Fastenzeit
Seit dem letzten Mittwoch ist in der kaholischen Welt theoretisch Fastenzeit. Es ist vorbei ist mit dem Genuss von Fasnachtschüechli, Schenkeli (Bild)
(Quelle: www.lemenu.ch)
und anderen Kalorienbomben aller Art, inklusive Schoggi.
Theoretisch. In der Praxis quellen im Supermarkt längst die Ostereili-Säckchen aus den Regalen.
Die 40-tägige Askese im Frühjahr soll ja eine spirituelle Wirkung haben: Der Verzicht soll den Menschen empfindsam machen für die österliche Offenbarung. Auch das Teilen ist in der Fastenzeit ein grosses Thema. Noch immer gibts in der Schweiz die violetten - ökumenischen - Fastenopfer-Tütchen, in die man in der Fastenzeit Geld für Soziales legen kann. Wahrscheinlich landen sie nicht nur im Hause Frogg im Altpapier.
Und doch bedient die Idee des Fastens zwei Bedürfnisse der modernen Europäerin: jenes nach schlankeren Hüften und jenes nach dem wohligen Gefühl, etwas für seine Spiritualität zu tun. Die Folge: Wellness-Fasten-Wochen und Saftkuren sind schwer im Trend und in verschiedenen Preisklassen zu haben.
Ich habe dem ganzen Fasten-Klimbim stets misstraut. Wegen meinem Hang zu ausladenden Hüften habe ich früher viel gefastet. Eine tiefere spirituelle Empfänglichkeit habe ich davon nie bekommen. Nur Hunger und zittrige Knie.
Dieses Jahr habe ich eine neue Theorie, weshalb die katholischen Kirchenväter in grauer Vorzeit das Fasten im Februar erfanden: Wahrscheinlich machten sie aus der Not eine Tugend. Ich meine: Im Februar muss früher sowieso Schmalhans Küchenchef gewesen sein. Die Vorräte gingen zur Neige, aber die Böden gaben erst im März etwas Neues her - und zwar höchstens Bärlauch und Löwenzahn. Ein Freund, der während der Rubel-Krise eine Sägerei in Russland reorganisierte, hat mir einmal erzählt: "Am meisten Särge bauen wir im Februar". Grund: "Gegen das Winterende gehen bei den alten Leuten das Feuerholz und die Lebensmittelvorräte aus. Weil sie nichts mehr zu essen haben, fehlt ihnen die Kraft, Feuerholz zu suchen. Dann erfrieren und verhungern sie.»
Das würde auch erklären, warum zum Fasten das Teilen gehörte: Was man noch hatte, sollte man den Bedürftigen geben, damit möglichst viele überlebten. Wenn ich heute lese, dass wieder Kinder in Südeuropa hungern, dann überlege ich mir, ob ich wenigstens die Idee des Teilens etwas näher betrachten sollte.
Was das Fasten betrifft: Am Mittwochabend hatte ich nach einem Schneespaziergang doch wieder ordentlich Lust auf Fettgebackenes. Ich freute mich, als Herr T. sein letztes Schenkeli mit mir teilte.
(Quelle: www.lemenu.ch)
und anderen Kalorienbomben aller Art, inklusive Schoggi.
Theoretisch. In der Praxis quellen im Supermarkt längst die Ostereili-Säckchen aus den Regalen.
Die 40-tägige Askese im Frühjahr soll ja eine spirituelle Wirkung haben: Der Verzicht soll den Menschen empfindsam machen für die österliche Offenbarung. Auch das Teilen ist in der Fastenzeit ein grosses Thema. Noch immer gibts in der Schweiz die violetten - ökumenischen - Fastenopfer-Tütchen, in die man in der Fastenzeit Geld für Soziales legen kann. Wahrscheinlich landen sie nicht nur im Hause Frogg im Altpapier.
Und doch bedient die Idee des Fastens zwei Bedürfnisse der modernen Europäerin: jenes nach schlankeren Hüften und jenes nach dem wohligen Gefühl, etwas für seine Spiritualität zu tun. Die Folge: Wellness-Fasten-Wochen und Saftkuren sind schwer im Trend und in verschiedenen Preisklassen zu haben.
Ich habe dem ganzen Fasten-Klimbim stets misstraut. Wegen meinem Hang zu ausladenden Hüften habe ich früher viel gefastet. Eine tiefere spirituelle Empfänglichkeit habe ich davon nie bekommen. Nur Hunger und zittrige Knie.
