23
Feb
2011

Rätsel für MadProfessor

Herr MadProfessor hat dieser Tage ein gewisses Interesse an der Übersetzung Schweizerdeutscher Texte ins Hochdeutsche gezeigt. Prompt kam Frau Rockhound auf die Idee, ihm gleich die Meisterprüfung in Schweizerdeutsch abzuverlangen: Es bärndütsches Geschichtli (ds Totemüggerli) von Franz Hohler. Weil die Nummer auch ein köstliches Tondokument hergibt, stelle ich sie hier ein:



Hier gibts den Text auch zum Nachlesen.

Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/14649379/modTrackback

books and more - 23. Feb, 17:14


diefrogg - 23. Feb, 17:16

*LOOOL!*

So geht schon im Schwabenland unschätzbares Kulturgut aus den Hochalpen verloren!
books and more - 23. Feb, 21:07

Hano! Schad', gell?
MadProfessor - 23. Feb, 20:31

lesen geht ja halbwegs, da ist Zeit zum Interpretieren aber beim Zuhören verstehe
ich gar nichts, das würde wahrscheinlich Jahre benötigen ;-)
ah ja, vielleicht sollte ich mit Wiener Mundart kontern ?

walküre - 24. Feb, 14:37

:-)

frog mi ned

frog me ned
wos fia r a numera
da dod hod

i was nua
das ar a grins
kapö aufhod
un zwar r aung
wia r a grod

aung wia r a grod
a grins kapö
und a numara

de numa r is owa
scho soo schwoazz
das e s ned lesn kau
waun e a woit!

gib liawa
dei frogarei auf
sunzt dales e s aum end
no wiaklech...


H.C.Artmann, aus "med ana schwoazzn dintn"
nömix - 25. Feb, 18:31

"dales" ? - wos soin des leicht haßn? howi ano ned gheat.
diefrogg - 25. Feb, 18:36

Also, ich lege mal eine...

Version hin.

"Frag mich nicht

Frag mich nicht
Was für eine Nummer
Der da hat

Ich weiss nur
dass er eine grüne
Kappe aufhat

... hüstel, hüstel
eine grüne Kappe
und zwar ... öhm..
wie ...

... eine grüne Kappe
und eine Nummer

Die Nummer ist aber
schon so schwarz
dass ich sie nicht lesen kann
auch wenn ich möchte

Gib lieber
die Fragerei auf
sonst ... am Ende
noch wirklich"

Die unscharfen Stellen verfolge ich dann später noch ;)
Nicht so einfach, wie ich gedacht habe. Und ssehhr vokalreich!
nömix - 25. Feb, 18:43

da dod = der Tod (gar nicht schwer ;)
zwar aung wia r a grod = zwei Augen wie eine Kröte
dales = "dale" ich sie (?)
diefrogg - 25. Feb, 18:51

Der Tod hat eine...

grüne Kappe auf?! Also wirklich! Das kann nur Euch Wienern einfallen!
acqua - 25. Feb, 22:31

Ich habe mich gestern auch an dieser Übersetzung versucht und ich bin genau gleich weit gekommen wie du, Frau Frogg. Meine Unschärfen waren an den genau gleichen Stellen. "De dod" hatte ich mit "der dort" übersetzt.
diefrogg - 26. Feb, 09:47

Ja, blöd, nicht?

Damit haben wir ja den Witz an der Sache verpasst. Bei mir hatte das möglicherweise damit zu tun, dass ich immer an diesen alten ostschweizer Witz denken musste: Sitzen eine Mutter und ihr Kind mit einer Fremden im Zug. Das Kind legt die Füsse aufs Sitzpolster. Sagt die Fremde: "Tä dä dä?" Sagt die Mutter: "Da tä dä." Darauf die Fremde, erstaunt: "Dä dä dä tä!"

Zu Deutsch: "Darf das (das Kind) das (die Füsse aufs Sitzpolster legen)? Die Mutter: "Das darf das." Darauf die Fremde, erstaunt: "Dass das das darf!"

Sprachlich ist das durchaus realistisch. Auch wenn in der Ostschweiz vor 30 Jahren, als ich diesen Witz zum Erstenmal hörte, seine Füsse auf ein Sitzpolster in einem Zug gelegt hätte. Androhung von Todesstrafe und so...
nömix - 26. Feb, 11:05

Das ist witzig :)
Erinnert mich, als mein Schwiegerpapa einmal den Weihnachtsbaum direkt neben einem
Zentralheizungskörper aufstellen wollte, wofür ihn meine Schwiegermama maßregelte:
    “Duana daune do. Doda dadiada da do, du Dodl du.“
(“Tu ihn weiter weg. Dort verdorrt er dir doch, du Dummkopf.“)
walküre - 26. Feb, 21:00

"sunzt dales e s aum end no wiaklech..." is eh gaunz oafoch ;-), weu dös haaßt auf Hochdeitsch "sonst gelingt es mir zuletzt wirklich noch, (die Nummer) zu entziffern." "Derlesn" oder "dalesn" kenne ich auch aus dem Oberösterreichischen, wo es ebenfalls bedeutet, dass man etwas entziffern kann.

