Ratlose Bloggerin
Nun stehen Blogger ja stets unter Narzissmus-Verdacht. Wer sich "eine halbe Stunde durch das Online-Meer der Blogs und Tweets kämpft ... stösst auf Tausende von Menschen, die von ihrer eigenen Person fasziniert sind und nach Aufmerksamkeit schreien", schreibt etwa Sarah Bakewell*.
Ich glaube aber, dass die gute Blogs weit mehr sind als Selbstbespiegelung der Autoren. Für mich sind gute Blogs die Fortsetzung der Schriftstellerei in einem relativ neuen Medium. Gute Blogger halten ihren Spiegel nicht vor ihr Gesicht. Sie halten ihn von ihrem Standpunkt aus der Welt hin. Und dann erzählen sie einem Blinden, was sie sehen.
Alles paletti, oder?
Mitnichten. Mehr Sorgen als der Narzissmus-Verdacht macht mir etwas ganz anderes: Das Internet ist relativ neu, aber es wandelt sich rasend schnell. Bloggen scheint heute hoffnungslos veraltet. Alle Blogs haben massiv Leser verloren, auch meiner. Twoday scheint vor sich hinzudämmern. Facebook war vor zwei Jahren der grosse Hype - jetzt hat es seinen Zenith überschritten. Ist Twittern der neue Hype? Ich weiss es nicht. Es interessiert mich nicht.
Aber ich frage mich oft: Wie soll es mit meinem Blog weitergehen? Ist twoday noch der richtige Ort? Soll ich überhaupt noch bloggen? Ich bin ratlos.
* zitiert aus Richard Sennett: "Zusammenarbeit", Hanser Berlin 2012, S. 44
Bitte, schreiben Sie weiter. Ich lese Sie gern ... :)
Oh, vielen Dank, Britt!
Mit der Kommunikation sprechen Sie einen sehr wichtigen Aspekt an. Noch heute lese ich beim Bloggen immer wieder Kommentare (oder lerne andere Blogger kennen), die mir viel bedeuten und meine Gedanken auf neue Wege bringen, ja, mein Leben verändern. Und das ist ja eine Aufgabe der Literatur...
Das Bild mit...
Das hat doch teils erhebliche Einbussen in der Qualität zur Folge, dünkt mich.
Ach, herrje, Frau Advokatin!
Ganz abgesehen davon: Die Befreiung des unzuverlässigen Erzählers erlaubt manchmal charmante und manchmal teuflische Einblicke in die Seelen der Autoren.
Meine Rede, Herr nömix,
Aber auf mich können Sie wahrscheinlich weiterhin zählen, Herr nömix. Und ich hoffentlich auf Sie! Ich habe kein Talent fürs Facebook.
Ich verstehe auch gar nicht, wie einem das Bedürfnis zu schreiben plötzlich abhanden kommen kann...
Die Zeit ja, die Lust manchmal auch, aber das schiere Bedürfnis zu schreiben?
Ich dachte immer das sei angeboren...
Manchmal hoch literarisch, manchmal alltäglich trivial, manchmal emotional, manchmal gesellschaftskritisch, manchmal auch alles zusammen - und manchmal nichts von all dem. Keine Zensur, sondern schreiben frei von der Leber weg. Weshalb sollte man einen Platz, den man liebgewonnen hat, verlassen, nur weil man das Gefühl hat, andere tun das auch ? Sie als Schweizerin wissen, was ich meine, wenn ich sage: Wer einen Berg erwandert und dabei mehr auf die anderen Leute schaut als auf seinen eigenen Weg, wird sehr wahrscheinlich ins Straucheln kommen.
Bleiben Sie und schreiben Sie weiter. Bitte.
Die gleiche Bitte richte ich...
Nein, ich höre sicher nicht auf, zumal ich meinem Blog bzw. meiner Leserschaft auch dankbar bin, weil sie mir nicht unwesentlich über die schwere Zeit der Krankheit und des Todes meiner Eltern und andere Krisen und schwierige Situationen hinweggeholfen hat, vom Gewinn persönlicher Begegnungen ganz zu schweigen. Darüber hinaus dokumentiert mein Weblog die bislang intensivsten Jahre meines Lebens - für mich und die Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten, egal wie lange die gemeinsame Wanderung dauert (auch ich vermisse manche BloggerInnen).