Dieses Jahr habe ich eine neue Theorie, weshalb die katholischen Kirchenväter in grauer Vorzeit das Fasten im Februar erfanden: Wahrscheinlich machten sie aus der Not eine Tugend. Ich meine: Im Februar muss früher sowieso Schmalhans Küchenchef gewesen sein. Die Vorräte gingen zur Neige, aber die Böden gaben erst im März etwas Neues her - und zwar höchstens Bärlauch und Löwenzahn. Ein Freund, der während der Rubel-Krise eine Sägerei in Russland reorganisierte, hat mir einmal erzählt: "Am meisten Särge bauen wir im Februar". Grund: "Gegen das Winterende gehen bei den alten Leuten das Feuerholz und die Lebensmittelvorräte aus. Weil sie nichts mehr zu essen haben, fehlt ihnen die Kraft, Feuerholz zu suchen. Dann erfrieren und verhungern sie.»
Das würde auch erklären, warum zum Fasten das Teilen gehörte: Was man noch hatte, sollte man den Bedürftigen geben, damit möglichst viele überlebten. Wenn ich heute lese, dass wieder Kinder in Südeuropa hungern, dann überlege ich mir, ob ich wenigstens die Idee des Teilens etwas näher betrachten sollte.
Was das Fasten betrifft: Am Mittwochabend hatte ich nach einem Schneespaziergang doch wieder ordentlich Lust auf Fettgebackenes. Ich freute mich, als Herr T. sein letztes Schenkeli mit mir teilte.
diefrogg - 16. Feb, 11:45
8 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
walküre - 16. Feb, 19:22
Ihre Theorie bezüglich des Fastens ist für mich schon lange gefühlte Tatsache, zumal die katholische Kirche ja aus nicht nur aus einer einzigen Not eine Tugend gemacht hat - man denke nur an all jene heidnischen Bräuche, die nicht ausgemerzt werden konnten; sie wurden alle irgendwie verkirchlicht. Den strengen Kirchenvätern war auch klar, dass der Mensch im allgemeinen seelisch dazu nicht in der Lage ist, 365 Tage im Jahr freudlos und lediglich mit Blick auf ein besseres Jenseits dahinzuvegetieren, weshalb aus diversen alpenländischen heidnischen Bräuchen der Fasching, wie wir ihn heute kennen, geschaffen wurde. Und natürlich herrscht dort Narrenfreiheit mit Garantie auf Vergebung diverser Sünden am Aschermittwoch.
diefrogg - 17. Feb, 11:32
Ja, die Sache...
mit der Fasnacht, den Weihnachtsbäumen und der Lichterorgie zu Weihnachten und vielen anderen heidnischen Bräuchen ist mir natürlich auch durch den Kopf gegangen, als ich den Beitrag schrieb. Damals müssen Kirchenväter noch vergleichsweise flexibel gewesen sein.
softwriter - 17. Feb, 12:24
wie schön...
...ob ich wenigstens die Idee des Teilens etwas näher betrachten sollte...
machen wir es doch wie die erwähnte 'katholische Welt' mit ihrem Banksystem :-)
LG
machen wir es doch wie die erwähnte 'katholische Welt' mit ihrem Banksystem :-)
LG
diefrogg - 17. Feb, 14:08
Könnten Sie das...
vielleicht etwas ausführen, Herr oder Frau Softwriter? Ich bin leider über die Bankenskandale des Vatikans nicht sehr gut informiert - und die wenigsten meiner Leser werden es sein.
diefrogg - 17. Feb, 17:33
Ja, die katholische Kirche...
hat wirtschaftliche Ansprüche und Privilegien schon immer rücksichtslos durchzusetzen gepflegt. Das war nicht nur in Rom so. Schön, dass sie mittlerweile wenigstens Steuern zahlt.
softwriter - 17. Feb, 15:22
nullo problemo ...
darf ich es mir einfach machen s. z.B.
http://www.capakaum.com/2012/10/vatikans-geschafte/
oder weiter googlen
http://www.politaia.org/?s=Banken+Vatikan
LG
http://www.capakaum.com/2012/10/vatikans-geschafte/
oder weiter googlen
http://www.politaia.org/?s=Banken+Vatikan
LG
Zorra - 17. Feb, 15:32
Ich seh
das auch so und übrigens sind mir bei dir keine ausladenden Hüften aufgefallen.
diefrogg - 17. Feb, 17:20
Das war nur so...
weil ich damals immer noch viel fastete - ist ja auch eine Weile her ;) Heute vertragen meine Ohren das Fasten nicht mehr. Da hat sich das geändert...
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