Mürrische Schwerhörige
Schwerhörige haben den Ruf, oft mürrisch zu sein. Bei den wenigen schwerhörigen Personen, die ich kennengelernt habe, ist zwar eher das Gegenteil der Fall. Ich stelle ich in letzter Zeit aber immer wieder fest, dass ich selber schnell verärgert oder gar tobsüchtig werde.
Als ich die letzten paar Beiträge verfasste, wurde mir auch allmählich klar, weshalb. Besonders Tortur im Theater klärte die Lage.
Das Problem ist: Häufige Begleiterscheinung eines Hörverlusts ist eine hohe Empfindlichkeit auf gewisse Geräusche. Nicht nur bei mir. Ich habe von Schwerhörigen gehört, die sich im Zug über das Geraschel einer Zeitung beklagten. Natürlich reagierte der Raschler mit völligem Unverständnis.Klar. Was soll denn falsch sein mit dem Rascheln einer Zeitung? Doch es trug nicht dazu bei, dass sich die Miene des Beraschelten erhellte.
Genau gleich geht es mir im Theater. Da jagt mir ein Tonmeister eine elektrische Rückkopplung von 85 Dezibel durch die Gehörgänge. Das gehört zu Konzept. Für mich fühlt sich das an wie... nun, ältere Semester erinnern sich noch, wie Kreide auf einer Schiefertafel quiiiiietschen kann. Ja. So fühlt sich das für mich an. "Was ist das für ein unbedarfter Depp von einem Theatermacher?!" denkt da die Dame Frogg. Wie viele Damen in einem gewissen Alter hat sie sich daran gewöhnt, dass sie meist jemanden findet, der ihre Ansichten teilt.
Das Dumme ist nur: Diesmal ist die Dame Frogg mit ihrem Ärger allein. Kein Mensch ausser ihr findet den Lärm auf der Bühne lästig. Ja, sind denn die Leute rundum alle taub, ahnungslos oder unsensibel?
Ich gestehe: Ich finde das frustrierend. Es überfordert mich. Es ärgert mich.
Ich habe Menschenaufläufe sowieso nie gemocht. Würde mich jemand fragen: "Wo hältst Du Dich lieber auf? Allein in einem Wald oder in einem ausverkauften Theater?" Ich würde sagen: "Hundertmal lieber im Wald." Eigentlich würde ich besser gar nicht mehr ins Theater gehen, denke ich dann.
Das Problem ist nur: Im Wald ist die Chance, dass man einen Menschen mit sympathischen Ansichten trifft erheblich kleiner als im Theater.
Hierher gehört zwingend der erste Popsong mit elektrischer Rückkopplung der Musikgeschichte (Jahrgang 1964, gleich am Anfang):
Als ich die letzten paar Beiträge verfasste, wurde mir auch allmählich klar, weshalb. Besonders Tortur im Theater klärte die Lage.
Das Problem ist: Häufige Begleiterscheinung eines Hörverlusts ist eine hohe Empfindlichkeit auf gewisse Geräusche. Nicht nur bei mir. Ich habe von Schwerhörigen gehört, die sich im Zug über das Geraschel einer Zeitung beklagten. Natürlich reagierte der Raschler mit völligem Unverständnis.Klar. Was soll denn falsch sein mit dem Rascheln einer Zeitung? Doch es trug nicht dazu bei, dass sich die Miene des Beraschelten erhellte.
Genau gleich geht es mir im Theater. Da jagt mir ein Tonmeister eine elektrische Rückkopplung von 85 Dezibel durch die Gehörgänge. Das gehört zu Konzept. Für mich fühlt sich das an wie... nun, ältere Semester erinnern sich noch, wie Kreide auf einer Schiefertafel quiiiiietschen kann. Ja. So fühlt sich das für mich an. "Was ist das für ein unbedarfter Depp von einem Theatermacher?!" denkt da die Dame Frogg. Wie viele Damen in einem gewissen Alter hat sie sich daran gewöhnt, dass sie meist jemanden findet, der ihre Ansichten teilt.
Das Dumme ist nur: Diesmal ist die Dame Frogg mit ihrem Ärger allein. Kein Mensch ausser ihr findet den Lärm auf der Bühne lästig. Ja, sind denn die Leute rundum alle taub, ahnungslos oder unsensibel?
Ich gestehe: Ich finde das frustrierend. Es überfordert mich. Es ärgert mich.
