Drei Küsschen
In der Deutschschweiz begrüsst man einander mit drei Küsschen - links - rechts - links. Punkt. Das ist so selbstverständlich, dass ich auch schon Besucher aus Deutschland, Österreich oder England dreimal geküsst habe - die waren dann jeweils leicht verwirrt über eine solch exzessive Küsserei.
In meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es seit langem genau zwei Frauen, die dieses Kussritual verweigern. Sie küssen nur einmal ... oder ist es jetzt zweimal? Ich bin nie ganz sicher, und überhaupt kommt mir das etwas zickig vor. Als würden sie mir bei der Begrüssung nicht sagen: "Hallo, freut mich, dich zu sehen." Sondern: "Moi! Ich bin so unkonventionell, dass ich mich an Deine kleinkarierten Regeln nicht zu halten brauche. Richte Du Dich gefälligst nach meinen!"
Die englische Anthropologin Kate Fox gibt mir in dieser Frage recht. Solche Regeln seien wichtig für die menschliche Psyche. Jeder Bereich des Zusammenlebens sei durch sie bestimmt, man nenne das "Zivilisation", schreibt sie in ihrem Buch "Watching the English", in dem sie die Rituale des Zusammenlebens in England studiert hat. Grussregeln seien ein Mittel, das Kennenlernen oder den sozialen Zusammenhalt zwischen Menschen zu fördern. Wobei sie wenig später über den kläglichen Mangel an verbindlichen Grussregeln in England lästert: "Wenn wir uns vorstellen oder grüssen, neigen wir dazu, verlegen, ungeschickt und unelegant zu sein. Unter Freunden herrscht in dieser Hinsicht weniger Peinlichkeit, obwohl wir oft immer noch nicht genau wissen, was wir mit unseren Händen tun sollen, ob wir uns umarmen oder küssen sollen." Wie viel besser haben wir es da in der Schweiz, dachte ich. Da wissen wir wenigstens, was gilt.
Aber mit solchen Gewissheiten ist es jetzt vorbei, mussste ich vor zwei Monaten hier lesen! Die Dreiküsseregel kommt unter Druck, schreibt die Zeitung "20 Minuten". Küssen sei kompliziert und wirke altbacken, mahnen Stilexperten - was offenbar dazu führt, dass die jungen Leute in den Städten sich jetzt benehmen wie die Engländer: Sie stehen herum und wissen nicht wohin mit ihren Händen und Mündern.
Aber was gilt jetzt für mich? Ich weiss ja sehr wohl, dass die Regeln des Zusammenlebens nicht in Stein gemeisselt sind. Auch die Dreiküsschenregel begann vor etwas mehr als drei Jahrzehnten unter uns damals jungen Leuten und dehnte sich erst allmählich auf die älteren aus.
Soll mir einfach bitte bald jemand sagen, was jetzt gilt. Vorher nehme ich mir das Recht heraus, altbacken zu sein.
In meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es seit langem genau zwei Frauen, die dieses Kussritual verweigern. Sie küssen nur einmal ... oder ist es jetzt zweimal? Ich bin nie ganz sicher, und überhaupt kommt mir das etwas zickig vor. Als würden sie mir bei der Begrüssung nicht sagen: "Hallo, freut mich, dich zu sehen." Sondern: "Moi! Ich bin so unkonventionell, dass ich mich an Deine kleinkarierten Regeln nicht zu halten brauche. Richte Du Dich gefälligst nach meinen!"
Die englische Anthropologin Kate Fox gibt mir in dieser Frage recht. Solche Regeln seien wichtig für die menschliche Psyche. Jeder Bereich des Zusammenlebens sei durch sie bestimmt, man nenne das "Zivilisation", schreibt sie in ihrem Buch "Watching the English", in dem sie die Rituale des Zusammenlebens in England studiert hat. Grussregeln seien ein Mittel, das Kennenlernen oder den sozialen Zusammenhalt zwischen Menschen zu fördern. Wobei sie wenig später über den kläglichen Mangel an verbindlichen Grussregeln in England lästert: "Wenn wir uns vorstellen oder grüssen, neigen wir dazu, verlegen, ungeschickt und unelegant zu sein. Unter Freunden herrscht in dieser Hinsicht weniger Peinlichkeit, obwohl wir oft immer noch nicht genau wissen, was wir mit unseren Händen tun sollen, ob wir uns umarmen oder küssen sollen." Wie viel besser haben wir es da in der Schweiz, dachte ich. Da wissen wir wenigstens, was gilt.
Aber mit solchen Gewissheiten ist es jetzt vorbei, mussste ich vor zwei Monaten hier lesen! Die Dreiküsseregel kommt unter Druck, schreibt die Zeitung "20 Minuten". Küssen sei kompliziert und wirke altbacken, mahnen Stilexperten - was offenbar dazu führt, dass die jungen Leute in den Städten sich jetzt benehmen wie die Engländer: Sie stehen herum und wissen nicht wohin mit ihren Händen und Mündern.
Aber was gilt jetzt für mich? Ich weiss ja sehr wohl, dass die Regeln des Zusammenlebens nicht in Stein gemeisselt sind. Auch die Dreiküsschenregel begann vor etwas mehr als drei Jahrzehnten unter uns damals jungen Leuten und dehnte sich erst allmählich auf die älteren aus.
Soll mir einfach bitte bald jemand sagen, was jetzt gilt. Vorher nehme ich mir das Recht heraus, altbacken zu sein.
diefrogg - 29. Jan, 12:32
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