leider nicht leibhaftig melden..
ich wünsche von Herzen alles Gute!
PS: von Halsweh, Heiser und Darmbeschwerden gerade kuriert, tropft meine Nase immer noch, kann mich leider nicht leibhaftig melden..
diefrogg - 13. Okt, 21:40
Hoffentlich...
hast Du Bern wenigstens von mir gegrüsst! Und dann wäre da doch die Buchhandlung Stauffacher! Und das Klee-Museum! Aber man muss ja nicht immer gleich Spitzenleistungen von sich erwarten, so als doppelbelastete Mutter! Hättest mich anfragen sollen. Mir wäre schon war eingefallen, auch für doppelbelastete Mütter. Etwas Gemütliches. Habe schliesslich lange in Bern gewohnt!
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