Ein mich bewegender Gedankengang, ein mich irritierender Gefühlsstrang wird von mir im Blogentrag so gewandelt, dass er mich nicht verrät und dennoch meinem Bedürfnis diskutiert zu werden entspricht. Diskutiert wird nicht. Es wird kommentiert. Auf der einen Seite sättigt, auf der anderen Seite langweilt, oder vielmehr: frustriert es mich. Diese kurzgehaltenen Jubel- oder Buh-Rufe. Einsam fliegen einzelne Schlüpper oder Tomaten auf die Bühne. Ich aber möchte auf keiner Bühne sitzen und in die Dunkelheit eines rezipietatorischen Wolfsschlundes starren, mich an Stangen räkeln, Kalauern, die Alleinunterhalterin mimen. Das ist Alles nicht meine Tasse Tee. Ich bin mehr jene, die in der Runde am Feuer sitzt, am runden Tisch, ich liebe KreisLäufe. Ich möchte keine hervorgehobene Sonderposition innehaben. Möchte schweigen können, ohne dass durch ein zufriedenes, oder dem Ein.wirken von Ein.drücken geschuldetes Schweigen die Kommunikation abbräche.
...und deswegen - verzeihen Sie, wenn ich vulgär werde - kotzt mich bloggen zuweilen ungemein an. Überfällt mich regelmäßig ein sich verfestigendes Gefühl der Sinn-Freiheit bzgl meines Bloggens. Deswegen verstehe ich - von mir ausgehend - dass so mancher Blog von heute auf morgen geschlossen wird. Auch die Fortexistenz des meinen ist unsicher und verbleibt wage. Beitrage kosten mich teils Überwindung, werden oftmals mit einem Murren verfasst...und dennoch beschert das Bloggen zumindest die Ahnung eines AusTausches. Die Er.innerung. "Früher" bot das Internet die Freiheit das eigene Wohnzimmer seiner räumlichen und zeitlichen Begrenzungen zu entheben. Man lud Freunde ein, deren Anzahl die eigenen vier Wände zum Platzen brächte. Heutzutage gleicht die virtuelle Kommunikation einem Haltestop an der Kreuzung. Kurzes Nicken, kurzes Handzeichen - und Gas-und-weg.
i-jemand hat über Twitter.s 140-Zeichen-Begrenzung ironisch geäußert: "Aber wie soll ich soviel Worter finden?" Ein Kalauer jagd den nächsten, Nichtigkeiten verblubbern sich im virtuellen Äther. Twitter erschließt sich mir nicht. Es führt als Kommunikationsinstrument jedwelchen Ansatz eines Austausches ad absurdum.
...ich verbleibe kopfschüttelnd, irritiert... auf der Suche nach dem Goldenen Schlüssel, den ich erhoffe.... um mich selber abzulenken von der Gewissheit, dass der Wunsch nach Reflektion, nach AusTausch, nach Wachstum, die Fährten eines Sinnes aufzunehmen... sich immer mehr entmaterialisiert. Irgendwann wird die Menschheit wieder auf Bäumen sitzen (mit Mac-Notbook), Bananen auf die Köpfe hauen und kopulieren. Natürlich nur virtuell. Wegen der Infektionen. Und der Bequemlichkeit. Und dieses irgendwann ist im Grunde bereits eingetreten.
Ich mag keine Bananen. Aber ich liebe den Austausch. Ich mag es von anderen Menschen in deren reflektierte Gedankenwelten und -s.v.- darüber, über meinen Tellerrand geschubst zu werden.
"Zähmen, das ist eine in Vergessenheit geratene Sache" sagte der Fuchs. "Es bedeutet, sich VERTRAUT machen."
"Vertraut machen?"
"Gewiss" sagte der Fuchs. Noch bist du für mich nichts als ein kleiner Junge, der hunderttausend kleinen Jungen völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt..."
