26
Feb
2011

Blaubart fast zweisprachig

Die zweite Übersetzungsaufgabe meiner Wiener Blogkollegen nehme ich wohl besser auf einen neuen Eintrag. Der Thread des letzten wird mir sonst zu lang.

blauboad 1

i bin a ringlgschbüübsizza
und hob scho sim weiwa daschlong
und eanare gebeina
untan schlofzimabon fagrom..

heit lod i ma r ei di ochte
zu einen libesdraum-
daun schdol i owa s oaschestrion ei
und bek s me n hakal zaum!

so fafoa r e med ole maln
wau ma d easchte en gschdis hod gem-
das s mii amoe darwischn wean
doss wiad kar mendsch darlem!

i bin a ringlgschbüübsizza
(und schlof en da nocht nua bein liacht
wäu i mi waun s so finzta is
fua de dodn weiwa fiacht..)

Blaubart 1
Ich bin ein Ringelspielbesitzer
Und habe schon sieben Weiber erschlagen
Und ihre Gebeine
Unter dem Schlafzimmerboden vergraben

Heute lade ich mir ein die Achte
Zu einem Liebestraum
Dann stell ich auch ein Orchester ein
und schlage sie mit einer Hacke tot (oder so ähnlich).

So verfahre ich mit allen Mädchen
Weil mir die erste ein ... bitte was? ... gegeben hat
Dass sie mich mal erwischen werden,
wird kein Mensch erleben

Ich bin ein Ringspielbesitzer
Und schlafe in der Nacht nur bei Licht
Weil ich mich wenns so finster ist
Vor den toten Weibern fürchte


von H.C. Artmann, Übersetzung Frau Frogg

So schön gruselig! Dank für die Anregung an MadProfessor. Dank auch an katiza für den Link zur Tonversion. Ohne die hätte ich nie rausgesfunden, was ein "ringlgschbüübsizza" ist.

Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/14652759/modTrackback

katiza - 26. Feb, 14:02

Wundervoll, Frau Frogg, wenn Sie jetzt schon wissen was  a ringllgschschbü ist, sein ihnen noch ein anderer h.c.artmann in einer wundervollen version ans sprachgeneigte Herz gelegt:

heit bin e ned munta wuan
text: hc artmann (aus: med ana schwoazzn dintn)
musik: hansi lang/klaus wienerroither

heit bin e ned munta wuan
wäu ma r unsa bendlua schdeeblim is
heit bin e ned munta wuan
und i schlof und i schlof und i schlof

und draust da schnee foed ima mea
und de drossln dafrian und de finkn
und de aumschln aufm doch
und i schlof und i schlof und i schlof

wia r a fareisz ringlgschbüü
und kumd ma bein fezta r eine
mocht ma r en bagetbon gaunz weiss
und i schlof und i schlof und i schlof

wiad hecha fua mein bet
und schdet scho do und schaud me au
wia r a engl med ana koedn haund
und i schlof und i schlof und i schlof

heit bin e ned munta wuan
und de bendlua de schded no ima
und dea schneeane engl
schded do und schaud me au
und i schlof und i schlof und i schlof

i schlof so diaf wia r a mensch nua schlofn kau
das ma glaaweis und gaunz launxaum
so klane schdeandaln aus schnee und aus eis
aus de aungbram
zun woxn aufaungan
und i schlof

Ich liebe diese Sprache, wiewohl es nicht meine Muttersprache ist, die ja der ihrigen viel näher ist, aber doch irgendwie im größeren Rahmen vertraut. Das Fernsehen und das Radio, die Popmusik waren ja doch eher von der Hauptstastadt geprägt und jetzt lebe ich nun doch schon mehr als die Hälfte meines Leben in Wien und kann mich nicht satt hören am Wienerisches. Ich mag das weiche schmeichelnde raunzende singende und die schönen Bilder.

Ich mag auch gesungenen Dialekt wie das Oberösterreichische oder das Tirolerische...

Danke für Ihre Anregung zur Dialektik.


diefrogg - 27. Feb, 11:40

Ob Herr Artmann....

damit einverstanden wäre, dass Sie die "schwoazn dintn" mit einer roten Schrifft ersetzt haben, frau katiza? ;)

Ich mag das Wienerische auch sehr. Es gefällt mir seiner Gemütlichkeit wegen, seiner sorglosen Ökonomie im Umgang mit anstrengenden Lautkonstruktionen ;)

Ich war ja eine Zeitlang ein grosser Fan des Krimiautors Wolf Haas und kam deshalb nicht umhin, mich a bissl mit Österreichisch auseinander zu setzen. Wie das Gruseln bei Euch gepflegt wird, finde ich sehr charmant. Dass es mit H.C. Artmann den Weg in die Stadt gefunden hat, finde ich ansprechend und nachahmenswert.
walküre - 26. Feb, 20:54

Wow. Oder besser: Respekt, Frau Frogg !