Beispiel: Dös Kennzeichen derles i net, weils Auto z'weit weg is.
nömix - 27. Feb, 10:41

Aber ja, eh klar - (Blackout, klatsch mir grad mit der Hand auf die Stirn)
Ist halt in der phonetischen Lautschrift schwerer zum derlesen, als wie zum derhören.
diefrogg - 27. Feb, 11:45

Wirklich!

Wir sollten eine Dialekt-Übersetzer-Gesellschaft gründen ;) Wenn sich damit Geld verdienen liesse, wären wir ziemlich schnell vermögende Leute.
Kulturflaneur - 27. Feb, 15:21

@nömix: Do di dodi Di, do dr dodi Dodi

“Duana daune do. Doda dadiada da do, du Dodl du.“
(“Tu ihn weiter weg. Dort verdorrt er dir doch, du Dummkopf.“)

Toll, aber trotz einer Mutter, die halb in St. Gallen, halb im Allgäu
aufgewachsen ist, kann ich diesen Satz nicht einmal ansatzweise
nachvollziehen.

Da ist mir der Witz über den Basler Bildredaktor beim "Blick"
in den Sinn gekommen: Als er das Bild vom Unfall von Lady Di sah,
zeigte er aufs Bild und sagte:

Do di dodi Di, do dr dodi Dodi
nömix - 27. Feb, 16:55

"Wenn sich damit Geld verdienen liesse, wären wir ziemlich schnell vermögende Leute."
D'accord, liebe Frogg,
"ollaweu 's lossad se a Geaschtl mochn mit den, nau warad ma sche gach hochweis." ;)
diefrogg - 24. Feb, 15:03

An Frau Walküre und

MadProfessor: Die Herausforderung nehme ich gerne an. Leide allerdings im Moment ein wenig an Zeitknappheit. Aber ich versprechs! Ich versuchs mit dem Text von Frau Walküre und wenn Sie, Herr Professor, mir auch noch etwas unterschieben möchten... nur zu!

Noch zum "Totemüggerli". Eins ist wichtig: Der Text verdankt dem Dadaismus wohl ebenso viel wie der alpinen Gespenstergeschichten-Tradition. Ich habe mich gestern selber an die Übersetzung gemacht und bin zu folgendem Schluss gekommen: Das Handlungsgerüst lässt sich sogar für Muttersprachler nur so der groben Linie entlang erschliessen (der Schluss ist relativ einfach, damit würde ich anfangen). An manchen Stellen hilft allerdings ohnehin nur noch entweder die Phantasie oder die Reduktion aufs ganz Elementare.

Ich helfe da und dort gerne ein bisschen weiter. Bin selber ganz begeistert vom heiteren Rätselraten!

MadProfessor - 24. Feb, 22:24

Liebe Fr. die Frogg !
Ich muss gestehen, dass ich beim Recherchieren nach bestimmten Begriffen (Schibützu und pfoderet) auf die Seite
http://www.hucky.org/mamboo/content/view/6/22/ gestossen bin - es scheint, als wären wir nicht die ersten gewesen, die vor dieser Prüfung gestanden wären bzw. ist das "Totemüggerli" dermassen bekannt und anregend, dass es sich anbietet, ins Hochdeutsche zu übersetzen.
Ist auch eine schöne Gespenstergeschichte ...
Dafür kann ich immerhin behaupten, von dem Trailer zu den armen Seelen ungefähr die Hälfte verstanden zu haben ;-)

Evtl. findet sich so etwas ähnliches ja auch zu H.C. Artmann, der ja auch kein Unbekannter ist - seine Geschichten sind zwar nicht so ursprünglich wie das "Totemüggerli", aber er war der erste, der mit Mundart in den 50ern zu experimentieren begann und welche mehr aus einer urbanen Wüste kommen (makabre Litaneien aus der Wiener Vorstadt ...)