"Ich beginne zu verstehen" sagte der kleine Prinz.
...zu verstehen zu beginnen - das ist für mich ein magischer Moment, in den Fluß eines anderen eintauchen zu dürfen, um sich dort wieder-zu-er-finden. Genau deswegen brauch ich das Bloggen. Und Sie, Frau Frogg.
So machte der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und als die Stunde des Abschieds nahe war:
"Ach", sagte der Fuchs, "ich werde weinen."
"Das ist deine Schuld", sagte der kleine Prinz, "Ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, dass ich dich zähme..."
"Gewiss", sagte der Fuchs.
"Aber nun wirst du weinen!" sagte der kleine Prinz
"Bestimmt", sagte der Fuchs.
"So hast du also nichts gewonnen!"
"Ich habe", so sagte der Fuchs "die Farbe des Weizens gewonnen."
Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz
Sie, liebe Frau Frogg, gestalten mein Leben bunter und verleihen dem Weizen einen herrlichen Anstrich. That.s it.
Oh, danke!
So beginne ich auch Ihren Blog besser zu verstehen - Ihren zauberhaft, verhext wirkenden Auftritt - und die vielen, vielen Kommentare. Es scheint mir, dass Sie trotz des von Ihnen beklagten Fehlens von Diskussionen bei Ihrem Blog eine weit herum geschätzte Diskussionskultur haben.
Was das Problem des Austauschs, der Diskussion betrifft: Ja, der fehlt mir zuweilen auch - oder er geht mir nicht in die Richtung, die ich suche. Ich weiss nicht, wie es früher war. Ich hatte schon vor zehn Jahren den Eindruck, dass das beste, was in Netz bekommen kann, ein gewitzter Dialog ist.
Aber ich muss sagen: Zum Teil muss ich das Scheitern früher auch mir selber zuschreiben. Ich war früher zu sehr darauf bedacht, auf meinem Blog Platzhirsch zu sein. Ich bin gelassener geworden. Und meine Leser sind es auch.
ist doch schön, an etwas lange festzuhalten. und die meisten blogerInnen, die ich kennenlernen durfte, waren dann auch irl eine bereicherung.
Ja, die Dauer...
Bei Ihnen finde ich zuweilen ein Aufblitzen, das mich richtig packt. Ihre Sammlung von guten Filmen - oder die Geschichte mit dem Immigranten, an die ich mich noch vage erinnere...
Eben habe ich Ihren Blog...
Ich teile übrigens Ihre Meinung: Ja, es kommt auf die Qualität an. Aber ich frage mich: Was heisst das überhaupt? Ich finde Literaturblogs häufig blass und aufgeblasen. Mir ist das pralle Leben lieber - was wohl eher damit zu tun hat, dass ich inzwischen den Journalismus als Messlatte sehe und nicht die Literatur. Natürlich ärgere ich mich, wenn eine Buchbesprechung meine Ansprüche nicht befriedigt. Aber im Netz finde ich ja dann doch irgendwo eine, die es tut.
Gerade puncto Literaturbesprechung hätten wir auf den Blogs auch die Chancen, uns von den Konventionen des Literaturbetriebs zu lösen und etwas "Frisches" zu machen - wie es auch immer geartet sein mag. Aber ich gebe zu: Ich habe bislang nichts gefunden, was mich überzeugt.
Meinen eigenen Blog halte ich absichtlich konzeptlos. Ich kann mich bei der Arbeit durch Konzepte einschränken lassen - in meiner Freizeit tue ich das lieber nicht. Das ist wohl die Schwäche der deutschsprachigen Blogs, die Sie ansprechen: Es fehlt den meisten an einer Art von Professionalität.
Das mit dem Kommentieren...
Was die fehlende Fähigkeit zur richtigen Selbsteinschätzung betrifft: Ich beobachte auch auf dem Netz eine Art Gruppen- und Habitusbildung bis hin zu blasierten sozialen Hierarchien.