2 Anmerkungen hätte ich dazu:
"daun schdol i owa s oaschestrion ei" heißt "dann schalte ich das Orchestrion ein" (http://de.wikipedia.org/wiki/Orchestrion - ein Orchester wäre keine gute Idee, weil dann zu viele Zeugen anwesend wären ;-) ), und jemandem "en gschdis gem" bedeutet, jemandem den Laufpass zu geben ("gschdis" kommt aus dem Tarockieren).

diefrogg - 27. Feb, 11:32

Danke für die Hinweise,

Frau Walküre. Besonders froh bin ich über den Hinweis bezüglich "en gschdis gem". "Tarockieren" musste ich ja erst mal googeln. Das Spiel ist bei uns nicht verbreitet. Ich vermute aber, dass es in Österreich eine ähnliche Bedeutung hat wie bei uns das Jassen.

Und was das Orchestrion betrifft, haben Sie natürlich recht. Allerdings hat es meine Vorstellung beflügelt, wie die Mitglieder des (kleinen) Orchesters die Spielbude verlassen und nach einem fröhlichen Abend plötzlich nur noch das Mädchen, die Axt und der Spielbudenbesitzer im Raum sind.
MadProfessor - 27. Feb, 23:03

Hut ab

für die gelungene Übersetzung. Ich fürchte, so gut werde (würde) ich das Totenmügerli-Gedicht nicht
hinbekommen.
Dafür kann ich besser Jassen als Tarockieren ;-)

diefrogg - 28. Feb, 15:27

Naja, die Problemstellung...

ist ja nicht ganz dieselbe ;) Zudem haben wir als polyglottes Völkchen beim Dialekte-Radebrechen immer gewissermassen einen Heimvorteil. Wenn Sie gerne jassen, so haben wir vielleicht bald Gelegenheit, uns zu einem kleinen, Völker verbindenden Turnier zu treffen: Herr T. und ich planen eine Reise nach Wien.
MadProfessor - 28. Feb, 21:57

Grossartig

wenn meine Vorarlberg-Connection dabei ist, sind die Minimalvoraussetzungen dafür schon mal gegeben.
Freue mich darauf.
Kätzerin - 28. Feb, 02:50

Aus dem sonnigen Wien...

heut am Sonntag vom lieben Freund Hopkins Grüße erhalten, er meinte auch, die "bitte was"-Zeile könnte bedeuten, daß er von seiner Frau verlassen wurde. (Wen wundert's? ;-)) Womit ich Dich kurzerhand grüßend verabschiede in die hoffentlich gute neue Woche, die edith ausm Rheinland, wo's tagein, tagaus bloß g'seacht hat. ;-)

diefrogg - 28. Feb, 14:08

Ach, das ist schön, Edith!

Grüssen Sie mir den Herrn Hopkins zurück! Bei uns hats auch das ganze Wochenende geschifft. Eine trostlose Sache! Deshalb wünsche ich Ihnen Sonne im Herzen und grüsse auch Sie!
Kätzerin - 1. Mär, 03:16

Wunderbar!

Und ein herzliches Dankeschön zurück, ich kann das wirklich nötig gebrauchen. (Wer mal wieder nicht? ;-)) Die Grüße sind weitergeleitet, und, *kopfkratz* muß ich das mit dem Siezen jetzt fortan ernst nehmen? Ich grüße nochmals schön ausm Rheinischen, wo's auch nach wie vor bieselt. ;-)
koarrl - 1. Mär, 18:20

Restliche Übersetzungen

Hallo, Frau Frogg!

Seit geraumer Zeit lese ich vergnügt bis berührt Ihr öffentliches Tagebuch.

"hakal" = Hacke - meint er wohl, ich hätte "Kraumpn" oder "Hockn" verwendet. Dichtend, nicht mordend :-)
"bek s ... zaum" = schlage/picke/"pecke" (vgl. Eispickel) sie ... zusammen.

Alles Gute!

koarrl

diefrogg - 2. Mär, 19:20

Danke!

Also noch ein Wiener Leser! Freut mich! Willkommen!
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