28
Okt
2006

Wind um Ken Loach

«The Wind That Shakes The Barley» hat zwar die Goldene Palme von Cannes bekommen. Aber man wird dem als Linken bekannten Loach auch vor, er glorifiziere ganz undifferenziert einen linken Freiheitshelden. Da muss ich doch sagen: Wer den Film so sieht, hat sich von seinen Vorurteilen über Loach blenden lassen. Ich finde, Loach stellt dem Sozialismus diesmal keine sonderlich gute Note aus. Ideologisch lässt mich der Film sogar ziemlich ratlos.

Na gut, der Filmheld Damien ist ein Linker, und hübsch anzusehen ist er noch dazu.


Aber in der zweiten Filmhälfte (leider so spät, dass die Geblendeten es längst nicht mehr sehen) scheitert Damien brutal: In seiner ideologischen Sturheit verrennt er sich in einen Konflikt mit seinem pragmatischeren Bruder. Dass die Auseinandersetzung tragisch endet (und nicht nur für die Brüder), dafür sorgt die Logik des Krieges.

Na gut. Dass ein tragischer Held wegen seiner Gesinnung stirbt, sagt noch nichts schlechtes über die Gesinnung. Meist werden heldenhafte Gesinnungsopfer sogar Märtyrer. Damien aber wird kein Märtyrer. Dass sein Heldenmut sinnlos war, lehrt uns ein Blick in die Geschichte: Der Film spielt im irischen Freiheitskrieg, um 1920. Damals war Sozialismus eine vernünftige Ideologie: Viele hungerten, und der Sozialismus war eine vielversprechende, neue Strategie gegen den Hunger. In den letzten Jahren aber ist die Republik Irland ein blühender EU-Staat geworden. Dazu haben Linke sicherlich ihren Beitrag geleistet, wenn auch ohne selbstmörderisches Heldentum. Es war also nicht Damien’s Sturheit, die das Land weiter gebracht hat. Damien hätte mehr bewirkt, wenn er weiter gelebt hätte und Arzt geblieben wäre.

Nun neige ich selber zum Pragmatismus. Deshalb kann ich die Haltung von Damien’s Bruder Teddy besser nachvollziehen. Aber auch aus ihm macht der Krieg ein Monster. Pragmatismus ist also auch keine Lösung. Na gut, denke ich: Nicht die Gesinnungen in diesem Film sind schlecht. Der Krieg ist schlecht. Nur: Wären die Iren die Engländer anders losgeworden als mit einem Krieg? Wohl kaum.

Ich bleibe also ratlos.

Aber wenn man so lange über einen Film nachdenken kann wie ich bereits über «The Wind That Shakes The Barley» nachdenke, dann kann er nicht schlecht sein.

Also vier Sterne (von fünf)

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