Ich habe gelernt, mich nicht darüber zu ärgern, dass ich nicht zu den A-Bloggern gehöre. Und spare mir umgekehrt auch die regelmässige Lektüre von Blogs, die mir im Stil nicht so passen, oder die mich langweilen.
Den Spreu vom Weizen zu trennen - diese Aufgabe nimmt einem wohl im Netz niemand ab.
:)))
wohin sonst soll man all die gedanken tun, die sich im kopf breit machen, karusell reiten, auf barrikaden steigen, unter der discokugel tanzen, wütend vasen schmeissen oder nur ruhig musik hören, wenn nicht im blog?
kein mensch hört dir soviel zu, wie dein blog.
ich lese dich.
Wunderschöne Bilder,
Originalkopie
(Anmerkung: ich bedaure, dass Sie es nicht nach Meißen schaffen, ich hätte Sie gerne persönlich kennen gelernt.)
Und jetzt die Eloge:
Bloggen? Was für eine sich selbst ans Absurdum führende, narzisstische Angeberei, als wäre das Ausgeworfene die Krone literarischer Schöpfung. Das Blog, ein Sammelsurium angeberischer Selbstbeweinung, welches durch seine Struktur eine Persönlichkeit invers proportional in ihrer Kommunikationsfähigkeit aufblättert.Ein Blog kann sehr viel über seine Autorin aussagen, auch dann, wenn es nicht geführt wird. (Es gibt ja Menschen, die weder verstehen, warum man bloggt, es noch je tun würden.)
Es gibt ein interessantes Buch von Stephen R. Covey: Die sieben Wege zur Effektivität. Als ich einmal in Sonoma, CA, beim Friseur saß, (und dieser Nebensatz ist schon gelogen, denn es war mein Freund, der sich pudelscheren ließ, während ich in einem Frühstückskaffeehaus mit einem Komponisten plauderte) äußerte sich dieser hinsichtlich meiner Begeisterung für das Buch, welches ich damals gerade las, (das Buch ist verpflichtend für jeden Psychologie-Studenten in den USA) mit dem lakonischen Ausruf: "Oh! This masterpiece of American puritanism".
In einem Blog kann ich in so einem Absatz mehr angeben, als ich es je im Gespräch könnte, ohne übertrieben angeberisch entlarvt werden zu können.
1) Ich lese ein Buch, was viele Menschen für ein sehr gutes Buch halten.
2) Ich lese überhaupt.
3) Ich war schon in Sonoma. Sonoma ist zu Napa (beides sind Städtchen, für die es ein je gleichnamiges Valley gibt) das, was Sievering zu Grinzing ist. Ein Synonym für Wein, wobei Sievering den einheimischen Wienern mehr zusagt, als die Tourismus-Multischenke Grinzing. (Beides sind Heurigen-Zentren in Wien, wo man sich abfüllen lässt. Die Wiener amüsieren sich köstlich, wenn die Deutschen den Wein unterschätzen und nach drei Viertel dann torkelnd auf den Straßen wandeln.
4) Ich kann einfließen lassen, dass mir Sonoma besser gefällt als Napa, weil ich eben "elitär" und etwas "bio" bin. In Sonoma gibt es nämlich einen Bauernmarkt, den man sonst nicht so leicht in Kalifornien findet.
5) Ich scheine mich mich mit dem amerikanischen College-System auszukennen.
6) Ich erwarte, dass jeder meine Anspielungen erkennt und versteht und in eine begeisterte "Ah, toll"-Bewunderung gleich direkt auf den Arsch fliegt.
Mein Exhibitionismus geht so weit, dass ich das Bloggen schon mal als eine Vorstufe zum Vögeln gesehen habe. Ich kann mich herrlich produzieren und manche Frauen werden neugierig und geben sich mit dem größten Vergnügen hin. Das funktioniert noch besser als mit dem Klavierspiel, weil das Klavier ja nicht immer zur Verfügung steht. Man kann auch nicht mit seiner Schwanzgröße prahlen, wenn er gerade amputiert worden ist. (Nein, nicht was Sie jetzt denken: meiner ist noch dran.)