Ich habe Menschenaufläufe sowieso nie gemocht. Würde mich jemand fragen: "Wo hältst Du Dich lieber auf? Allein in einem Wald oder in einem ausverkauften Theater?" Ich würde sagen: "Hundertmal lieber im Wald." Eigentlich würde ich besser gar nicht mehr ins Theater gehen, denke ich dann.
Das Problem ist nur: Im Wald ist die Chance, dass man einen Menschen mit sympathischen Ansichten trifft erheblich kleiner als im Theater.
Hierher gehört zwingend der erste Popsong mit elektrischer Rückkopplung der Musikgeschichte (Jahrgang 1964, gleich am Anfang):
diefrogg - 5. Mär, 18:16
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Not quite like Beethoven - 5. Mär, 18:55
>Ich stelle ich in letzter Zeit aber immer wieder fest,
>dass ich schnell verärgert oder gar tobsüchtig werde.
Aber immer schön kußbereit bleiben. :-)
>dass ich schnell verärgert oder gar tobsüchtig werde.
Aber immer schön kußbereit bleiben. :-)
diefrogg - 5. Mär, 19:00
:)))
Edit: Oh ja, das blieb ich. Ich hielt mir mit der rechten Hand das schmerzende gute Ohr zu. In der linken hielt ich das Brillenetui (im Theater muss ich auch eine Brille tragen, die mich dann aufs Hörgerät drückt - aber das kennen Sie wahrscheinlich alles). Plötzlich merkte ich, dass der Feedback-Ton das Brillenetui zum Vibrieren brachte. Toll, dachte ich!
Dann fiel mir "I Feel Fine" ein (siehe oben).
Es war eigentlich sehr inspirierend! Wütend wurde ich erst später.
(Und Sie haben mir eine Gelegenheit gegeben, diese Geschichte auch noch zu erzählen, dafür herzlichen Dank!)
Dann fiel mir "I Feel Fine" ein (siehe oben).
Es war eigentlich sehr inspirierend! Wütend wurde ich erst später.
(Und Sie haben mir eine Gelegenheit gegeben, diese Geschichte auch noch zu erzählen, dafür herzlichen Dank!)
romeomikezulu - 8. Mär, 20:11
Ich habe vollstes Verständnis dafür.
Seit Neuestem tendiert mein Tinnitus zu etwas, was er das erste halbe Jahr so gar nicht hatte: Hyperakusis.
Auf einmal höre ich durch 2 geschlossene Türen, wenn jemand auf dem Hof in seinem Auto sitzt und mit dem Handy telefoniert.
Na klasse, dachte ich mir, zu dem Pfeiffton kommt jetzt also auch noch teilweise krasse Überempfindlichkeit in bestimmten
Frequenzen hinzu.
Man muss aber verstärkt auf sich aufpassen, weil diese von Dir schon beschriebene Mürrischkeit weegen der eigenen Situation
hin und wieder etwas zu prominent wird. Auch das ist halt leider wieder Nerven- und Seelenarbeit. *Grmpf*.
Seit Neuestem tendiert mein Tinnitus zu etwas, was er das erste halbe Jahr so gar nicht hatte: Hyperakusis.
Auf einmal höre ich durch 2 geschlossene Türen, wenn jemand auf dem Hof in seinem Auto sitzt und mit dem Handy telefoniert.
Na klasse, dachte ich mir, zu dem Pfeiffton kommt jetzt also auch noch teilweise krasse Überempfindlichkeit in bestimmten
Frequenzen hinzu.
Man muss aber verstärkt auf sich aufpassen, weil diese von Dir schon beschriebene Mürrischkeit weegen der eigenen Situation
hin und wieder etwas zu prominent wird. Auch das ist halt leider wieder Nerven- und Seelenarbeit. *Grmpf*.
diefrogg - 8. Mär, 21:46
Vielleicht müssen wir...
die Mürrischkeit erst mal akzeptieren. Sachte, sachte. Wahrscheinlich gehörts einfach dazu. Eine hohe Kunst, sich ein heiteres Wesen zu bewahren. Wenigstens im Umgang mit den Mitmenschen. Erklären wir den 10. März zum Tag der erlaubten Mürrischkeit? (Morgen kann ich nicht, da habe ich Besuch, auf den ich mich freue).
Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/14668577/modTrackback