@Fr. Walküre:
Ihren Text wollte ich beinahe selber reinstellen, H.C. Artmann und die "schwozze Tint'n" bieten sich dafür ja an ...
Von den drei Gedichten von Ihm, die im Netz schnell zu finden sind, nehme ich mal den Blaubart:

blauboad 1

i bin a ringlgschbüübsizza
und hob scho sim weiwa daschlong
und eanare gebeina
untan schlofzimabon fagrom..

heit lod i ma r ei di ochte
zu einen libesdraum-
daun schdol i owa s oaschestrion ei
und bek s me n hakal zaum!

so fafoa r e med ole maln
wau ma d easchte en gschdis hod gem-
das s mii amoe darwischn wean
doss wiad kar mendsch darlem!

i bin a ringlgschbüübsizza
(und schlof en da nocht nua bein liacht
wäu i mi waun s so finzta is
fua de dodn weiwa fiacht..)

Erschwerend (und auch für Wiener nicht so leicht verständlich) ist, dass es zwar Mundart,
phonetisch durchaus entsprechend, in Schriftform aber schon ein bisschen verzerrt ist.
Eventuell möchte ja Rockhound etwas Hilfestellung leisten ;-)

katiza - 24. Feb, 22:33

Danke Frau Frogg für die dialektische Anregung und danke Prof. für eines meiner Lieblingsgedichte....

Rockhound - 25. Feb, 08:15

Nein, das will Frau Rockhound bestimmt nicht. Frau Rockhound ist froh, wenn sie ihre nähere Umgebung ab und zu richtig versteht. ;-)
diefrogg - 25. Feb, 18:26

@madprofessor:

Tjaaa, der Link ist ja ganz interessant und nimmt Ihnen natürlich jetzt die ganze Arbeit ab. Aber so wirklich überzeugen tut mich die Übersetzung auf Hucky denn auch nicht. Nur ein Beispiel: Die Eigennamen der Protagonisten "Houderebäseler" und "Schöppelimunggi" mit Holunderstaudenpascal und Schnulleredmund zu übersetzen mutet mich denn doch etwas seltsam an. "Schöppelimunggi" wäre in meiner Interpretation eher der "Fläschchenkauer" (das Wort "Schoppe" bezeichnet nämlich ein Babyfläschchen - vielleicht war aber Schöppelimunggi auch einfach ein beseelter Trinker. "Houderebäseler" heisst bei mir eher "Holunderfeger" - was wohl heisst, dass er vom Bauernhof kam, weil hinter den Ställen immer Holunder wuchs.

Gegen "Edmund" und "Pascal" spricht: Beide Eigennamen sind in der Berner Landschaft nicht sehr traditionell. Und wenn schon hiesse es dann "Schöppeli-Edu" oder "Houdere-Päscu".

Aber ich will hier nicht pedantisch werden, sondern nur verständlich machen: Der Phantasie sind bei dieser Story keine Grenzen gesetzt.
diefrogg - 25. Feb, 18:49

Was den "Ringelspiel-

Besitzer" angeht: Den nehme ich mir dann morgen vor! Einstweilen nur mal danke an katiza und Herrn nömix für die Hilfestellung. Wenn man das Gedicht hört, versteht mans doch gleich viel besser (unds macht erst noch ziemlich viel Spass!)
Kulturflaneur - 26. Feb, 01:03

Totemügerli in Rätoromanisch

Ich finde Frau Frogg ein bisschen gemein — stellt sie doch dem MadProfessor ein unlösbares Rätsel. Praktisch jeder Satz ist mit erfundenen Phantasiewörtern gespickt, bei denen auch Schweizerdeutsch Sprechende nur vermuten können, was sie bedeuten könnten. Deshalb der Hinweis auf Blogwiese, der als Deutscher, der in der Schweiz lebt, dieses geniale, sprachschöpferische Dialektkunstwerk zur Schweizer Aufnahmeprüfung erhoben hat. Auch die Kommentare sind lesenswert.

Das Totemügerli gibt's übrigens auch auf Französisch und Rätoromanisch. Und natürlich sind diese Übersetzungen genau so pseudofranzösisch und pseudoromanisch wie das Totemügerli pseudoberndeutsch ist. Aber zieht Euch doch die rätoromanische Version selber rein: Das Totemügerli auf Rätoromanisch von Franz Hohler. (Dieses Video ist eine über zweistündige Aufzeichnung der Gala zum 50. Jubiläum der ktv-Börse, der schweizerischen Kleinkunstbörse in Thun. Das Totemügerli in Rätoromanisch ist etwa nach 53 bis 55% der Gesamtlänge.) Ein Sprachfeuerwerk für alle - man muss kein Rätoromanisch können, aber gut ist, wenn man die ungefähre Handlung des Totemügerli kennt. Viel Spass!

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