Ein Blog zeigt einfach, was für ein toller Mensch man ist. Man gehört nicht zu den 20%, die noch nicht einmal lesen können. (PISA-Studie) Man beherrscht sogar einigermaßen die Rechtschreibung. Man darf sich als umjubelter Journalist fühlen, der kein Risiko der Ablehnung eingeht. Wie oft habe ich mir gedacht, dass ich etwas denke, was es als Artikel oder als "die andere Meinung" in ein anerkanntes Printmedium schaffen müsste. Dann müsste ich das aber auch einsenden und würde Zurückweisung riskieren.
Strahle ich einmal nicht, dient das Blog noch immer als Ausweinbasis, die ich persönlich nicht verwende, weil ich ja auch der Nachwelt als strahlender Held erhalten werden möchte. Das Äußerste der Gefühle ist die Ausschleimbasis. Es gibt doch wirklich viel zu vieles, über das man sich aufregen kann. Ich wurde sogar schon kommentiert, dass meine Zornesausbrüche das Beste wären, welches auf meinem Blog zu finden sei.
Vieles könnte ich hier noch ausführen, um zu zeigen, dass ein Blog in Wirklichkeit ein selbsttherapeutischer Ansatz ist, sich mit seinen Schwächen und Eitelkeiten auseinander zu setzen. Wenn die Therapie anschlägt, fällt es einem wie Schuppen von den Augen und schaudernd fragt man sich, wie man einem derartigen Blogoholismus verfallen konnte.
Mitleidig sieht man auf die Zwitschernden und die ihr einziges Buch auf dem Gesicht tragenden Koma-Schreiber herunter. Dort ist das Hirn ja bereits soweit verkommen, dass nur mehr Fünckchen eigener Gedanken wie der Rest einer vom Wind vertragenden Glut irgendwo einen Waldbrand entfachen können.
Gestern las ich in den Medien, dass man im Zuge einer Razzia auf der Suche nach Kinderpornographie einen "Akadamiker", der vor dem Bildschirm einem Herzinfarkt erlegen war und damit selbst der Verfolgung entzogen hatte, vorgefunden hätte.
Ich frage mich, ob es nicht einmal ein Blog geben könnte, dessen plötzliches Ausbleiben die Stammlesen dazu bringen könnte, die Polizei zu alarmieren, ob denn da nicht einer schon wochenlang in seinem Domizil verrotte, ohne dass die Nachbarn es mitbekommen hätten.
Bloggen, diese Ausgeburt selbstherrlicher Selbstüberschätzung. Twittern, die neue Variante des Tourette-Syndroms, Facebooken, der krampfhafte Versuch, die hehren Gedanken einer leeren Hirnmassenmenge einzuflößen, wobei hier noch das "Liken" von Inhalten eine Rolle spielt, deren Aktualität den alten Bärten der über sechshundert Jahre alten Gestalten aus der Genesis nicht nachsteht.
Das Letztere wird einmal die neue Bibel sein. Jemand wird die Ergüsse auf Facebook analysieren und sie als göttliche Eingebung hinstellen. Die etwas gehobenere Darstellung in Blogs wird in den Schriften der neuen Propheten zusammengefasst werden. Die bekannten A-Blogger werden jeder ein eigenes Buch bekommen. Das Buch Walhalladada, das Buch Herbst, das Buch Nömix. Unsere Zeit der Medienaufklärung wird in den Geschichts- und Lehrbüchern mit "nömizianischer Verwirrungsmediologie" angeführt werden.
Das Buch Herbst wird mit einer Wehklage enden, die das Ausbleiben des Winters mit dem Ausbleiben eines dritten Satzes von Schuberts Unvollendeter vergleicht.
Die Klasse (im mathematischen Sinn) der Blogger hat sich ungefähr in der gleichen Epoche formiert, in der Menschen den Computer akzeptiert haben, die ihn sonst abgelehnt hätten. Schriftsteller schreiben nicht mehr mit ihrer einen geliebten Schreibmaschine oder überhaupt mit Papier und Füllfeder. Es gibt ein neues verzeihendes Medium, welches nicht sofort aufbrüllt, wenn es vergewaltigt wird.
Zurückkommend auf die selbsttherapeutische Wirkung des Bloggens muss davon ausgegangen werden, dass bei einer ähnlichen intellektuellen Basisstruktur ziemlich gleichzeitig der Heilungseffekt stattfinden und sich manifestieren wird.
Ich schlage mir mit der flachen Hand auf die Stirn und frage mich, ob ich es war, der das alles geschrieben hat. Ist ja fürchterlich. Einzige Rettung absoluter Entzug.
Und wie beim Alkoholismus reicht ein einziger kleiner Kommentar, um wieder dem Pegelbloggen zu erliegen. "Habe ich heute schon gebloggt oder bin ich wirklich so leer, wie ich mich fühle?" Eine teuflische Fragestellung.
Scheut man sich allerdings, diese Frage an sich selbst zu stellen, lässt es sich immer in den Wehklage verpacken: "Warum bloggen denn die anderen nicht mehr?"
Es gibt genügend hinreichende Gründe, welche für das Bloggen sprechen. Bloggen als Bereicherung des Horizonts und vieles andere, dass ich hier jetzt nicht erwähne, um den Grundtenor dieses Beitrags nicht abzuschwächen.
Doch ja! Es gibt Gründe, mit dem Bloggen aufzuhören. Genauso wie es den Weihnachtsmann gibt. Und diese Gründe sind nicht weniger edel...
Na, das ist ja...
Immerhin scheint es meinem Blog zu gelingen, den Ihren gelegentlich zu inspirieren. Wenn das keine Existenzberechtigung ist ;)
Zu Ihrem Inhalt nur eins: Wenn ich ein Buch empfehle, dann tue ich es nicht aus dem Bedürfnis, mich selber darzustellen (ich war leider noch nie in Sonoma - wenn auch vielleicht in der Nähe, so genau weiss ich es nicht mehr).
Ich tue es, weil ein Buch mir Fragen stellt, die ich an die Welt weiter leiten möchte. Oder weil ich finde, dass alle Welt dieses Buch lesen sollte!
Wär schad, wenn sie aus irgendwelchen Gründen das Schreiben hier aufgeben würden. Ich tät sie sehr vermissen, weil hier habe ich bislang sehr viel Menschsein erfahren und zu schätzen gelernt.
Ich bitt darum, bleiben sie.
Natürlich ist Bloggen schon ein bisserl antiquiert, aber Substanz, wie hier, ist anderswo schwer zu finden.
Schreiben braucht Zeit, sowie auch Lesen, und diese Zeit sollten wir uns nehmen anstatt sie zu sparen (weil wofür?).
Ja, das ist das...
Ist ja unglaublich, wie viele ...
- Zuerst etwas Technisches: Wer seinen twoday-Blog mit fb verbinden möchte, um seine Leserschaft zu vergrössern, kann das auf fb relativ einfach tun. Die Application rssgraffiti publiziert geschriebene Einträge automatisch auf fb. Diese automatischen Teaser bringen Facebook-FreundInnen, die nicht bloggen, dazu auch mal einen Eintrag zu lesen und zu liken. Ich selber hasse das Kurzfutter auf fb, benutze fb nur für ganz bestimmte Zwecke und bin deshalb froh über diese "automatische" Aktivität auf meinem fb-Profil. Ein Nachteil hat rssgraffiti allerdings: Es verknüpft den Blogger-Nick mit dem realen Namen und zumindest auf fb geht die von manchen sorgsam gewahrte und kultivierte Blogger-Identität verloren.
- Wie die vielen Kommentare zeigen, gibt so viele Gründe zu bloggen, wie es BloggerInnen gibt. Aber zentral ist doch, dass Schreiben auch Spass machen kann. Eine elegante Formulierung in die Tastatur zu hauen, ist pure Freude. Allerdings: Gutes Schreiben kommt nicht von alleine, sondern muss geübt werden. Beruflich muss ich immer wieder schlechte Texte von anderen redigieren, das Bloggen gibt mir die Möglichkeit eigene Texte zu verfassen und zu publizieren zu Themen, die mich interessieren und beschäftigen. Für mich bietet twoday also auch die Möglichkeit, mein Schreiben zu verbessern, weil: Schreiben im stillen Kämmerlein ohne potenzielle Leserschaft - und sei sie noch so anonym - hat mich noch nie interessiert, denn Schreiben ist eine Form von Kommunikation und Austausch.
Danke, Herr T.
Gott sei Dank...
Und: Danke für die Grüsse ;)))
Ach
liebe Fröschin, ich fühle mich betroffen (die Sache mit dem Spiegeln, dem
Narzissmus wieder einmal ;-) ) und immer wieder sitze ich vor meinem
Computer und beginne zu schreiben, doch dann… kommt mir wieder das Leben
dazwischen. Dabei gäbe es reichlich zu berichten von den vielen wundervollen
Abenteuern auf hoher See mit dem 1. Offizier, Schulter an Schulter. Ständig
entdecken wir neue Inseln und kapern die Herzen faszinierende Menschen, Einhörner
säumen unseren Weg, wir steigen auf und tauchen unter und abends dann verwüsten
wir die Kombüse und ruhen uns bei einem Kreuzworträtsel am Vorderdeck unseren
sieben Weltmeeren aus. Ja, darüber möchte ich schreiben, mein Glück
hinausschreien und die Welt verostsieren. Aber dann lass ich doch wieder das
Logbuch Logbuch sein und flüstere dem Loverman mein Glück ins Ohr. Ich lebe,
lebe, lebe.
Dazwischen
schreibe ich um zu leben.Aber irgendwann einmal wieder müssen all die Geschichten
aus meinem Hirn und Herzen in mein Blog, das spüre ich während ich diese Worte
tippe. Versprochen, liebe Fröschin. Doch nun wieder an die Arbeit.
Ach, es freut mich so...,
Ich les Dich gern, wenn Du da bist. Dafür sind diese Abos ja da! Wenn Du nicht da bist, kann ich wenigstens davon ausgehen, dass Du nicht aus Traurigkeit schweigst!
da schreiben Sie was!
Nämlich genau das was ich auch schon länger denke und mich frage.
Ihr Eintrag hier hätte fast genau so auch von mir sein können.
Nur Antwort auf die Frage wie es denn weiter gehen soll, wenn Bloggen immer mehr aus der Mode kommt, habe ich leider auch keine anzubieten. :-(
Ich geh darum jetzt erstmal in den Kommentaren nachlesen, ob die Damen und Herren Mitblogger mehr Plan haben als ich...
Grüßle vom Rössle
Tja, Frau Rössle...
Dass man seine Absonderungen auf dem Internet als etwas Fäkales abtut (wie Sie das mit Ihren Rossbollen tun) - hat wohl seine Berechtigung und ist gar nicht so unverbreitet.
Mir persönlich bereitet sie aber ein gewisses Missbehagen. Ich möchte meine Absonderungen doch so gern als etwas Wertvolles, etwas Goldenes sehen ;)
Vielleicht müssten wir die Alchemie des Bloggens erfinden ;)
sie wissen doch, Blogs sind die Klowände des Internets. ;-)
Ich glaube sie missverstehen meine Blog-Aussage da ein ganz klein wenig...
Die vermeintliche Abwertung ist lediglich die Spiegelung der Meinung von manchen Menschen über das Bloggen.
Und das was beim Rössle so hinten rauskommt ;-) ist ja bekanntlich auch ein guter Dünger, auf dem vielleicht ja auch kreative Ideen gut wachsen können. :-)
Ob man daraus dann womöglich auch noch Gold machen könnte wage ich jetzt aber nicht zu beurteilen. ;-)
grüße
Extra angemeldet hier für diesen Kommentar
Deutsch und deutlich noch: Ich lese hier gerne, immer wieder, alles. Ein selbst gehosteter Blog wäre natürlich besser, mit der Wordpress-Software. Andrerseits ist das Bessere ja auch der Feind des Guten...
Liebe Grüsse
Hotcha
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